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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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zu ihren Füßen. »Man sollte die Menschen niemals unterschätzen, Bernard.«
    »Nein«, gestand er und nahm eine Prise Schnupftabak. »Und ich bin nach wie vor fest entschlossen, Judiths Wettschuld einzufordern. Sie wird ihre Schuld bei einem privaten Dinner an einem Ort meiner Wahl zahlen. Und zwar diesmal an einem, wo wir vor unerwünschter Gesellschaft sicher sind. Du wirst Judith mit mir zusammen sehen und dann in Carringtons Beisein eine beiläufige Bemerkung darüber fallen lassen. Da seine Frau nur zu bereitwillig bei dieser amüsanten Liaison mitmacht, wird er mich deswegen nicht zur Rede stellen können, ohne sich selbst und seine Frau öffentlich der Lächerlichkeit preiszugeben. Er wird es also schlucken müssen... die Schmach und seinen Stolz.«
    »Der Vorfall wird seine Ehe ruinieren«, bemerkte Agnes mit zynischem Lachen.
    Gracemere zuckte die Schultern. »Aber natürlich. Das ist ja auch der Hauptzweck der Übung. Ich glaube sowieso nicht, daß Judith sich auch nur für zwei Penny etwas aus ihm macht. Dafür ist sie zu sehr darauf aus, seine Autorität zu untergraben.« Er lächelte. »Und wo soll ich dieses intime kleine Dinner veranstalten? Was schlägst du vor, meine Liebe? Diesmal müßte es etwas weitaus Kompromittierenderes als Ranelagh sein.«
    »Ein Separee in einem kleinen Hotel in der Jermyn Street«, schlug Agnes beiläufig vor. »Ich bin sicher, du kennst ein solches Haus.«
    Gracemere starrte sie einen Augenblick verblüfft an, dann brach er in schallendes Gelächter aus. »Es gelingt dir doch immer wieder aufs neue, mich zu überraschen, meine Liebe. Was für eine brillante Idee. Ich werde Carringtons Gattin in einem Hurenhaus unterhalten.«
    »Ich muß zugeben, die Vorstellung ist amüsant.« Agnes' Mundwinkel verzogen sich spöttisch. »Diese kleine Hexe hat etwas an sich... ich weiß nicht, was es ist, aber immer, wenn ich mit ihr in einem Raum bin, überkommt mich ein unheilverkündendes Gefühl.« Sie schüttelte den Kopf. »Sie läßt keine Gelegenheit aus, um etwas zu tun oder zu sagen, was mich wütend macht. Aber ich sehe eigentlich nicht ein, warum ich mich herablassen sollte, auf ihre Unverschämtheiten zu reagieren. Doch ich kann anscheinend nicht dagegen an.« Sie saugte einen Blutstropfen von ihrem Finger, wo ein Rosendorn sie gestochen hatte. »Es wird mir ein aufrichtiger Genuß sein, dabei zuzuschauen, wie du sie demütigst.«
    »Dann sollst du diesen Genuß auch haben, meine Liebe«, versprach Gracemere. »Ich werde Carringtons Frau in ein Haus bringen, das von einer halbseidenen Dame geführt wird, und ich wette mit dir, sein naives Weib wird gar nicht begreifen, wo sie sich befindet.«
    »Darin liegt ja der Witz der Sache«, entgegnete Agnes. »Sie wird nervös sein und das Gefühl haben, alles sei höchst unschicklich... aber wie unschicklich, davon wird sie keine Ahnung haben. Wie sollte sie auch?«
    »Eben, wie sollte sie?« Gracemere trat an seinen Sekretär. »Komm und hilf mir, meine zweite Einladung aufzusetzen. Sie müßte ein wenig einladender als die letzte klingen
    - oder sollte ich sagen: bezwingender? -, sollte aber trotzdem wie die Einforderung einer Ehrenschuld formuliert sein. Welche Bedenken Judith auch immer gehabt haben mag, sie wird ihr Wort nicht brechen, wenn meine Einladung in diese Formulierung gekleidet ist. Sie sieht sich gern als echte Spielerin, bereit, hoch zu spielen und mit Schwung zu verlieren.« Er schüttelte lachend den Kopf. »Ich frage mich, wo diese Davenports wohl herstammen.«
    »Oh, wie du schon sagtest, aus einer dieser weitverzweigten ausländischen Familien.« Agnes zog sich einen Stuhl an den Sekretär heran. »Und jetzt laß uns dieses bezwingende Schriftstück aufsetzen.«
    Eine halbe Stunde später streute der Earl Sand auf den einzelnen Briefbogen, faltete ihn sorgfältig und tropfte Wachs darauf, in das er seinen Siegelring drückte. »Du hast genau den richtigen Ton getroffen, meine Liebe: eine Herausforderung an die Bereitschaft des Weibsbilds, hoch zu spielen und Risiken einzugehen. Sie wird der Versuchung nicht widerstehen können, die Wagemutige, Rücksichtslose zu mimen, die sich auf ein pikantes Abenteuer einläßt, um ihrem Ehemann eins auszuwischen.«
    Agnes lächelte. »Und nachdem du mit den Devlins fertig bist... was gedenkst du mit Harriet zu tun?«
    »Entführung, schlicht und einfach. Sie ist immer in deiner Gesellschaft. Du wirst sie in einer Mietkutsche zu mir bringen. Absolut offen, meine

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