Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Deine Zahngeschwüre endgültig weg?
Nun mal wieder für heute Feierabend. Vorhin habe ich zwei Gläser Huhn eingeweckt, wenn Du kommst. Grete hat es mitgebracht und für einen Kleiderstoff (braun-weiß-gestreift) eingetauscht. Ist doch prima, was?
Dir nun viele liebe Grüße und Küsse
von Deiner Lenifrau und Heidikind, die sich unbändig auf Dein Kommen freuen.
Leipzig, den 1.12. 1942
Mein lieber alter Strolch!
Für Deinen Brief am Montag danke ich Dir herzlich. Dieser Brief ist gar nicht lange gegangen. Am 27. weggeschickt und am 1. hier gewesen. Sonst ist es aber auch oft länger, als feststehend kann man dies nicht betrachten. Warst Du nun diese Woche mal wieder beim Zahnarzt, und ist nun endlich wieder alles in Ordnung? Kleiner Mann, nun wird es also diese Weihnachten wieder nicht, daß wir zusammen feiern können, und ich hatte mich doch schon so darüber gefreut. Ich habe die Vermutung, als ob Du dies schon früher gewußt hast und dies mir verschwiegen hast. Nett ist das nicht, Du, denn nun hast Du ja nicht mal ein Weihnachtspäckchen, und das liegt mir schwer auf der Seele. Wird es also für Dich ein ganz trostloses Fest werden. Aber auch ich habe bis jetzt noch keine Feststimmung, und wird die wohl erst kommen, wenn mein alter Lumisch zu Hause ist. Du brauchst Dich wirklich nicht zu entschuldigen, daß Du kein Adventspäckchen geschickt hast, und ich möchte Dich auch herzlich bitten, dies zu unterlassen. Was ich Dir geschickt habe, ist nicht der Rede wert und müßte es nur auch viel mehr sein. Heute war ich mal den ganzen Tag drüben in der Nürnberger und habe ich den ganzen Tag Ullrich gehabt. Deine Mutter hatte Wäsche ge..., denn Erika packt ein, denn sie fährt am Freitag Abend nach Budapest. Ich glaube, wenn Du Erika wiedersiehst, wirst Du erschrecken. Sie sieht sehr sehr schlecht aus. Ist vielleicht auch erklärlich, denn der Umschwung ist zu kraß. Ihr Mann hat dort Möbel gekauft und nun wollen sie einrichten. So um den 15. Dezember kommen beide zurück, bleiben Weihnachten daheim und wollen dann gemeinsam mit Ullrich wieder hin. Da könnte es vielleicht möglich sein, daß wir mal alle zusammen sind. Schön wäre es schon. Morgen gehe ich noch mal rein, und dann ist die Woche wieder um, dann habe ich meine ganzen Strümpfe zu stopfen, am 14. Wäsche und ..., dann plätten usw. und dann werden die Feiertage da sein. Kleiner Mann, aber wir wollen essen, wenn Du da bist, ja? Ich bekomme jetzt die Geflügelzuteilung, die wecke ich auch ein, also brauchst Du keine Angst zu haben, daß wir verhungern müssen, obendrein hat es noch den Vorteil dann, daß ich dann nicht erst das Zeug zubereiten muß. Aber jeden Tag muß ich mit Heidi spazieren fahren, gehst Du da mit oder willst Du Dich da inzwischen aufs Ohr legen? Eventuell kommt auch Grete Silvester rum, Weihnachten bestimmt nicht. Ich habe Heidi nachts jetzt unmittelbar neben meinem Bett stehen, und hat es den Vorteil für mich, daß ich da nicht aus dem Bett mehr raus brauche, sondern brauche ich bloß rüberlangen, und kann man dann gleich weiterschlafen. ...Wie kommt es, daß Du mich mit 14,25 M Käse belastet hast und sonst niemand? Der Käse ist doch geschlossen an Dich bezahlt (Käsegeld 110 M aus Saaz)..... Du, wenn es noch Büchsenmilch bei Euch gibt, so kannst Du für mich ruhig ein paar mitbringen denn die ist mehr als billig, und mit dem Viertelliter Magermilch die Woche kann man nicht viel anfangen. ... Heute drin in der Nürnberger kam zu allem Überdruß auch noch Erikas Schwiegermutter angereist. Brachte für Heinz ein Federbett. Fuhr aber nachmittag wieder weg. Für heute will ich mal wieder schließen. Behalt uns recht lieb, hörst Du. Deine Tochter wird ein richtiger kleiner Stromer.Dir nun 1000 liebe Grüße und einen Kuß von
Deiner Lenifrau und Heidikind.
Wenn Du so am 27./28. rum kommst, so kannst Du Dich gleich einrichten, daß ich Besuch habe und Dich bei Deinem Einkauf danach richten. Weißt Du, was ich meine? Es tut mir sehr leid, kann es aber wirklich nicht ändern. Vielleicht verschiebt es sich ein bissel. Möglich ist es. Trink also ruhig Dein Hängolin bis zum letzten Tag und höre nicht vier Wochen vorher damit auf.
2.12.42
Liebe kleine Lenimaus!
Für Deinen Kartengruss danke ich Dir vielmals und wollte ich gleich gestern schreiben, aber plötzlich kam ein kurz angesetzter Kameradschaftsabend dazwischen, der bis früh 3 Uhr dauerte und von dem man nicht fernbleiben konnte. Kurz vor 4
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