Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
dann hast Du wohl bedeutend weiter nach Hause? Das Bettchen, welches Leni gekauft hat, gefällt mir sehr gut, ich habe Dir darüber schon in meinem letzten Brief geschrieben.
Für heute will ich Schluß machen. Bleib recht gesund. Von Vater und mir recht viele Grüße. Schreib bitte bald, das heißt wenn es Dir möglich ist.
In aller Liebe Deine alte Mutter
d. 22.3. 42
Mein lieber, lieber Junge!
Für Deinen lieben Brief vom 18.3. recht vielen Dank. Hauptsächlich für den wertvollen Inhalt. Mein lieber Hans, beraubst Du Dich auch nicht, denn wenn Du dort so wenig hast, wäre es doch wichtiger, wenn Du Dir etwas dafür kauftest. Trotzdem muß ich sagen, daß es mir sehr willkommen war.
Heute hat Vater seinen ersten Spaziergang gemacht. Wir waren heute Mittag eine Dreiviertelstunde bei Schramms. Dann sind wir heim essen. Dann haben wir Mittagsruhe gehalten. Nachdem wir Kaffee getrunken hatten, haben wir uns noch mal auf die Socken gemacht und sind zu Naumanns Max gegangen. Wir sollen Dich von ihm und seiner Frau herzlich grüßen. Ich hatte ein Anliegen an Max, er soll so gut sein und in unserer Schlafstube die Jalousie nachsehen und im Wohnzimmer den Tisch. Er will am Sonnabend zu uns kommen. Es war viel Besuch bei ihnen. Ein Cousin mit seiner Frau aus Knauthain und eine Cousine mit ihrem Mann, welcher Tapezierer ist. Derselbe ist bei den Soldaten. Er hat Erholungsurlaub, hatte den Fuß erfroren. Auch die Eltern von Max waren da, von allen viele Grüße. Kurt ist in Rußland, wo schreibt er nicht und Albrechts Karl ist in Sudetenland.
Jetzt haben wir zu Abend gegessen und nun will ich Deinen Brief fertig machen. Morgen will ich mit Vater zum Arzt gehen, und während er dort wartet, will ich schnell zur Krankenkasse, Geld holen. Wie ist es denn mit Deinen Füßen geworden, was sagte der Stabsarzt, hast Du Einlagen verschrieben bekommen?
Lieber Hans, ich habe Lehmanns die Hühnerpaste gegeben, sie freuten sich sehr darüber. Vielleicht schickst Du noch welche, es kann mehr davon sein. Wie ist es denn, kannst Du für Lehmanns etwas Kaffee mitschicken? Tante Anna frug auch, ob Du ihr Kaffee schicken würdest, und dabei frug sie nach Fischpasten, hattest Du ihr welche versprochen? Du hast es jetzt wohl recht schwierig mit dem Versorgen?
Als ich vergangenen Montag beim Arzt war, sagte ich ihm von dem geschwollenen Bein und Fuß vom Vater. Er meinte, es wäre etwas Herzschwäche, aber das glaube ich gar nicht, denn Du würdest gestaunt haben, wie schön Vater die Treppen rauf und runter war. Es ist doch nun wieder ein Fortschritt. Du glaubst gar nicht, wie ihm das Essen schmeckt, er kann zu jeder Zeit essen. Vaters Geburtstag ist sehr ruhig verlaufen. Elli hat Vater ein Paar Strümpfe geschenkt, von Leni hat er eine Wurst und ein Glas Marmelade und einen schönen Tulpenstock bekommen. Tante Gretchen und Anna waren am Nachmittag da. Tante Anna brachte Vater Äpfel, Apfelsinen, Lebkuchen und Keks, und von Tante Gretchen bekam er fünf Mark. Ich hatte einen Schlagkuchen gebacken. Viel hat man ja nicht. Ich habe ihm nichts gekauft, denn ich habe ja kein Geld, welches ich persönlich verdient habe, da wäre es doch Unsinn. Ich war auch am Donnerstag im Kino, ‘Das andere Ich’. Es war ein netter Unterhaltungsfilm. Es ist bloß nicht schön, wenn man so allein geht. Jetzt will ich mit Vater einen Gang spielen.
Bleib mir recht gesund und sei von uns Beiden herzlich gegrüßt!
In aller Liebe Deine alte Mutter.
26.3. 42
Mein lieber, lieber Junge!
Am Dienstag, den 24.3. erhielten wir Dein Päckchen mit dem kostbaren Inhalt. Vater läßt Dir durch mich seinen Dank sagen. Er, das heißt auch ich, haben uns sehr darüber gefreut. Vater liegt jetzt auf dem Sofa und aalt sich. Wir waren heute auch länger unterwegs. Wir sind um 1o Uhr von zu Hause weg, sind mit der 5 bis Floßplatz gefahren und von da nach der Nonnenmühlgasse aufs Versicherungsamt, wegen Vaters Rente gegangen, dann sind wir zu Herrn Maaz, trafen aber nur seine Frau an. Herr Maaz macht für Vater etwas fertig. Dann ist Vater nach der Richard-Wagner-Straße eine Uhr abgeben. Von hier aus sind wir nach dem Naumatobräu, wo wir für 60 Pfennige Bayrisch Kraut gegessen haben. Du glaubst gar nicht, was Vater für einen Appetit hat. Er könnte aller Stunden essen. Er sieht aber jetzt schon bedeutend besser aus. Gestern hat Vater nach Bad Elster geschrieben wegen einer verbilligten Kur. Hoffentlich kann er bald einmal weg. Hoffentlich wird
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