Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

danach abgelaufen. Nächste Woche dann, aber da ist es für Dich zu spät. Es soll kein Weihnachtspäckchen sein, denn ich hoffe bestimmt auf Dein Kommen. Das Blusen- und Bouillonpaket ist nun auch eingetroffen und schon verteilt.
    Dir nun für heute tausend liebe Grüße und einen Kuß von
    Deiner kleinen Lenifrau und Heidikind.
     
     
     
    Leipzig, den 29.11. 1942
    Mein lieber alter Strolch!
    Nun ist es gerade eine Woche her, seitdem Du von mir einen ordentlichen Brief bekommen hast, und hoffentlich bist Du mir nicht böse deswegen. Aber Du weißt ja, was war, erst hatte ich ziemlich zu tun, und dann war ja auch Grete da, und ich bin ein paar mal mit weg gewesen. Am Dienstag in ‘Entlassung ’ und hat auch mir sehr sehr gut gefallen, vor allem schauspielerisch ganz groß. Am Donnerstag Nachmittag und Abend mit Grete und Erika bei Lisa eingeladen. Es war recht gemütlich, schon alles ordentlich und der Plattenspieler ging auch wieder. Am Freitagabend waren wir dann nochmals im Kino ‘Vom Schicksal verweht’ mit Deinem Freund Schönhals und Sybille Schmitz, und hat mir dieser Film ganz außerordentlich gefallen, noch besser als ‘Entlassung’. Ein rechter Abenteuerfilm, der dich von Anfang an in Spannung hält und mußt Du Dir den Film unbedingt mal ansehen zu gegebener Zeit. Sag, war ich da diese Woche sehr liederlich? Nun ist aber auch Schluß bis Weihnachten, das heißt, bis Du kommst, und die dreimal Kino und zweimal Theater werden bestimmt eingehalten. Grete ist nun heute früh wieder weg. Sie war in ihrer Sache zum Rechtsanwalt bestellt worden, und habe ich mich wirklich sehr gefreut, sie mal wieder hier zu haben. Sie hat sich meiner Rechnung nach sehr zu ihrem Vorteil verändert. Erstens ist sie dicker geworden und zweitens ist sie in vielen Dingen optimistischer geworden und das hat mich besonders gefreut. Gestaunt habe ich, daß es zwischen ihr und dem Tölzer Toni aus ist. Ich muß Dir das mal mündlich erzählen. Auf alle Fälle ist es aber besser so. Jetzt hat sie einen neuen Freund, den wir gemeinsam auf unserer Hinreise kennenlernten und der wirklich ein fabelhafter Mensch ist. Auch 42 Jahre und schuldlos geschieden. Oberstfeldmeister beim Arbeitsdienst und ein ziemlich gutes Einkommen. Zu Gretes Schwager hat er über Grete geäußert, einmal gesehen, einmal gesprochen, und mir ging Herz und Seele auf. Nett, was? Heute sind die Eltern ins Kino. Ich war am Nachmittag bis 4 Uhr mal in der Nürnberger und habe dort einen ausgezeichneten Kaffee und Quarktorte bekommen. Und dann habe ich zu Hause mit unserer kleinen Maus Advent gefeiert, habe ein Licht angezündet (gibt es bei Euch noch Lichter?), habe sie in der Stube rumgeschleppt und gesungen, und hat sie sich da ganz behaglich gefühlt. Nachdem sie jetzt nachts immer wunderbar geschlafen hatte, war sie die letzten Nächte recht unruhig, und haben wir da wenig geschlafen. Das zweite Zähnchen macht sich bemerkbar, und wenn dies durch ist, wird es wieder besser werden. Ein Kind macht sehr viel Arbeit, aber noch mehr Freude, und könnte ich mir unsere kleine Maus nicht mehr wegdenken. Hier sind alle auf Dein Gesicht gespannt, wenn Du sie das erste Mal wieder siehst. Kleiner Mann, weißt Du nun noch immer nicht, wann das sein wird? Ein Weihnachtspaket kann da nun natürlich nicht weggehen, aber früh habe ich Dein Adventspäckchen gepackt. Es hat sich so lange rausgezögert, weil ich unbedingt ein bissel Tanne mit hineintun wollte, und die habe ich ganz schwer bekommen. So habe ich auch in diesem Jahr bis jetzt noch keinen Adventskranz. Hoffentlich schmeckt Dir das bissel Kram , und macht es Dir ein klein bissel Freude. Grete hat auch für Dich in Saaz gebacken, hatte aber keine Zulassungsmarke, die habe ich ihr erst jetzt gegeben. Allerdings wird sie es nicht mehr wegschicken können, denn morgen ist Schluß, am Dienstag kommt sie aber erst nach Hause, weil sie erst in Teplitz Station macht. Dann wird es Dir aber auch noch nach Weihnachten schmecken, ja? Nun hier mal eine Skizze von unserer Kammer.
     

     
    Es ist zwar ein bissel eng, aber es geht so schon, und ich bin froh, daß ich den Schrank nicht ins Wohnzimmer stellen brauche. Nun habe ich immer nur von uns geschrieben und mich noch gar nicht nach Dir erkundigt. Bist Du gesund und munter? Und was machst Du Gutes? Eigentlich hatte ich heute auf einen Brief von Dir gewartet. Habt Ihr sehr viel Arbeit? Aber ich habe ja einen so tüchtigen kleinen Mann, der wird es schon schaffen. Sind denn nun