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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Du mal für mich den Daumen hältst.
    Nun habe ich aber genug von mir und über mich geschrieben und hoffe ich nur, dass Du daran Interesse findest.
    Wie ist es denn nun bei Dir? Hat sich das Gemüt der Heimleiterin wieder beruhigt oder hast Du immer noch so viel auszustehen? Wenn Du Dich immer noch recht ärgern musst, so schreibe das mir nur ruhig, denn wenn man sich einmal aussprechen kann, wenn auch nur schriftlich, so tut das doch trotzdem gut. Du brauchst Dich auch nicht über Deinen Briefstil zu entschuldigen, ich freue mich über alles, was Du mir schreibst, ausser natürlich, wenn Du schreibst, dass Du nichts mehr von mir wissen willst.
    Solltest Du Ostern doch noch nach Leipzig kommen, so teile es mir bitte mit. Meinen Brief schicke ich erst Sonnabend mit, sodass Du ihn als einen Sonntagsgruss von mir erhältst. Aber nicht wahr, Du antwortest mir bald.... Für Deine Aufmerksamkeit gegenüber meiner Portoverschwendung danke ich Dir vielmals. Ich werde mir erlauben, mich mit einem kleinen Ostergeschenk zu revanchieren.
    Nun Schluss für heute. Ich wünsche Dir einen recht schönen dienstfreien Sonntag. Wir hier zu Hause feiern an diesem Tage den Geburtstag meiner Mutter. Recht viele herzliche Grüsse
    von Deinem Hans Helm.
    Du, freust Du Dich auch so auf ein Wiedersehen wie ich??
    Nächsten Sonntag bekommst Du bestimmt ein Bild von mir.
     
     
     
    Leipzig, d. 26.7. 35
    Du mein lieber kleiner Schlumps!
    Recht vielen Dank für Deinen lieben Brief, über den ich mich sehr gefreut habe. Ich habe aber sehr schmerzlich darauf gewartet, trotzdem ich mir immer wieder sagte, dass Du nach Deinem Eintreffen dort sicherlich viel Arbeit vorfinden würdest. Aber von Montag bis heute ist eine lange Zeit, d.h. wenn man wartet.– Liebe kleine Maus! Dass Dir der Abschied von Leipzig nicht leicht gefallen ist, habe ich am Montag sehr genau gemerkt. Vielleicht kann auch ich mich in den ‘schweren Abschied’ mit eingliedern. Sieh, auch ich hätte am liebsten losgeheult, denn es ist doch eine Woche der Verwöhnung für mich gewesen insofern, als ich doch jeden Tag, ausgenommen einen, mit Dir zusammen sein konnte. Schön war das und freue ich mich nun schon auf den September. Und Du, Schlumps? Bin ich Dir dann diese paar Tage ein vollwertiger Ersatz für Dein Elternhaus und Leipzig und Turnverein etc.? Oder würdest Du vorziehen, lieber nach hier zu kommen? Ich wiege mich in der egoistischen Hoffnung, nein ich weiss es, dass Du Dich auf mich freust und sollen diese Tage uns noch näher zusammenbringen. Bis dahin aber, Schlumps, Kopf hoch, lass Dich nicht unterkriegen, sollst sehen, Weihnachten klappt es hier in Leipzig, schon meinetwegen.
    Dass Du bei solchem miesen Wetter dort ankamst, ist bedauerlich, aber nach unserem Wetter hier verständlich. Hier ist es erst seit vorgestern wieder sommerlich, so dass man nun wieder an baden gehen denken kann.
    Am Montag habe ich Deine Mutter noch bis über die Fahrbahnen am Hauptbahnhof gebracht, dann bin ich nochmals ins Geschäft. Der mich erwartende Ferienreisende war unter Hinterlassung einer Menge Rückstände (seit Mai) schon verblüht, sodass ich schon um 6 Uhr wieder nach Hause gefahren bin. Und da bin ich zur Zeit Deines Eintreffens, so gegen ½ 9 Uhr, zu Bett gegangen.
    Uebrigens werde ich in der nächsten Zeit einer Einladung Deiner Mutter Folge leisten und bei Deinen Eltern wieder mal vorsprechen. Hast Du noch Deinen kleinen Quartiergast oder ist er schon wieder an die richtige Adresse ausgeliefert worden? – Ich muss Dir heute auch mal ein unangenehmes (das ‘angenehme’ ist, dass ich Dich doch recht lieb habe) Geständnis machen. ‘Essy’ ist verletzt. Ich habe ihn vor mir stehen und mit satanischer Duldermiene und angebrochenem linken Ohr macht er mir doch grosse Sorge. Hoffentlich zeigst Du mich deswegen nicht gleich beim Tierschutzverein an.
    Ist denn Euer Fräulein Töpel nun in die Ferien gegangen? Da hast Du ja dann bannig zu tun und ich komme mir da mit meinem 3 Uhr Feierabend direkt wie ein Faulpelz vor. Ich glaube Dir gerne, dass Du bei diesem Gewühle bei Euch abends immer todmüde bist und bin auch Dir deshalb für Deine Briefe recht dankbar.
    Du, Schlumps, natürlich bin ich froh, dass Du wieder von Leipzig fort bist, und wenn Du es genau noch wissen willst, sogar heidenfroh, denn wenn ich Dich jetzt hier hätte, so würde ich Dir ganz gewaltig die Ohren lang ziehen, denn ich habe doch schon genug mit dem Telefonieren ausstehen müssen, und über solche

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