Bleib für immer!: Roman (German Edition)
davon, dass er einer anderen seine Telefonnummer gegeben hat.
Aber hat er mich nicht geküsst und vorgeschlagen, sich heute zu treffen?
Ja, aber bei wie vielen Frauen hat er das noch getan?
Ich werde mich einfach zusammenreißen müssen. Die Sache ist es nicht wert, noch einen Gedanken daran zu verschwenden. Ich werde es einfach auf der Stelle vergessen. Es nicht mehr erwähnen, nicht mal mehr daran denken.
Na also, es geht mir schon wieder besser.
68
Meine Wohnung, Montag, 9. April, 19:30
E S GEHT mir schrecklich.
69
I CH KANN NICHT FASSEN, dass ich meine Mutter angerufen habe, um mich ihr anzuvertrauen.
Doch nach fast vierundzwanzig Stunden, in denen ich praktisch an nichts anderes gedacht habe, muss ich mich ausheulen. Ausgerechnet jetzt hat Grace eine Deadline und darf laut Patrick nur ans Telefon gerufen werden, wenn Gott persönlich dran ist, um ihr mitzuteilen, dass er sie zur Millionärin machen will.
Charlotte hingegen ist offenbar den ganzen Abend im Fitnessstudio, Georgia hat sich sehr rücksichtslos auf ihre Hochzeitsreise verzogen, und was Valentina betrifft … nicht einmal im Angesicht tiefster Verzweiflung würde ich sie in einer solchen Angelegenheit ins Vertrauen ziehen.
»Ich hatte wirklich den Eindruck, dass er mich mag«, erzähle ich deshalb meiner Mutter. Mir ist bewusst, dass ich ein bisschen weinerlich klinge, aber es gehört eindeutig zum Aufgabenbereich einer Mutter, sich solche Sachen anzuhören.
»Es besteht ja immerhin die Möglichkeit, dass etwas dazwischengekommen ist«, sagt sie.
»Dann hätte er doch trotzdem anrufen können, oder?«
»Vielleicht hatte er ja einen Unfall«, schlägt sie fröhlich vor. »Wer weiß, in was für einem Zustand er sich befindet. So was kommt vor.«
»Jetzt noch mal zum Mitschreiben«, sage ich. »Du willst mich trösten, dass er sich nicht bei mir gemeldet hat, indem du mir einredest, er könnte verletzt oder tot sein.«
»Ja, schon gut«, meint sie. »Ich war noch nie gut in diesen Dingen, Evie. Bei so was hast du mich auch bisher nicht um Rat gefragt.«
Ich seufze. Das liegt daran, dass so etwas bisher eigentlich noch nicht passiert ist.
Das einzig Positive daran, dass es spät am Montagabend ist und Jack sich immer noch nicht gemeldet hat, ist, dass mein Wasserhahn jetzt blinkt und blitzt. Ich habe Stunden damit verbracht, den Kalkbelag mit einer alten Kartoffel und etwas Spüli abzuschrubben. Das muss man den Putzteufeln wirklich lassen, das ist ein richtig guter Tipp.
Allmählich mache ich mir allerdings Sorgen um meine geistige Gesundheit.
70
Meine Wohnung, Dienstag, 10. April
I CH KANN UNMÖGLICH noch eine Nachricht auf seiner Mailbox hinterlassen. Ich werde ihn einfach vergessen. Ich meine, was ist schon groß passiert? Es war nur ein Kuss. Und er ist nur ein Mann. Dann hat er eben wunderschöne Augen und einen Traumkörper und ist überhaupt generell toll. Jetzt wünschte ich, ich hätte mit ihm geschlafen.
Jaaaa!
Nein, tue ich nicht.
Ach, verdammt noch mal.
71
Meine Wohnung, Mittwoch, 11. April
S CHON MITTWOCH, und immer noch kein Anruf. Was ich nicht verstehe, ist, warum er überhaupt von sich aus sagt, er würde mich anrufen, wenn er es dann nicht tut. Warum hat er nicht einfach gar nichts gesagt?
Valentinas Weisheiten zu diesem Thema sind genau, was ich hören will.
»Manche Männer finden es offenbar unhöflich, nicht zu sagen, sie würden anrufen, nachdem sie mit einem geknutscht haben.« Sie zuckt mit den Achseln. »Sie sagen es nur, um eine Gesprächspause zu überbrücken, ohne die Absicht, es tatsächlich zu tun. Nicht, dass mir persönlich so etwas jemals passiert wäre, Gott bewahre.«
72
Café Tabac, Bold Street, Liverpool, Mittwoch, 11. April
U M ÜBER MEINE gescheiterte Liebesaffäre hinwegzukommen, stürze ich mich in meine Karriere.
Darüber hinaus habe ich erkannt, dass es nur einen Weg gibt, um eine Titelstory zu ergattern – indem ich mir selbst eine beschaffe. Denn inzwischen ist hinlänglich deutlich geworden, dass Simon mir ungefähr genauso bereitwillig eine vernünftige Geschichte wie eine Pediküre anbieten wird.
Also habe ich zwischen BH-Meldungen über das Viertelfinale einer Senioren-Boulemeisterschaft und der Ankündigung, dass in Skelmersdale am Freitag für eine Stunde das Gas abgestellt wird, noch etwas anderes getan. Meine Kontakte angerufen.
Zugegeben, nicht alle erwiesen sich als fruchtbar. Nein, das ist eine schamlose
Weitere Kostenlose Bücher