Bleib für immer!: Roman (German Edition)
ellenlange Getränkerechnung -, und ich kann nur hoffen, dass sich alles zu Hause noch genauso anfühlen wird.
»Ich will mir nur schnell im Laden eine Zeitung kaufen«, sage ich zu Jack, der draußen wartet.
Das Geschäft ist ärgerlich voll, und es ist auch nicht gerade dienlich, dass vorne in der Schlange ein armer halbwüchsiger Tölpel Kondome zu kaufen versucht.
»Die ganz normalen, ja?«, fragt der Ladeninhaber, der über siebzig sein muss und ein Status-Quo-T-Shirt von ihrer 1996er Englandtour trägt.
»Ähm, ja«, antwortet der Jungkunde gepeinigt und starrt seine Schuhe an.
»Ich glaube, diese gerippten hier sind im Angebot. Da kriegt man zwei für den Preis von einem«, sagt der Mann.
»Äh, okay, von mir aus«, gibt der Junge zurück und fummelt an seiner Schlüsselkette herum.
»Aber wir haben auch welche von diesen neumodischen mit Geschmack, wenn dir das lieber wäre. Melone«, ergänzt er und schüttelt den Kopf. »Was die sich heute nicht alles einfallen lassen.«
Der Teenager hat jetzt ungefähr die Farbe einer überreifen Preiselbeere. »Die anderen reichen völlig«, wehrt er ab, verzweifelt bemüht, seine Folter zu beenden.
»Ganz recht, mein Junge«, stimmt ihm der Mann zu. »In den zwei Päckchen zusammen sind sechzehn Gummis – das ist auf jeden Fall gut angelegtes Geld.«
Endlich bewegt sich die Schlange vorwärts, doch als der Ladeninhaber seine Ansichten über den Unterschied zwischen Gebäck aus Blätterteig und Mürbeteig zum Besten gibt, sehe ich aus dem Fenster und kippe fast hintenüber. Beth hat sich zu Jack gesellt – und sie trägt eine Jeans-Hotpants, die knapper sitzt als die üblichen Bikinihosen am Strand von Rio.
Er sagt etwas, das sie zum Lachen bringt – was sie auch ausgiebig tut und dazu kokett ihr langes dunkles Haar nach hinten wirft. Sie beugt sich vor und legt ihm die Hand auf den Arm, während beide weiterlachen. Dann verdreht sie die Taille und zieht einen Zettel aus der Gesäßtasche, zu dem sie ihm offenbar eine Frage stellt. Ich mag mich täuschen, aber ich glaube, es ist derselbe Zettel, auf dem gestern seine Telefonnummer stand.
Ich stehe da wie angewurzelt und frage mich, was zum Teufel ich jetzt machen soll. Aber da die Schlange sich schon wieder nicht weiterbewegt, bleibt mir keine Wahl. Ich verzichte auf meine Zeitung und gehe wieder raus, so lässig ich nur kann. Auf keinen Fall werde ich etwas sagen, aber ich will doch hören, um was ihr Gespräch sich dreht. Noch wichtiger, ich will wissen, was für ein Typ Jack wirklich ist.
Doch kurz bevor ich die beiden erreiche, fängt meine Mutter mich ab.
»Evie. Komm schon, wir müssen los, sonst verpassen wir unseren Flug.«
Ich werfe einen Blick zu Jack und Beth.
»Dann wäre es okay, wenn ich dich nächste Woche anrufe?«, fragt sie ihn und lässt Zähne aufblitzen, die in eine Zahnpastawerbung passen würden.
»Ähm, klar«, antwortet Jack, der bemerkt hat, dass ich sie ansehe.
Als Beth weggeht, muss ich feststellen, dass der halbe Hafen die Augen nicht von ihrem perfekten Gesäß abwenden kann, dessen Großteil unter ihrer kurzen Hose hervorblitzt. Ich gehe zu Jack und hebe meinen Koffer auf.
»Ich fand es sehr schön«, sagt er.
»Ähm, ja – gut.« Ich bin unsicher, wie ich damit umgehen soll.
»Stimmt was nicht?«, erkundigt er sich.
Ja.
»Nein.«
»Dann bleibt es also bei morgen?«, fragt er.
Vielleicht ist das mit Beth ein Missverständnis. Vielleicht habe ich das falsch verstanden. Vielleicht sollte ich nicht gleich vom Schlechtesten ausgehen. Vielleicht bin ich eine totale Idiotin. Vielleicht auch nicht.
O mein Gott.
»Klar«, sage ich. »Ruf mich doch auf jeden Fall nachher an.«
Angemessen unverbindlich, aber ohne alle Türen komplett zuzuschlagen. Anders kann man damit nicht umgehen. Er beugt sich zu mir, um mich zu küssen, und ich drehe den Kopf leicht zur Seite, so dass sein Kuss auf meiner Wange landet.
»Bis dann«, sagt er.
»Tschüss.« Und gehe in dem vollen Bewusstsein weg, dass kein einziger Mensch auf meinen Hintern starren wird.
65
N A, WAS MEINST DU DAZU? Werde ich verschaukelt?«, frage ich, trinke einen Schluck Wasser und stelle die Flasche neben mir auf den Boden.
»Woher soll ich das wissen?«, sagt Grace.
Wir sitzen auf der Wiese und warten auf unser Flugzeug.
Der Flughafen von St. Mary’s ist mehr ein freies Feld mit einem Terminal in der Größe eines Zahnarzt-Wartezimmers. Die anderen, die mit uns auf den ersten Flug gebucht sind, sitzen
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