Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Feldwebel Eschenbach, Unteroffizier Matthes und ein grosser Teil anderer Kameraden. Das von Bambergs mit dem ewigen Versetzen finde ich reichlich ungehobelt, auch ich würde an Deiner Stelle erst mal warten, bis sie sich mal melden. Da kannst Du doch lieber schlafen gehen. Das mit dem Kaffee und den Semmelchen will ich mir lieber nicht vorstellen, denn momentan knurrt mir der Magen gerade so unverschämt, und dabei muss ich fast noch eine halbe Stunde warten, ehe ich Abendbrot essen kann. Und dazu den guten Nachrichten. Sag mal, ist denn mal was von diesem Herrn Cramer zu hören gewesen, denn ich nehme nicht an, dass nun mit der Anständigkeit des Herrn Ullrich die Sache aus der Welt geschaffen ist. Und wegen dem ‘Sauhaufen’ tust Du richtig, wenn Du sie als Luft betrachtest. Noch besser als Dreck, um den man einen Bogen schlägt.
Hoffentlich habt Ihr beim Verzehren der letzten Stollenstücke in der Nürnberger mal an mich gedacht, mir läuft doch direkt das Wasser im Munde zusammen, wenn ich an Stolle und Bohne denke.
Ich bin gespannt, was ich für einen Film nächsten Sonntag in Stolp zu sehen kriege. .... Na, ich lasse mich überraschen. Mit Deinem Platz im Kino hast Du aber grosses Pech gehabt, aber es war auch eine kleine Strafe dafür, dass Du erstens in einen Film ohne ‘Happy end’ gegangen bist und zum anderen, dass Du bloss für Dich bezahlt hast und den kleinen Nassauer für nichts ins Kino brachtest. Dass das arme Wurm ausserdem nichts zu sehen kriegte, ist wirklich zu bedauern, ich hätte ebenso protestiert. Jedenfalls sehe ich schon jetzt, dass es wohl Dein Temperament mit auf die Welt bringen wird und wird wohl Dein oder mein Ausspruch wegen ‘Schrecken der Steubenstrasse’ nicht ganz unbegründet sein. Aber nach Deiner Devise ‘Dummheiten machen ohne erwischen zu lassen’ soll er oder sie ruhig heranwachsen. Nun bin ich Dir aber direkt böse, wenn Du Dich mehr als ich auf das Kind freust; ich glaube wir beide warten sehr darauf.
So, kleiner Hase! Jetzt habe ich eine Pause von einer Stunde zum Abendessen gemacht. Es gab Butter, Schmierkäse (Käse hatte man vergessen) und harte Wurst. Jetzt habe ich bis zur nächsten Unterbrechung 15 Minuten Zeit, aber dann habe ich mehr Ruhe.
Nun zu Deinem Erziehungstalent, dass ich Dir nicht abspreche, denn wenn ich es tat, dann nur um Dich zu hänseln. Jedenfalls ist mir ein Robert lieber als zehn ‘fromme Helenen’. Bei mir bin ich mir noch nicht im Klaren darüber, aber ich glaube, spiessbürgerlich bin ich auch nicht gerade angehaucht, also werden wir das Kind zusammen schon schaukeln. Aber wie gesagt, sehr zu bedauern ist es, dass ich nicht mit Dir zusammen jetzt schon alles erleben kann, aber ich bin auch guten Mutes, dass Du Dich durch nichts mehr aus der Ruhe bringen lässt und so durch ein heiteres Gemüt schon auf das Kind einwirkst. Und dass ich in Gedanken immer bei Dir bin, kannst Du mir glauben.
Die Zeiten, wo ich bis ½ 10 Uhr im Bett liegen konnte, sind ja momentan vor-über, aber eine Besserung ist schon eingetreten. Nütze nur sonntags das aus, solange Du noch arbeitest, später kannst Du es Dir so einrichten, wie es Dir gefällt. An Elli habe ich heute geschrieben, das arme Ding hat wirklich viel durchzumachen und hat doch herzlich wenig von ihrem Leben. Und nun hat Mutter auch noch die Sorge um Vater und ich wünschte doch beiden, dass sie nach allen Sorgen ihren Lebensabend in Ruhe geniessen können. Aber auch ich glaube, dass es wieder besser wird. Siehst Du, das ist es, was mich immer so fuchst, Deine und meine Eltern haben nun ihr Leben lang geschuftet und wenn fürs Alter dann schon mal eine kleine finanzielle Unterlage da ist, dann tauchen Beschwerden gesundheitlicher Art auf, die auch wieder Sorgen und Unruhe mit sich führen. Aber wie gesagt, es muss wieder besser werden.
Für die Grüsse von Frau Kolbe besten Dank. Schläft sie denn jetzt gut in meinem Bett. Und frag mal, wo meine zweite Kanne süsse Milch bleibt. Nun habe ich Karte und Brief beantwortet und Dir noch eine Neuigkeit mitzuteilen. Am Freitag mittags beim Antreten rief mich der Spiess auf und teilte mir mit, dass ich laut Abteilungsbefehl vom 22.2. rückwirkend ab 1.1. 42 zum Unteroffizier befördert wäre. Er gratulierte mir und ich hatte sofort bis 17 Uhr dienstfrei. Ich musste gleich auf die Schneiderwerkstatt, um auf Jacke, Mantel, Drillichjacke die Tresse aufnähen zu lassen. Frisch gewaschen, frisch rasiert im Glanze meiner neuen Würde musste ich mich
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