Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
nicht mehr schreiben und so habe ich mich gleich nach Tisch heute an den Schreibtisch gesetzt, da stört mich kein Mensch. Von Helm hast Du also auch ein hübsches Osterpaket erhalten. Ich freue mich mit Dir! ... Ich habe überdies Helm am Sonntag den Ring einmal mitgegeben, den ich Dir mal schenkte. Er soll mal sehen, was so ein paar fehlende Steinchen kosten. ...
Bleib hübsch gesund, wir sind es auch und grüßen Dich alle recht herzlich, besonders aber
Deine Mutter
Leipzig, den 20.4. 36
Liebe Leni!
Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich Dir heute schreiben soll. Ein Wetter ist draußen, man jagt nicht gern einen Hund auf die Straße. Regen und Schnee in allen Himmelsrichtungen durcheinander. Erika ist zu Flöte, mir mein Waschmaterial holen, am Montag geht es ins Waschhaus. Ich habe diesmal nicht so viel und kann Erika mir oben alles machen. Vielleicht kommt auch Else, mir zu helfen. Meinen Brief hast Du wohl erhalten? Wie ist nun bei Euch der Betrieb. Hoffentlich habt Ihr nun etwas Ruhe und einmal einen freien Tag. Das Wetter wird wohl auch nicht anders sein bei Euch. Man muß sich eben daheim gemütlich niederlassen. Morgen wird es wohl nicht anders sein. Na, wir bleiben ja daheim. Aber das Rennen und die Messe sind ja doch verregnet. Lischen geht heute Abend ins Theater. Sie gehen jetzt überhaupt viel ins Theater. ... Sonst sind wir wohlauf und hoffen von Dir dasselbe.
Wir grüßen Dich alle recht herzlich und wünschen Dir drinnen einen recht frohen Sonntag
Deine Mutti nebst Papa, Lisa und Erika
Leipzig, den 21.4. 36
Liebe Leni!
Deinen lieben Brief habe ich heute schon erhalten und danke Dir dafür. Die Wäsche ist fertig und bin ich gar nicht kaputt, da Else mir so fleißig geholfen hat. Taschentücher habe ich schon abgenommen. Auch ist das Wetter heute wieder günstiger. Es ist ja schön, wenn Du jetzt Deine Wäsche ausbessern kannst, die restlichen Strümpfe werde ich hier wegstopfen. Ich glaube, da können wir auch welche wegwerfen.
Hilde Tritschmann geht also wieder nach Hause. Es ist auch besser so. Sie trägt am Schluß, wie so viele Lungenkranke die große Hoffnung im Herzen und es ist gut so, das erleichtert das Sterben. Miss Scheibe hat am Sonntag Lotten besucht.
Helm kann am Sonntag ruhig kommen. ... Ich hatte das Gefühl schon am zweiten Feiertage, daß er etwas auf dem Herzen hatte. Also Du kommst nun am 1. Juni wieder nach Hause. Recht so! Und es wird schon klappen, daß Du wieder in Lohn und Brot kommst. Den Reisekorb schicke ich Dir beizeiten und wenn Du ihn aufgibst, so muß er verschnürt werden. Material lege ich rein. Dein Rad kann Helm gern mitnehmen. Ich habe nichts dagegen, nur fragt es sich, wie lange Du die Radtour ausdehnen willst. Erst kommen ja die Feiertage und wir, Papa und ich, sind da vielleicht in Oschatz. Und sollte nach Pfingsten gleich gearbeitet werden bei ..., da mußt Du allerdings da sein. Sonst kannst Du ja mit Helm die Feiertage rumgondeln per Rad oder wie Ihr es machen wollt. Wie ist es nun mit Deinen Ferien? Hast Du Dich da einmal erkundigt? Zu beanspruchen hast Du noch welche, wenn Du evtl. auch nicht voll bekommst, z.B. Du gehst am 1. Juli, so kannst Du am 15. Juni abgehen, so sagte mir wenigstens Lisa, oder Du gehst am 1. Juni und kannst am 20. oder 22. Mai gehen. Das besprich am besten einmal mit Fräulein Töpel. Ich glaube aber kaum, daß sie ...., wenn Du am 1. Juni gehst, daß sie hinterher noch Ferien zahlen. Die müssen während der Dienstzeit oder Arbeitszeit genommen werden, also nicht hinterher. Verstehst Du, wie ich das meine.
Ich will nun schließen und meine Zeilen noch zur Hauptpost bringen. Papa geht mit und Else bringe ich bis dahin. Nun leb wohl und bleib mir hübsch gesund. Wir grüßen Dich alle recht herzlich.
Von Deiner Mutter einen lieben Kuß
Leipzig, den 29.4. 36
Liebe Leni!
Anbei sende ich Dir drei Paar Strümpfe, mehr bekomme ich momentan nicht fertig, einige habe ich weggeworfen, denn da stopft man mehr Garn rein, als sie wert sind. Erika hat es gewiß davor gegraut. Na, hier werden dann nicht mehr so viel kaputt gehen. Ich muß mich nun in das Großreinemachen stürzen. Eigentlich graut mir davor, denn ich hätte gern die Maler gehabt für Küche und nebenan, da macht es dann auch mehr Freude. Aber leider, das alte Lied –
Für Deine Karte vom Sonntag hab vielen Dank. Nun hat ja bald die Schreiberei für uns zwei ein Ende, da sind wir beide wohl froh. Ich werde Dir auch nicht
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