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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Belohnung einen Kinobesuch leisten. Die Urkunden habe ich seinerzeit im Geschäftszimmer abgegeben und muss nun alles da sein. Ich kümmere mich nun nicht mehr darum. Deine Marmelade schmeckt ganz gross, ich habe heute ein Glas aufgemacht. Die Vorräte schmelzen nun langsam zusammen, das soll aber nicht heissen, dass Du mir etwas schickst, denn ich habe genug zum essen. Am Ende meines Briefes wünsche ich Dir nun einen recht netten Sonntag, an dem ich oft an Dich denken werde. Für heute recht viele liebe Grüsse und Küsse und bleib mir recht gesund und behalt recht lieb
    Deinen Dichliebenden Hans.
     
     
     
    Leipzig, den 23.1. 1942
    Mein lieber alter Strolch!
    Nun kann ich erst heute Deinen Sonntagsbrief schreiben, Du würdest ihn ja sowieso nicht am Sonntag bekommen haben, denn was ich mir ausgerechnet habe, geht die Post von dort nach hier vier Tage. Dein erster Brief, der am Sonntag hier sein sollte kam am Mittwoch und der zweite heute Freitag an. Hast Du denn nun endlich meine beiden Briefe bekommen? Das ist ja wirklich wieder ein großer Jammer mit der Post. So, jetzt habe ich meinen guten Kaffee ausgeschlürft, nun will ich mich aber endlich einmal sammeln und zusammenreißen, denn heute bin ich ganz durcheinander. Kleiner Mann, es tut mir wirklich so leid, daß man Dich jetzt wieder so schikaniert, aber die 14 Tage gehen auch schnell rum, denk doch mal, es sind doch bald schon wieder zwei Wochen daß Du von hier weg bist. Aber einmal kommt ganz bestimmt die Zeit, wo Frieden ist, und wo Du dann wieder ganz bei uns sein kannst, alter Kerl, einmal kommt ganz bestimmt die Zeit. Eigentlich habe ich vorhin mit Dir gezankt, Du, da hatte ich nun die Schreibmappe aufgeräumt, und nun findet man auch aber überhaupt nichts mehr. Wie ausgeräumt sieht es in der Mappe aus. Kein Linienblatt, kein Löschblatt, nichts. Ja ja, Ordnung, Ordnung, liebe sie, sie erspart dir Zeit und Müh. Nach so einem Radiotisch werde ich mal zu Frau Vogel gehen. Schreibe mir doch mal, wie ich ihn schicken soll. Oder soll der gleich von der Fabrik nach Köslin geschickt werden? Hast Du denn nun eine Ahnung, wo Eure Kompanie hinkommt? Ich für meinen Teil wäre von Herzen froh wenn es der Schwarzwald wäre. Erstens mal ist es Deutschland, und zweitens ist der Schwarzwald wunderhübsch. Und Du schwärmst doch so für das Gebirge. Da bekommst Du doch wenigstens gleich einen kleinen Vorgeschmack, die Alpen sind es ja trotzdem noch nicht. Übrigens, da wir gerade von Schwarzwald reden, Herbert ist von den Grenzern wieder zum Militär gekommen und kommt nun woanders hin. Er würde mir sehr leid tun, wenn es Russland sein sollte. Bambergs hatten am vergangenen Donnerstag gewartet, daß ich hinkommen solle. Am Dienstag kamen sie dann ½ 9 Uhr angewutscht. Sie glaubten, ich käme wegen der Kälte nicht, dabei hatten wir beide doch noch mit Ilse ausgemacht, daß sie zu uns kommen sollten. Mutter hatte es ihnen nun auch gesagt, und nun kommen sie am Dienstag eben wieder. Bei uns ist jetzt eine ganz grimmige Kälte, wie ist es denn bei Euch? Heute morgen waren es wieder -20°C. Das geht nun schon so lange als Du fort bist. Früh ins Geschäft ziehe ich jetzt immer meine langen Hosen an. Am Mittwoch waren wir mit Frau Leonhard bei Frau Berthold zum Geburtstag zum Rohe Klöße essen eingeladen. Kleiner Mann, es hat wunderbar geschmeckt. Aber wir waren alle so vollgefressen, daß wir uns nicht rühren konnten. Wohl habe ich mich dabei wirklich nicht gefühlt. Die Klöße lagen mir wie Stein im Magen.
    Und nun komme ich auf zu Hause, lieber Strolch, viel Erfreuliches ist da nun wirklich nicht zu berichten. Mutter wird Dir ja alles Wissenswerte geschrieben haben. Es ist nun noch das linke Bein, was Vater Schmerzen und uns Sorgen macht. Es ist sehr angeschwollen und Dr. Döring bei dem Mutter heute war, meinte daß das auf seine Herzschwäche zurück-zuführen ist. Er tut mir wirklich unsäglich leid, wie er so vollkommen teilnahmslos in seinen Kissen liegt, und es reut mich oft sehr, daß ich manchmal grob zu ihm war. Mutter leidet natürlich sehr unter diesem Zustand. Wir geben uns aber die größte Mühe, sie darüber hinwegzubringen, zu trösten und zu helfen. Ich bin jetzt so sehr dankbar, daß Grete jetzt bei uns ist. Sie ist wirklich rührend in allem. Holt uns alle Kohlen, hat gestern mit Mutter ihre Betten in die Stube geräumt, hat heute Vater allein am Morgen betreut, und morgen geht sie mit Mutter in die Klinik, Denn Vater muß mehr getragen

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