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Bleib nicht zum Frühstück

Bleib nicht zum Frühstück

Titel: Bleib nicht zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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gekämmt und wurde von einem schmalen, braunen Samtreif gehalten – der Inbegriff des Grauens.
    Jodie wandte leicht den Kopf, um sie noch besser betrachten zu können. Schade, daß sie diese riesige, spießige Brille trug, denn das Grün ihrer Augen fiel wirklich positiv auf. Auch Stirn und Nase hatten eine schöne Form. Ihr Mund war mit seiner dünnen Oberlippe und der vollen Unterlippe zumindest interessant und ihre Haut einfach toll.
    Leider machte sie nichts aus sich. Jodie hätte viel mehr Make-up aktiviert. Alles in allem war die alte Jungfer selbst mit den rotgeränderten Augen eine gutaussehende, wenn auch einschüchternde Person.
    Sie drückte den Deckel auf die Tupperdose und hielt sie Jodie hin, die, gerade, als sie sie nehmen wollte, das zerknüllte Geschenkpapier und den kleinen Stapel Präsente auf dem Küchentisch liegen sah.
    »Ist heute ein besonderer Tag?«
    »Nicht der Rede wert. Ich habe Geburtstag, sonst nichts.« Ihre Stimme klang gleichzeitig weich und heiser, und zum ersten Mal fielen Jodie die in ihrer Hand zerknüllten Taschentücher auf.
    »Nein, wirklich? Gratuliere.«
    »Vielen Dank.«
    Ohne darauf zu achten, daß Dr. Jane ihr immer noch die Tupperdose entgegenhielt, trat Jodie an den Tisch und sah sich die Geschenke an: eine armselige kleine Schachtel mit schlichtem, weißem Briefpapier, eine elektrische Zahnbürste, ein Kugelschreiber und ein Geschenkgutschein für Jiffy Lube. Einfach jämmerlich. Nicht ein einziges heißes Kleidungsstück war dabei.
    »Was für eine Pleite!«
    Zu ihrer Überraschung lachte Dr. Jane tatsächlich leise auf. »Da haben Sie wohl recht. Meine Freundin Caroline findet immer das perfekte Geschenk, aber sie ist im Augenblick zu archäologischen Ausgrabungen in Äthiopien unterwegs.« Und dann rann zu allem Überfluß eine weitere Träne unter den Brillengläsern der alten Jungfer hervor und kullerte ihr über die Wangen.
    Dr. Jane tat, als wäre nichts geschehen, aber die Geschenke waren wirklich jämmerlich, und unwillkürlich wallte in Jodie Mitleid auf. »Also bitte, so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Wenigstens brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, daß irgendwas nicht paßt oder so.«
    »Tut mir leid. Ich sollte nicht…« Sie preßte die Lippen zusammen, aber trotzdem brach sich unter dem Rand ihrer Brille eine weitere Flut Bahn.
    »Schon gut. Setzen Sie sich. Ich koche uns erst mal einen Kaffee.« Sie drückte Dr. Jane auf einen der Küchenstühle und trug die Tupperdose hinüber zur Anrichte, auf der die Kaffeemaschine stand. Gerade, als sie sich nach den Filtertüten erkundigen wollte, sah sie, daß Dr. Janes Stirn von tiefen Falten durchzogen war und daß sie, um sich zu beruhigen, Atemübungen machte; also öffnete sie einfach eine Reihe von Schranktüren, bis das Gesuchte auftauchte.
    »Und, wie alt sind Sie geworden, wenn ich fragen darf?«
    »Vierunddreißig.«
    Jodie war ehrlich überrascht. Sie hätte Dr. Jane auf höchstens Ende Zwanzig geschätzt. »Oje, dann liegt das Ganze wohl total daneben.«
    »Tut mir leid, daß ich mich so gehenlasse.« Sie betupfte ihre Nase mit einem Taschentuch. »Normalerweise bin ich weniger emotional.«
    Ein paar vergossene Tränen bedeuteten nach Jodies Meinung noch lange nicht, daß sich ein Mensch gehen ließ; aber für eine derart zugeknöpfte Person wie Dr. Jane waren sie wahrscheinlich bereits ein ernst zu nehmendes Anzeichen von Hysterie. »Wie gesagt, kein Problem. Haben Sie zufällig irgendwo ein paar Doughnuts oder so?«
    »Im Kühlschrank müßten noch ein paar Vollkornmuffins sein.«
    Jodie verzog das Gesicht und kehrte an den Tisch zurück. Er war klein und rund, mit einer Glasplatte, und die Metallstühle sahen aus, als gehörten sie eher in den Garten. Sie nahm Dr. Jane gegenüber Platz.
    »Von wem haben Sie die Geschenke?«
    Die Dame setzte eines jener Lächeln auf, das den Wunsch nach etwas mehr Distanz verriet. »Von meinen Kollegen.«
    »Sie meinen, von den Leuten, mit denen Sie arbeiten?«
    »Genau. Von meinen Kollegen bei Newberry und einem meiner Freunde beim Preeze-Labor.«
    Vom Preeze-Labor hatte Jodie noch nie zuvor gehört, aber Newberry war eins der nobelsten Colleges der Vereinigten Staaten – zum unbändigen Stolz der Einwohner des DuPage County.
    »Aha. Unterrichten Sie nicht Naturwissenschaften oder so?«
    »Ich bin Physikerin und unterrichte die höheren Semester in relativer Quantenfeldtheorie. Außerdem erforsche ich im Preeze-Labor zusammen mit anderen Physikern

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