Bleib für immer!: Roman (German Edition)
vergangen ist. Das kommt mir vielversprechend vor. Ich sehe auf die Uhr und beschließe, die Zeit zu stoppen. Wenn drei Minuten verstreichen, ohne dass Grace anruft, dann muss wirklich etwas mit dem Handy nicht stimmen.
Die drei Minuten fühlen sich sehr lang an, aber der Zeiger tickt weiter und schließlich sind sie vorbei. Ich frohlocke. Mein Telefon ist tatsächlich kaputt! Was bedeutet, dass Jack nicht das Interesse an mir verloren hat. Wahrscheinlich mag er mich sogar immer noch sehr. Mir dreht sich der Kopf, als ich mir ausmale, wie er panisch versucht, mich anzurufen, um mir mitzuteilen, dass er morgen einen Tisch in einem romantischen Restaurant reserviert hat oder bei sich zu Hause für mich kochen will. Wem will ich eigentlich was vormachen? Ich wäre schon überglücklich, wenn er ein Treffen in einer Kläranlage vorschlagen würde.
O Freude! O Jack! Du magst mich noch. Du willst mich immer noch sehen. Du willst immer noch Hand in Hand mit mir am Strand spazieren gehen. Du willst mich immer noch in deine dunkelbraunen Augen sehen lassen. Du willst …
Das Handy klingelt. Ich sehe Graces Nummer auf dem Display und gehe dran.
»Mist«, sage ich niedergeschlagen.
»Sehr charmant«, entgegnet sie.
»Tut mir leid.«
»Nein, entschuldige, ich konnte nicht sofort zurückrufen. Ich war damit beschäftigt, mich zu streiten.«
»Spielt dein Ehemann wieder verrückt?«, erkundige ich mich.
»Hör mir bloß auf«, sagt sie.
»Ist alles in Ordnung?« Ich muss wieder an Patricks bissige Bemerkung denken, als er Grace vorwarf, sich mehr um ihre Arbeit als um ihre Ehe zu kümmern.
»Mhm, aber ich muss jetzt auflegen, Evie«, sagt sie. »Und mach dir keine Gedanken wegen Jack. Er wird schon anrufen.«
67
Meine Wohnung, Montag, 9. April, 18:30
E R HAT nicht angerufen.
Es ist jetzt halb sieben Uhr abends an dem Tag, an dem wir uns treffen wollten, und so weit ich das sehe, habe ich zwei Möglichkeiten. Entweder sitze ich den ganzen Abend hier und blase Trübsal angesichts des Lebens als alte Jungfer, das mir bevorsteht. Oder ich rufe Jack an und riskiere, den Eindruck zu erwecken, als kochte ich in meiner Freizeit gerne Haseneintopf.
Beides nicht besonders reizvoll.
Es hat mich annähernd vierundzwanzig Stunden eingehende Überlegung gekostet, aber ich entscheide mich schließlich für die zweite Möglichkeit.
Es ist eine gefährliche Strategie, aber wenigstens weiß ich dann, wo ich stehe.
Bevor ich mich noch zu sehr in eine Panik hineinsteigern kann, rufe ich seine Nummer im Adressbuch meines Handys auf und drücke auf den grünen Hörer.
Doch es klingelt noch nicht einmal; ich lande direkt auf seiner Mailbox. Was darauf hindeutet, dass er gerade mit jemandem telefoniert (wahrscheinlich jemand, der deutlich schlanker, großbrüstiger und attraktiver ist als ich) oder sein Handy ausgestellt hat (wahrscheinlich, weil er gerade bei jemandem ist, der deutlich schlanker, großbrüstiger und attraktiver ist als ich).
»Hallo, das ist der Anschluss von Jack …«
O mein Gott, soll ich eine Nachricht hinterlassen?
»… ich kann leider im Moment nicht ans Telefon gehen.«
Ja, ich hinterlasse eine.
»Bitte sprechen Sie nach dem Piepton …«
Nein, doch nicht.
»… ich rufe zurück, sobald ich kann.«
Ach, Mist.
»Ähm, hallo, Jack, hier ist Evie«, stottere ich. »Ich dachte mir, ich ruf mal an, weil, also, du weißt schon – um zu fragen, wie’s dir geht. Und weil wir uns heute treffen wollten, falls du dich erinnerst. Und ich nichts von dir gehört habe. Nicht, dass du denkst, ich würde dich verfolgen oder so was, deshalb rufe ich nicht an. Äh, warum hab ich eigentlich angerufen? Nur um zu sagen, dass es total okay ist, wenn du dich nicht mit mir treffen willst. Aber wenn doch, dann wäre das super. Eigentlich sogar noch besser. Und in dem Fall, also – hier bin ich! Na ja, offensichtlich willst du dich nicht mit mir treffen, sonst hättest du ja angerufen. Dann höre ich jetzt mal auf.«
Ich will schon auflegen, zögere aber noch.
»Was auch passiert«, füge ich noch hinzu. »Ich fand dieses Wochenende sehr schön. Das wollte ich nur mal gesagt haben. Ciao.«
Jetzt lege ich auf.
Ich wurde versetzt. Ich fasse es nicht.
Das war’s dann wohl für Jack und mich. Vorbei, bevor es begann.
Was ich nicht verstehe, ist, dass er so interessiert wirkte.
Bis du ihn mit einer anderen Frau flirten sahst, Evie.
Aber alles deutete darauf hin, dass er mich wirklich mochte.
Mal abgesehen
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