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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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gezwungen, Sebastians angeheiterte Gesellschaft in der Kutsche zu ertragen. Er konnte dessen Bitte, ihn ein Stück mitzunehmen, wohl kaum abschlagen, ohne Verdacht zu erregen.
    Also setzte er sich in eine Ecke der Kutsche und hörte verärgert dem betrunkenen Kichern und den unpassenden Bemerkungen von Bruder und Schwester zu.
    Als die Kutsche am Berkeley Square hielt, schwankte Sebastian hinaus. »Ich bring' meine Schw'ster bis zur Tür«, erklärte er Gracemere hicksend und aufstoßend durch das Fenster. »Danke fürs Mitnehmen. Phantastischer Abend... phantastischer Spaß.« Er grinste schief und legte einen Finger an die Lippen. »Bleibt aber unter uns, in Ordnung?«
    Der Earl stimmte seufzend zu, bevor er Judiths Hand ergriff und sie an seine Lippen führte. »Sie werden mich sicher verstehen, meine liebe Judith, wenn ich sage, daß ich Ihre Schuld noch nicht als beglichen betrachte. Die amüsante kleine Zerstreuung heute abend hat die Bedingungen unseres Abkommens leider nicht erfüllt.«
    Judith blinzelte und kniff die Augen zusammen in dem Versuch, ihren Blick auf sein Gesicht zu konzentrieren. Sie schien mit einem schwachen Gedächtnis zu kämpfen. »Schuld, Sir? Ich wüßte wirklich nicht, wie... oh, ja.« Sie lächelte triumphierend. »Jetzt erinnere ich mich. Wir müs-sen noch einmal Piquet spielen, wissen Sie. Das nächste Mal werde ich gewinnen, und dann fahre ich Ihr Gespann durch den Richmond Park.«
    »Schon möglich«, erwiderte er mit spöttischem Lächeln. »Aber zuerst müssen wir die ursprüngliche Schuld begleichen. Sie werden Ihr Wort halten, das weiß ich.«
    »O ja... ja, ja, natürlich.« Judith hickste, lächelte verschwommen und stolperte das Treppchen zum Bürgersteig hinunter, wo sie sich noch einmal umdrehte und ihm fröhlich zuwinkte. Er klopfte an die Trennscheibe, und der Kutscher trieb die Pferde an. Gracemere blickte durch das Fenster zurück, als sie um den Platz bogen. Bruder und Schwester kicherten immer noch albern, als sie die Treppe zum Haus hinaufstolperten.
    So ein gottverdammtes Pech ... und obendrein konnte die leichtgläubige Einfalt noch nicht mal ein paar Gläser Gin vertragen. Das nächste Mal würde er sich etwas Besseres einfallen lassen.
    »Ich glaube, das haben wir recht gut hingekriegt«, stellte Sebastian fest und griff nach dem Türklopfer.
    Judith schüttelte den Kopf. »So gut, daß ich fürchte, er wird die Begleichung meiner Schuld für ungültig erklären und ein neues Rendezvous fordern.«
    »Wir werden einen Ausweg finden«, versicherte ihr Bruder.
    Judith kicherte. »Ja, natürlich werden wir das. Aber ich bin sicher, Gracemere hält dich jetzt für einen noch größeren Einfaltspinsel.«
    Sie lachten immer noch, als der Nachtportier die Tür öffnete. »Guten Abend, Mylady.«
    »Guten Abend, Norris. Ist Seine Lordschaft schon zurück?«
    »Ja, Mylady. Ich glaube, er ist in der Bibliothek.«
    Judith kam plötzlich eine hinterhältige Idee, geboren aus dem Überschwang einer erfolgreichen Maskerade. Es war eine ihrer weniger klugen Ideen, wie sie sich freimütig eingestand. Sie verabschiedete sich rasch von ihrem Bruder und strebte dann direkt auf die Bibliothek zu, im Gehen ihre Maske wieder umbindend.
    Marcus, der sich an den Kamin gesetzt hatte, um auf die Rückkehr seiner Frau zu warten, blickte von seinem Tacitus auf, als sich die Tür öffnete.
    »Einen schönen guten Abend, Mylord«, sagte Judith, gegen den Türrahmen gelehnt. Sie lächelte ihn verschwommen an. »Hast du einen angenehmen Abend verbracht?« Die Frage wurde von einem diskreten Aufstoßen begleitet.
    »Ja, danke.« Marcus klappte das Buch über seinem Finger zu und betrachtete seine Frau mit einiger Verwirrung. Sie schien auf eine seltsam knochenlose Weise gegen die Tür zu sinken, und ihr Lächeln wirkte leicht unkonzentriert. »Wie war dein Abend?«
    »Oh, phantastisch!« sagte sie mit einem Schluckauf. Sie schlug eine Hand vor den Mund. »Es scheint nur so... so verrückt...« Ein Kichern stieg aus ihrer Kehle auf.
    Ihre Maske war schief gerutscht, wie Marcus bemerkte. »Judith, hast du zuviel getrunken?« Es schien eine außergewöhnliche Erklärung, aber er war mit dem Zustand genügend vertraut, um ihn zu erkennen.
    Sie schüttelte heftig den Kopf und bekam dann wieder einen Schluckauf, »'türlich nicht... bin nur ein bißchen beschwipst.« Sie kicherte. »Ach, nun mach nicht so ein zimperliches Gesicht, Marcus. Es ist nicht freundlich, wo ich mich doch so warm und konfus

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