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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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sie sich. Aber wenn sie nach London gingen... angenommen, er erzählte die Sache überall herum...?
    Sie brauchte Zeit zum Nachdenken. Mit einem gleichmütigen Schulterzucken wandte sie sich von ihm ab, als hätte sie die Absicht, in den Ballsaal zurückzukehren.
    »Dann gestatten Sie mir, das Rätsel für Sie zu lösen.« Der Marquis hielt Judith am Arm fest. »Lassen Sie uns etwas von dem Licht fortgehen. Sie werden sicher nicht wollen, daß andere hören, was ich Ihnen zu sagen habe.«
    »Nichts von dem, was Sie sagen könnten, ist für mich auch nur entfernt von Interesse, Lord Carrington. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen...«
    Sein höhnisches Lachen hallte in der milden Juninacht wider. »Ich rate Ihnen, lieber nicht mit mir die Klinge zu kreuzen, Judith Davenport. Mit einer falschspielenden Schlampe kann ich es noch jederzeit aufnehmen. Sie mögen von Ihrem Verstand leben, aber auch ich benutze meinen, das kann ich Ihnen versichern, und zwar schon etwas länger als Sie den Ihrigen.«
    Judith gab ihre eindeutig nutzlose Verstellung schlagartig auf. »Sie können nichts beweisen«, sagte sie kühl.
    »Mir liegt auch nichts daran, irgend etwas zu beweisen«, erwiderte der Marquis. »Ich habe gesagt, Sie können von mir aus so viele von diesen hohlköpfigen Idioten ausnehmen, wie Sie wollen. Aber Sie werden meine Familie in Ruhe lassen.« Er nahm sie beim Ellenbogen und schritt die flachen Stufen zum Rasen hinunter. Zwei hohe Eichen warfen gigantische Mondschatten über den Rasen. Der Marquis blieb in der matten Finsternis stehen. »So, Miss Davenport. Ich möchte Ihr Wort darauf, daß Sie Charlies Schwärmerei ein Ende bereiten.«
    Judith zuckte mit den Schultern. »Es ist wohl kaum meine Schuld, wenn er sich einbildet, in mich verliebt zu sein.«
    »Oh, aber sicher ist es Ihre Schuld. Glauben Sie, ich hätte Sie nicht beobachtet?« Er lehnte sich gegen den Stamm der Eiche, verschränkte die Arme vor der Brust, den Blick unverwandt auf das blasse Oval ihres Gesichts und den goldenen Schimmer ihrer Augen gerichtet. »Sie sind eine Meisterin im Kokettieren, Madam. Und es wäre mir lieber, Sie würden Ihre schönen Augen und unleugbaren Künste einem anderen jungen Narren zuwenden.«
    »Wen Ihr Cousin zu lieben beschließt, ist doch wohl seine eigene Angelegenheit«, sagte sie. »Tut mir leid, aber ich verstehe nicht, was das mit Ihnen zu tun haben soll.«
    »Es hat sogar eine ganze Menge mit mir zu tun, wenn mein Mündel sich mit einer Mitgiftjägerin einläßt, einem skrupellosen Weibsbild ohne...«
    Ihre Handfläche schlug gegen seine Wange, zog eine plötzliche peinliche Stille nach sich, während die Musikfetzen höchst unpassend aus dem Haus herüberklangen.
    Judith wirbelte herum und stieß einen kleinen Schluchzer aus, preßte die Hände auf ihre Lippen, als kämpfte sie gegen die Tränen an, die ihrer verletzten, gedemütigten Unschuld entsprangen. Marcus Devlin mußte irgendwie entwaffnet werden, und wenn es nicht mit Ehrlichkeit gelang, dann mußte sie eben zu anderen Mitteln greifen. Sie konnte nicht riskieren, daß er seine Anschuldigungen in den Londoner Clubs verbreitete, wenn die Davenports zum ersten Mal in der Londoner Gesellschaft erschienen. Im Augenblick fiel Judith nichts anderes ein, als ihm das Bild der tief gekränkten Unschuld vorzuspiegeln in der Hoffnung, wenn schon nicht Mitleid, dann doch wenigstens eine gewisse Bereitschaft in ihm zu erwecken, in Zukunft Stillschweigen über die Sache zu bewahren.
    »Sie wissen nichts über mich«, sagte sie mit gepreßter Stimme. »Sie können nichts von all dem wissen, was wir durchmachen... wie es uns in dieser Situation ergeht... ich habe niemals wissentlich jemanden verletzt, geschweige denn Ihren Cousin ...« Ihre Stimme erstarb in einem heftigen Aufschluchzen.
    Sie ist wirklich eine vollendete Schauspielerin, dachte Marcus, der sich von dieser meisterhaften Darbietung nicht eine Minute hatte täuschen lassen. Er strich sich über seine brennende Wange, fühlte die leichte Schwellung, die ihre Finger hinterlassen hatten. In diesem Schlag hatte mehr Überzeugungskraft gelegen, aber eine so brutale Zurschaustellung empörter Tugend schien kaum zu der verrufenen Frau zu passen, die sie seiner Meinung nach war. Er ignorierte die tapfer unterdrückten Schluchzer und stellte leidenschaftslos fest: »Für eine so zierliche Person haben Sie enorm viel Kraft im Arm.«
    Das war nicht die Reaktion, auf die Judith gehofft hatte. Sie hob den

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