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Bleib nicht zum Frühstück

Bleib nicht zum Frühstück

Titel: Bleib nicht zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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oder wenigstens welche, die höchstens ein Prozent Fett enthält.«
    »Und du solltest dich endlich um deine eigenen Angelegenheiten kümmern.« Die Lucky Charms rieselten in die Schüssel. »Wenn ich deine Meinung…« Mitten im Satz brach er ab und riß entsetzt die Augen auf.
    »Was ist los?«
    »Sieh dir das an. Hilfe!«
    Ungläubig starrte er auf den Haufen trockenen Getreides, der sich vor ihm türmte. Nirgends entdeckte er auch nur einen einzigen Marshmallow! Er sah jede Menge beigefarbener, glasierter Weizenkörner, aber nirgends blitzte auch nur der winzigste Farbtupfer auf. Kein vielfarbiger Regenbogen, kein grünes Kleeblatt, kein blauer Mond, kein purpurnes Hufeisen, kein gelber Stern – nicht ein einziger Marshmallow weit und breit.
    »Vielleicht hat sich jemand an dem Paket zu schaffen gemacht«, schlug sie mit ihrer nüchternen Wissenschaftlerinnenstimme vor.
    »Unmöglich! Das Ding war fest versiegelt, als ich es eben aus dem Schrank holte. Irgendwas muß in der Fabrik falsch gelaufen sein.«
    Er sprang von seinem Hocker und holte ein neues Paket aus dem Speiseschrank. Das hatte ihm heute morgen gerade noch gefehlt. Der Inhalt seiner Schüssel wanderte in den Müll, und erneut gab er einen Berg Lucky Charms in die Schale – abermals nichts als ein Haufen glasierten Weizens. Wieder kein einziger Marshmallow in Sicht.
    »Ich glaube es einfach nicht! Da ist eine Beschwerde beim Direktor von General Mills fällig! Ich werde ihn fragen, ob es in seinem Laden überhaupt so etwas wie Qualitätskontrolle gibt.«
    »Es wird halt ein Versehen sein.«
    »Versehen hin, Versehen her! So etwas dürfte nicht passieren. Wenn man ein Paket Lucky Charms kauft, knüpft man bestimmte Erwartungen daran.«
    »Soll ich dir vielleicht ein leckeres Vollkornbrötchen mit Honig machen? Und du trinkst dazu ein Glas feine fettarme Milch?«
    »Ich will kein Brötchen und erst recht keine fettarme Milch, sondern meine Lucky Charms!« Abermals stapfte er zur Speisekammer und kam mit den letzten drei Packungen zurück. »Verdammt, ich garantiere dir, daß mindestens in einem davon meine kleinen Freunde sind.«
    Aber nein. Trotz aller Hoffnung fand sich doch nirgends auch nur ein einziges Trostexemplar.
    Inzwischen hatte die Professorin ihr Brötchen aufgegessen, und der Blick aus ihren grünen Augen war ebenso kühl wie die Marshmallowkleeblätter, auf die zu verzichten er gezwungen war. »Wenn du willst, koche ich dir Hafergrütze. Oder wahlweise Weizengrütze. Ich glaube, die habe ich auch noch irgendwo.«
    Er war außer sich. Konnte man sich denn heutzutage auf gar nichts mehr verlassen? Die Professorin ließ ihn ständig geistige Purzelbäume schlagen, Kevin Tucker war aus dem Nichts in seiner Heimatstadt aufgetaucht, seine Mom hatte seinen Dad verlassen, und jetzt fehlten obendrein die Marshmallows in fünf Paketen Lucky Charms. »Nichts will ich!«
    Sie nippte an ihrer Milch und sah ihn gelassen an. »Es ist wirklich ungesund, wenn man den Tag ohne ein vernünftiges Frühstück beginnt.«
    »Das Risiko gehe ich ein.«
    Am liebsten hätte er sie vom Hocker gezerrt, sie über seine Schulter geworfen und in sein Schlafzimmer geschleppt, um das gestern abend von ihm begonnene Szenario zu beenden. Statt dessen zog er die Autoschlüssel aus seiner Tasche und polterte zornig aus dem Haus.
    Er würde sich nicht nur beim Direktor der General Mills beschweren, sondern würde das verdammte Unternehmen anzeigen, jawohl! Jeden einzelnen, angefangen beim Vorstand bis hin zum kleinsten Handlanger, der beim Versand arbeitete. Zum Donnerwetter, er würde ihnen zeigen, daß man mit dem minderwertigen Müsli bei ihm an den Falschen geraten war. Als er die Tür seines Wagens aufriß, erblickte er sie im selben Augenblick.
    Marshmallows. Hunderte winziger Zuckerfreuden auf den Sitzen, dem Armaturenbrett, einfach überall. Rote Bälle, pinkfarbene Herzen, blaue Monde, grüne Blätter.
    Vor seinen Augen zog ein roter Schleier auf. Krachend schlug er die Wagentür ins Schloß und rannte schäumend ins Haus zurück. Dafür brächte er sie um!
    Sie saß immer noch an der Theke und trank gemütlich ihren Tee. »Hast du was vergessen?«
    »Allerdings. Ich habe vergessen, dir den Hintern zu versohlen, bis dir Hören und Sehen vergeht.«
    Sie sah nicht im geringsten eingeschüchtert aus. Verdammt! Egal, womit er ihr drohte, egal, wie laut er brüllte, zuckte sie nicht einmal zusammen – wahrscheinlich nahm sie an, daß er zu Tätlichkeiten ihr gegenüber

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