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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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und Seereisen veranstaltete, war KdF zugleich der größte Reiseveranstalter im Dritten Reich.
     
    3) Seidenscheine: Nutgeld während der Inflation 1922, z.B. Bielefelder Seidenscheine, Leinenscheine mit Spitzenborte, fein säuberlich als Geld bedruckt
     
    4) Schumann: Pfarrer an der Thomaskirche
     
    5) Otto Grüneberg war ein Bruder von Lina Helm, der Mutter von Hans Helm, der mit seiner Familie nach Amerika ausgewandert ist.

5
1940/41
     
Leni Helm an Hans Helm / Hans Helm an Leni Helm
 
     
    Vom Juni 1940 an war Hans Helm als Soldat bei der Wehrmacht und wurde zunächst als Funker ausgebildet.
     
    Dresden, den 9.8. 1940
    Mein lieber kleiner Strolch!
    So, nach dem erfrischenden Bade sitze ich hier 14 Uhr in Sporthose und habe mir nochmals deine Karte vom 8.8. vorgenommen, für die ich Dir recht herzlich danke. Deine Beschwerde über meine Schreibfaulheit ist teils berechtigt und teils entschuldbar. Die Impferei ist uns allen soweit ganz gut bekommen. Montag und Dienstag habe ich kaum den Arm heben können, aber nun ist bis auf Mattigkeit und noch etwas Schmerzen in der Brust alles in Ordnung. Darauf dürfte auch die Schreibfaulheit kommen. Der Dienst ist jetzt ganz ruhig, zieht sich aber durch die ewigen Appelle immer so lange hin, dass wir immer erst spät fertig werden. Nur gestern war es mal zeitig, der gestrige Nachmittag nach dem Unterricht auf dem Heller war überhaupt ganz famos. Drei Stunden Zeltbau und je eine Pause zehn Minuten und einmal zehn Minuten zum Rauchen. Während des Baues habe ich mich immer schön gedrückt und kam mir tatsächlich wie auf Urlaubsreise vor.
    Heute sind wir schon um 6 Uhr angetreten, und ausser uns elf Mann Wache rückte die ganze Kompanie zum Absperren aus. Von 7-8 Uhr haben wir mit den Innenkranken Revierreinigen gehabt und dann war Pause bis 9 Uhr. Da hatten wir dann bis 10 Uhr Wachexerzieren, wo Arthurs berühmter Ringelbitz, so nennt man das hier tatsächlich, mit vorkommt. Dann wurde Flaggenparade geprobt und eine halbe Stunde Unterricht über Wachvorschriften. Ich bin zur zweiten Innenstreife gekommen und da kannst Du mal an mich denken, d.h. der Brief kommt ja erst am Sonntag an. Ich ziehe das erste Mal um 8-10 Uhr nachts, dann von 2-4 Uhr auf Wache am Sonntag. Am Vormittag bis abends 18 Uhr sitze ich dann mit am Besucherbuch und anschliessend nach Schluss fahre ich dann nach der Zwickauer Strasse und treffe mich dort mit den Eltern. Nächste Woche werden wir wieder strengeren Dienst haben, denn am 19.8. fahren wir zu der viel besprochenen Übung. Es soll wahrscheinlich nun nach der Meissner Gegend gehen, aber was Genaues weiss man nicht. Es schwirren ja so viel Latrinenparolen um, soviel wie hier Funker in der Kompanie sind. Und nun das Allerneueste. Anschliessend an die Übung solls fünf Tage Urlaub geben. Das ist vom stellvertretenden Zugführer gesagt worden. Für nächsten Sonnabend und Sonntag gibt’s Ausgangsverbot wegen der Übung. Also ist dann nächste Woche allerhand los und jeder hier ist gespannt, wie sich das hier nach der Übung weitergeht, denn das ist ja die letzte Woche unsrer Ausbildung. Heute war ich in der Kantine und da waren schon wieder welche, die erst gestern eingezogen worden sind. Einer schimpfte, dass man ihn noch vor Torschluss eingezogen hat.
    Jetzt eben kommen die Kameraden von der Absperrung zurück. Das muss eine ganz schöne Anstrengung gewesen sein, das kann man sich ja vorstellen, wie das Volk hinter der Absperrung gedrängt hat. Viele haben Blumen mitgebracht, die ja nun nach Beendigung bloß dort ruhmreichen würden. Heute Mittag haben wir als Extreme, denn Mittag gibt es erst 16 Uhr, Bratkartoffeln bekommen. Ich bin aber dabei unangenehm aufgefallen, weil ich gefragt habe, wo das Spiegelei bleibt. Aber es war besser wie gar nichts und hat es auch so gut geschmeckt. ’Nen tüchtigen Durst hat man davon bekommen und die Saubande, die zur Absperrung waren, haben den ganzen Kaffee in ihren Feldflaschen mitgenommen. Und um das Ass voll zu machen, hat die Kantine bis 16 Uhr geschlossen.

    Dresden 1940
     
    Ja, kleine Maus! Nun ist bald wieder eine Woche vorbei, seitdem Du hier warst und man zehrt nur zu gern noch von der Erinnerung. Ich bin jetzt ganz beruhigt und hält dieses Gefühl hoffentlich recht lange an. Die Zeit ist ganz schön verflogen, und sollte es mit den fünf Tagen Urlaub doch stimmen, so kann es doch nicht mehr so lange dauern, bis ich überraschend nach Hause komme. In ungefähr zehn Tagen kann ich Dir dann

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