Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
17 Uhr zum Rapport bei unserem jetzigen Chef melden. Du hättest mich mal sehen sollen, wie ich im Stahlhelm gemeldet habe. Gebrüllt (das ist hier Trumpf) habe ich meine Meldung, als ob er taubstumm wäre, aber er war mit der Meldung zufrieden. Er gratulierte mir und wünschte mir alles Gute. Dann bin ich zum dritten Mal umgezogen und zwar in den Block, wo alle Kösliner liegen auf eine Unteroffizier-Stube. Wir liegen nun doch zu fünft, die Kameraden sind zwar nicht von meiner Kösliner Kompanie, aber es ist mit ihnen ein gutes Auskommen. Zur Feier meiner Beförderung durfte ich gleich von heute bis morgen U.v.D. machen, aber damit hat man mir keinen Schur getan, denn das ist der beste Tag für solchen Posten, weil wenig Dienst ist. Aller zehn Minuten bald muss man pfeifen, oder eine Gruppe antreten lassen und melden, nichts von der Ruhe in Köslin.
Mit Unterbrechungen habe ich diesen Brief auch nur schreiben können, aber seit dem Rundgang mit dem O.v.D. (Offizier vom Dienst) habe ich nun von ½ 11 Uhr ab bis morgen früh 7 Uhr nur Telefondienst. Ein Glück, dass man bloss einmal drankommt. Am Montag will ich nun mit dem Rechnungsführer hier mal wegen der Gehaltsfrage sprechen. Sollte ich erst bei der Kompanie das beantragen können, das wäre erst Anfang Februar, dann hast Du ja schon die Februarunterstützung. Die Differenz zwischen Deiner Unterstützung und dem Gehalt ab 1.1. 42 bekommst Du dann auf alle Fälle nachgezahlt. Also brauchst Du keine Angst zu haben, dass Du irgendetwas einbüsst. Mit meinem Einzug in die Unteroffizier-Stube bin ich nun wieder in den Bereich etlicher Bequemlichkeiten gerückt, die da sind länger (eine halbe Stunde) schlafen, zeitiger essen gehen, keine Appelle, sonnabends zeitiger Dienstschluss und Zapfenstreich 24 Uhr. Letzteres kommt bei mir nicht in Frage, denn ich bin froh, wenn ich lang liege. Morgen Sonntag bin ich mit U.v.D. um
1 Uhr fertig, essen tue ich, wenn ich den Lehrgang zur Küche geführt habe, und dann haue ich mich in den Kahn. Jetzt ist mein Kopf so ziemlich leer und ich will nun für heute schließen. Ich hoffe, dass Du den Sonntag recht angenehm verbringst und Dich recht aalen kannst.
Recht viele liebe Grüsse und viele Küsse und behalt recht lieb
Deinen Dich liebenden Hans, der sich die ganze Nacht munter halten muss.
Leipzig, den 25.1. 1942
Mein lieber alter Hans!
Heute habe ich Dir für zwei Briefe zu danken, für den vom Freitag, den mir Grete mit ins Geschäft brachte, und dann für den Brief gestern. Halt nein, da fällt mir eben ein, für den ersteren habe ich mich ja bereits bedankt, denn ich habe Dir doch am Freitag einen langen und großen Brief geschrieben. Hast Du den erhalten? Viel Neues ist ja nun von daher nicht zu berichten, und doch auch wieder viel. Aber Mutter will Dir heute wieder schreiben und da möchte ich ihr natürlich nicht vorgreifen. Es scheint ihr doch eine Erleichterung zu bringen, wenn sie sich im Briefe mit Dir aussprechen kann. Grete ist mit Mutter und Vater gestern rein in die Klinik, ich habe indessen haußen sauber gemacht, Betten überzogen und so, und wie ich schon vermutete, so haben sie Vater nicht wieder mitgebracht. Für ihn selber ist es ja auch besser so, denn aller zwei Tage die Rumschlepperei für ihn, die strengt doch zu sehr an. Ja, kleiner Mann, ich weiß nicht, wie viel Mutter Dir geschrieben hat, aber ich fürchte, mit Vater steht es sehr schlimm. Ich würde ganz gern mal mit Fräulein Brosius sprechen, aber Genaues darf sie ja auch nicht sagen. Wollen wir nur alles Gute hoffen und wünschen.
Gestern gegen Abend bin ich mit Grete, nachdem wir mit Mutter bei Schramms waren, in die Stadt gegangen, Verschiedenes einkaufen. Und zum Schluss sind wir in die Albertstraße nach dem Bettchen gegangen. Er hebe es mir bis Montag Abend auf, bis dahin müssen wir es abgeholt haben, sonst verkauft er es anderen. Da gehen wir nun morgen wieder rein und nehmen Decken und Stricke mit, denn das hatten wir gestern nicht mit. Das ist nun das erste Stück. Freust Du Dich da? Alter Strolch, wegen mir könnte die Zeit schon vorbei sein. Heute früh haben wir bis ½ 10 Uhr geschlafen, dann guten Kaffee und Butter-semmelchen gegessen. Mittag hatten wir kein Fleisch mehr und haben uns da zu dritt ein Griessüppchen gekocht, jeder drei Kartoffelpuffer und ein Glas Pflaumen habe ich geopfert. Dann ist Mutter zu Vater und Grete und ich sind zu Elli. Über Vater schreibt Dir die Mutter selbst, Elli ging es gut. Sie lag
Weitere Kostenlose Bücher