Bleib für immer!: Roman (German Edition)
ungefähr so begeistert, als spräche ich mit einem Arzt für Geschlechtskrankheiten.
»Evie, bist du das?«
Ich mache fast einen Satz in die Höhe.
»Jack! Ach du Scheiße! Geht es dir gut?«
»Ja«, sagt er, »aber die Leitung ist furchtbar, und ich muss mich kurz fassen. Hör mal, das mit dem Treffen tut mir so leid.«
»Mach dir keine Gedanken«, entgegne ich. »Ich kann ja wohl schlecht sauer auf jemanden sein, der durch die halbe Welt jettet, um Geiseln zu retten.«
»Ich weiß nicht, ob ich so heroisch war. Aber übermorgen komme ich zurück, dann rufe ich dich an, wenn das in Ordnung ist. Und noch mal Entschuldigung, dass ich mich nicht gemeldet habe. Wenn ich das irgendwie wiedergutmachen kann, dann sag Bescheid.«
»Wenn du so fragst«, sage ich, »du könntest mir tatsächlich einen Gefallen tun.«
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S OBALD DER Daily Echo am nächsten Tag um 11 Uhr in die Läden kommt – und mein Artikel ist auch auf unserer Website die wichtigste Schlagzeile -, erkundigt sich so ungefähr jede überregionale Zeitung nach dem Foto von Janet Harper. Das Gespräch mit der Familie selbst ist auch sehr begehrt, doch es ist mein Interview mit Janet selbst, geführt auf Jacks Handy von ihrem Krankenhausbett aus, was alle am meisten begeistert.
Alle außer Simon, muss ich dazusagen, der sein Lob nicht widerwilliger hätte aussprechen können, wenn man ihm eine Waffe an den Kopf gehalten hätte. Nicht, dass das eine Rolle spielen würde. Der Herausgeber persönlich hat eine seiner »Helden-Ticker«-E-Mails in der Redaktion herumgeschickt, was für großartige Arbeit alle für die heutige Ausgabe geleistet haben. Und mich hat er darin namentlich hervorgehoben. Besonderer Dank an Evie Hart , hieß es darin, die auf sensationelle Art und Weise bewiesen hat, was man mit harter Arbeit, Entschlossenheit und ausgezeichneten Kontakten erreichen kann. Gut gemacht, Evie.
Janet war sehr nett am Telefon und ist bereit zu einem Folgeinterview mit mir, wenn sie in ein paar Wochen nach Hause kommt.
Sie war auch voll des Lobes für Jack.
»Niemals hätte das Auswärtige Amt so schnell reagiert, wenn Jack ihnen nicht von der ersten Sekunde an gnadenlos Dampf gemacht hätte«, erzählt sie. »Er ist wirklich wunderbar.«
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Alma de Cuba, Liverpooler Innenstadt
J ACK GEGENÜBERZUSITZEN ruft in mir die wildesten körperlichen Reaktionen hervor. Ich spreche von Symptomen, deretwegen andere Leute zum Arzt gehen: verrücktspielender Magen, rasender Puls, erhöhte Temperatur, so in dem Stil. Es ist nicht ausgeschlossen, dass man bei mir die ersten Anzeichen von Malaria diagnostizieren könnte.
Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass ich keine Malaria habe. Sondern aller Wahrscheinlichkeit habe ich … aber ich versuche, nicht voreilig zu sein. Wobei das nicht so leicht ist, als ich ihm in einer der angesagtesten Bars von Liverpool an einem ungewöhnlich milden Aprilabend gegenübersitze.
Seine Haut ist eine Schattierung dunkler nach der Sudanreise, und sein Haarschnitt würde bei jedem anderen jungenhaft aussehen. Aber jungenhaft ist trotz allem das letzte Wort, was einem zu Jack einfällt. Er mag ja ein einfühlsamer Mensch sein, der exzessiv liest und Leuten in armen Ländern hilft, aber sein Aussehen ist 100% Alphamännchen. Und sein Bizeps beweist es.
»Dann konnte ich dir also helfen?«, fragt er.
»Sogar sehr. Ich vermute mal, wenn du nicht bei Janet Harper ein gutes Wort für mich eingelegt hättest, würde ich jetzt um eine Aushilfsstelle als Burgerbraterin betteln.«
Er grinst.
»Das ist übrigens natürlich maßlos übertrieben«, füge ich hinzu. »Du hast zwar etwas gut bei mir, aber ich stehe nicht auf immer und ewig in deiner Schuld. Also komm bloß nicht auf dumme Gedanken.«
»Das ist aber schade. Es hätte mir die größte Freude bereitet, mir Sachen auszudenken, mit denen du dich revanchieren könntest.«
Es ist eine Woche später als ursprünglich geplant, aber Jack und ich haben es endlich geschafft, uns zu treffen. Jetzt sitze ich ihm gegenüber und benehme mich wie ein kicherndes Schulmädchen auf einer Verabredung mit Justin Timberlake.
Der Grund liegt, vermute ich, darin, dass es hier keine Reden gibt, die uns unterbrechen könnten. Keinen Hochzeitskuchen, der angeschnitten wird. Keine Brautjungfern, die einen Tampon brauchen. Nur Jack und mich.
»Willst du noch was trinken?«, fragt er.
»Gern.« Ich leere mein Glas.
Er nimmt die Cocktailkarte in die Hand. »Du hast die freie
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