Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
keinen Zweck. Also verzichte auf die Ferien und nimm’s, wie’s kommt. Ich überlege. Es ist das einzig richtige! Und melde Dich von der Arbeitsfront ab. Und wenn Du die Feiertage über noch dableiben mußt, nun so mußt Du auch das .... .... mitnehmen, das kann nun alles nichts helfen. Fräulein Töpel hatte sich nun an Dich gewöhnt und Du an sie, Anni ist auch fort und wie die Neue sein wird, das weiß sie auch nicht und macht sie sicher nervös.
Ich habe immer geglaubt, Ihr habt Euch am Sonntag verlobt, weil Helm jetzt noch nach Schandau fuhr. Nun, Ihr habt es gewiß nur heimlich getan.
Sonst sind wir alle gesund und hoffen von Dir dasselbe.
Herzlichst Deine Mutter
Hans Helm an Leni Helm / Leni Helm an Hans Helm
Leipzig, den 24. März 35
Liebe Leni!
Du wirst gewiss erstaunt sein, von mir wieder einmal was zu hören, vielleicht ist es auch ein absurder Gedanke von mir an Dich zu schreiben, aber ich habe eine Bitte an Dich, die Du mir erfüllen könntest. Ich möchte Dich nämlich gern einmal sprechen. Ist dies möglich? Bitte schreib mir doch darüber. Hätte Dich telefonisch gern gesprochen, aber leider habt Ihr ja keins mehr.
In der Hoffnung, dass Du mir meine Bitte nicht abschlägst, verbleibe ich mit besten Grüssen
Hans Helm
Solltest Du, was ich hoffe, mir antworten, so schreib bitte keinen Absender auf den Brief.
Leipzig, d. 26.3 . 35
Liebe Leni!
Besten Dank für Deine Zeilen. Ich habe mich sehr gefreut, dass Du mir auf meinen Brief geantwortet hast. Ich schlage vor, dass wir uns am Sonnabend treffen und zwar werde ich um 8 Uhr an der Nürnberger – Ecke Brüderstrasse auf Dich warten. Wir könnten dann irgendwo eine Tasse Kaffee trinken gehen. Du bist wohl so freundlich und gibst mir noch Bescheid, ob dies Dir recht ist.
Zu Deinem Examen wünsche ich Dir Hals- und Beinbruch.
Also auf Wiedersehen am Sonnabend und inzwischen besten Gruss
Hans Helm
Leipzig, den 11. April 35
Liebe Leni!
Du, Dein Brief kommt mir immer wie ein grosses Geschenk vor, für das ich Dir recht vielmals danke. Du kannst mir gar nicht glauben, wie ich mich darüber gefreut habe. Ich habe in der Zeit kurz nach Weihnachten bis an den Tag, wo ich Dir das erste mal wieder schrieb, seelisch viel durchgemacht und wollte manchmal an mir selbst verzweifeln, so dass ich gewissermassen bei Dir vor mir selbst Schutz suchte und wenn Du mir abweisend geantwortet hättest, wäre das eine grosse Enttäuschung für mich gewesen. Und ich will es Dir heute offen gestehen. So, wie Du mich vor fünf Jahren schwer getroffen hattest, als Du mir einen Absagebrief schriebst, so schwer würde mich auch eine neue Absage in den letzten Tagen getroffen haben. Und darum bin ich auch so glücklich, dass wir doch gute Freunde werden. Aber Freundschaft erfordert gegenseitiges Vertrauen, und darum sollst Du auch wissen, dass ich mehr haben will als Deine Freundschaft, nämlich Dich und zwar ganz für mich. Das war es, was ich meinte, mit mehr als Freunde werden. Du darfst nicht denken, dass ich Dir bös bin wegen damals, aber einen grossen Schmerz hattest Du mir zugefügt; und ich hatte Dich doch so lieb, genau wie heute. Wenn ich Dir dies nicht mündlich verraten habe, so war es so wie Du schon richtig schreibst, eine grosse Scheu, dass uns etwas Schönes durch ein Missverstehen gestört werden könnte, dann aber auch die Angst, Du könntest mich vielleicht auslachen. Aber nun werde ich die beste Gelegenheit wahrnehmen, um mich mit Dir richtig auszusprechen. Du weisst nun um mein Hoffen und um meine Wünsche, so dass Du mich wohl verstehen kannst.
Ich wollte eigentlich Ostern nach Dresden fahren und Dich in Schandau besuchen. Leider hat sich da etwas dazwischen geschoben, wodurch sich die geplante Reise um ca. zwei Wochen verschiebt. Bist Du überhaupt einverstanden, dass ich Dich in Schandau treffen will? Bitte schreib mir darüber oder ob wir uns. mal in Dresden treffen. Den genaueren Tag machen wir dann in den nächsten Briefen fest.
Der Grund, dass ich Ostern nicht fahren kann, ist der, dass ich momentan die Vertretung für einen erkrankten Expedienten erhalten habe, und dass man mir in Aussicht stellte, dass es sein könnte für dauernd. Heute habe ich das erste Mal nach fünf Jahren wieder Büroarbeit geleistet. Die Arbeitszeit ist von 6 - 3 Uhr, aber erst ½ 5 Uhr war ich fertig. Aber ich schaff es noch, darauf kannst Du Dich verlassen. Du bist die erste, die davon etwas weiss und nun hoffe ich, dass
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