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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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hast.
    Nun will ich Dir gleich einiges von meiner Reise erzählen, da Dich dies auch interessieren wird. Also am Dienstag morgen war ich kurz vor 6 Uhr auf dem Hauptbahnhof und hatten wir dann auch im Zug einen leeren Wagen erwischt. Aber fünf Minuten vor Zugabgang mußten wir wieder raus, denn die letzten fünf Wagen wurden abgehängt. Trotzdem hatten wir Glück und erwischten in zwei Abteilen noch Sitzplätze. Die Fahrt ging zuerst bis Cottbus, dann über Görlitz nach Hirschberg. Hier hatten wir neben einer Stunde Aufenthalt noch die schöne Aussicht auf die Schneekoppe. Nebenbei überall Tauwetter, in Leipzig regnete es sogar am Morgen. Von Hirschberg ging es dann nach Ruhbank und von dort nach Freiheit. Hier trafen wir um 5 Uhr ein und hatten alle die Fahrerei tüchtig satt. Hier auf dem Bahnhof wimmelte es nur so von Militär, die gleich uns ankamen, dass es einem bald Angst wegen der Unterkunft wurde. Das Gepäck wurde nun auf Lastautos verladen und wir auf schöne Aussichtsbusse verfrachtet und dann ging es los die 14 Kilometer nach hier. Da habe ich mächtig über die Schneemassen gestaunt, eineinhalb bis zwei Meter hohe Schneemauern an den Straßenseiten. Unterwegs vor uns ein kleiner Zusammenstoß zwischen einem Postauto und einem Privatwagen. Damit sie vorbeikamen, wurde die Schneemauer weiter an den Berg rangescharrt, wobei auch unser Chauffeur helfen mußte. Wir kamen als erste in Gross-Aupa an und kamen dadurch nach Hotel Seitz, wo wir insgesamt 20 Mann Wehrmacht liegen. Am Abend gab es dann eine prima Nudelsuppe und Salzkartoffeln mit Wiegebraten. Für Pension wird M 3,70 verlangt, was mir eigentlich nicht passte, denn wir haben ja pro Tag M 3,– bekommen. Aber der Stab der Luftwaffe, der sich in aller unsere Lage wirklich prima hineindenken konnte, erklärte durch seinen Spion, unserer ‘Skikursus-Mutter’, dass wir die empfangenen M 30,– bei Rückkehr wieder abliefern sollten und der hiesige Stab dann das Geld, M 37,–, direkt von den betreffenden Kompanien anfordern würde. Es ist dies eine sehr gute Regelung, denn wenn ich armer Funker zum Rechnungsführer kommen würde und die restlichen M 7,- haben möchte, ich glaube, den rührt der Schlag. Am Mittwoch früh war um 10 Uhr Appell. Da gab es Verhaltungsmassregeln und andere Sachen. U.a. dass für 270 Mann nur ein Skilehrer zur Verfügung stände, aber der gute Mann mußte erst von der Baude runterkommen. Na wir sind dann auf den Abhang hinter unserem Hotel gefahren. Der Schnee ist stark verharscht, sodass es mit der Zeit sehr schwer zu fahren ist. Wie viel mal ich lang gelegen habe kann ich nicht zählen. Nun regnet es fast jeden Tag. Die Straße vor unserem Hotel ist eine einzige Pfütze. Früh ist immer etwas Frost, dass es die reinste Eisbahn ist.
    Den Tag habe ich mir bis jetzt wie folgt eingeteilt. Früh um 8 Uhr allgemeines Wecken. Von ½ 9 – 9 Uhr Kaffeetrinken. Pro Mann ein Kännchen Mischkaffee (halb Bohne, halb Malz), dazu drei große Hörnchen. Zwei mit Butter, eins mit Marmelade. Von 9 – 12 Uhr am Hang. Da bin ich meistens durchgeschwitzt. 12.15 Uhr Mittagessen ist bis 1 Uhr. Dann eine Stunde Mittagsruhe und von 2-5 Uhr wieder am Hang. Zwischenrein eine halbe Stunde Kaffeetrinken. Um 6 Uhr ist Abendessen. Da gibt es meistens warmes Essen. Alles reichlich und gut. Heute früh hatten wir wieder um 9 Uhr Appell. Da mussten wir anschließend nach der Hoferbaude (ca. 1000 Meter) hoch. Der Anstieg dauerte eineinviertel Stunde und war ich ganz schön durch. Als wir alle um zwei Skilehrer standen, waren wir noch ungefähr 60 Mann. Dort oben machte es mir sehr viel Spass, denn dort lag Neuschnee und nach den Anweisungen des Sportlehrers ging es ganz gut.

    Beim Skitraining in Groß-Aupa in der Nähe der Schneekoppe
     
    Die Abfahrt wurde uns verboten und von den Könnern haben drei Mann ganz schöne Verletzungen erlitten. Nun soll jeden Tag um 9 Uhr die ganze Meute hochsteigen, aber ich glaube, es werden nicht mehr als 30 Mann. Ich klettre jedenfalls wieder hoch. Sehen konnte man zwar oben nichts, aber der Unterricht gefällt mir und einmal wird man doch oben auch schöne Aussicht haben. Heute waren zwei Gefreite auf der Schneekoppe. Nach oben ist alles vereist und alles vernebelt. Gestern und vorgestern sind aus ganz Mitteldeutschland 40 Funkhelferinnen eingetroffen. Da bei uns der meiste Betrieb ist, war gestern ein Teil der Helferinnen bei uns. Es wurde fleissig gesungen und getanzt. Ich hatte mich mit Rückendeckung in den

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