Bleib ungezaehmt mein Herz
hättest du ja auch getan, also streite es jetzt nicht ab.«
»Das hatte ich auch nicht vor. Ein öffentliches Ridotto ist kein Ort für eine Marquise von Carrington.«
»Ich weiß, aber es hat uns ja niemand erkannt... es war keiner da, der uns hätte erkennen können.«
»Sebastians Vorstellungen von abendlicher Unterhaltung lassen einiges zu wünschen übrig. Ich nehme jedoch an, seine zukünftige Verlobte war nicht mit von der Partie, oder?« fragte er bissig.
»Nein, natürlich nicht«, erwiderte Judith. »Er will sie ja noch nicht mal in die Nähe eines Kartentisches lassen. Aber bei mir ist es etwas anderes.«
Marcus fragte sich, was Harriet wohl empfinden würde, wenn sie mit der Ausschließlichkeit der Beziehung zwischen Bruder und Schwester konfrontiert wurde. »Man sollte annehmen, daß Sebastian und ich eine ähnliche Einstellung in bezug auf das haben, was sich für eine Ehefrau gehört«, stellte er fest. »Ich wünschte, er würde sich gele-gentlich daran erinnern, daß du nicht nur seine Schwester, sondern auch meine Frau bist.«
»Das vergißt er nicht. Ebensowenig, wie er für mich Entscheidungen trifft«, wies Judith ihn zurecht. »Zufällig war die Sache mit Ranelagh nämlich meine Idee.« Nicht die ganze Wahrheit, aber doch ziemlich nahe daran.
»Ich hätte dich begleitet, wenn du mich gefragt hättest.« Seine Hände glitten von ihren Schultern herab, um ihre Arme zu umfassen. »Ziehst du Sebastians Gesellschaft meiner vor, Luchs?«
»Nein, wie kannst du nur so etwas denken!« Sie war ehrlich entsetzt über diese Auslegung, und doch fühlte sie sich im Netz ihrer Täuschungsmanöver gefangen. Sie konnte ihm nicht die Wahrheit über den Abend erzählen, aber ohne die Wahrheit sah es so aus, als hätte sie Sebastians Gesellschaft der ihres Ehemannes vorgezogen - noch schlimmer, ihren Mann sogar absichtlich ausgeschlossen.
»Es ist nicht schwer, so etwas zu denken«, erwiderte Marcus ruhig.
»Ich dachte, ein Ridotto würde dir keinen Spaß machen«, improvisierte sie mit einer Spur von Verzweiflung. »London ist immer noch relativ neu für uns, und wir sind daran gewöhnt, unterschiedliche Dinge an neuen Orten zu tun. Wir sind nur in eine alte Gewohnheit zurückverfallen.«
Marcus ging nicht weiter darauf ein, obwohl er nicht so recht an ihre Erklärung glaubte, auch wenn sie noch so plausibel klang. »Na schön, belassen wir es dabei.« Seine Hände glitten von ihren Armen herab.
In Judiths Ohren klang es ziemlich widerwillig. Sie drehte sich wieder zum Bett um, und ihre Hochstimmung wich einer Woge der Niedergeschlagenheit.
»Einen Moment.«
Etwas in seiner Stimme vertrieb ihre Melancholie. Sie hielt inne, ein Knie auf dem Bett, den anderen Fuß noch auf dem Boden.
»Bliebe noch die Sache mit der Strafe zu regeln.«
Judith blickte ihn über ihre Schulter hinweg an, ihre
Augen blitzten jetzt vor Erwartung. »Ja, Mylord?« Bereitwilligkeit schwang in ihrem sanftmütigen Ton mit.
Marcus trat näher ans Bett. »Ich glaube, ich werde dich deine Bestrafung selbst wählen lassen... später. Jetzt knie dich erst mal aufs Bett.« Er griff um sie herum, zog die Kopfkissen heraus und stopfte sie unter ihren Bauch, bevor er seine Hosen aufknöpfte.
Judith lachte leise, zog ihr Nachthemd bis zur Taille hoch und ließ sich bäuchlings auf die Kissen fallen. »Ein passender Abschluß für einen deftigen Abend, Sir.«
»Gräßliches Frauenzimmer«, sagte er, eine Hand auf ihrem Hinterteil, als er seinen Schaft in sie einführte. »Wenn ich auch nur ein Körnchen gesunden Menschenverstand hätte, würde ich dich nach Berkshire verbannen, wo du keinen weiteren Unfug mehr aushecken könntest.«
Judith fiel nicht sofort eine passende Erwiderung ein und war bald darauf sowieso nicht mehr imstande, einen zusammenhängenden Satz herauszubringen - dafür sprach ihr Körper um so gewandter und deutlicher zu ihm.
26. Kapitel
»Und was nun?« fragte Agnes, von den Gewächshausrosen aufblickend, die sie in einer großen Kristallschale ordnete. »Sinnst du immer noch auf Rache?«
»Sicher«, erwiderte Gracemere. »Es war ärgerlich, Davenport auf diese Weise zu begegnen, obwohl ich wünschte, du hättest die beiden sehen können. Sie konnten schon nicht mehr geradeaus schauen.« Er lächelte herablassend bei der Erinnerung. »Sie sind solche Einfaltspinsel, daß ich mich fast frage, ob sie die Mühe, die ich ihretwegen auf mich nehme, überhaupt wert sind.«
Agnes warf eine welke Blüte in den Korb
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