Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
schönen Empfänger, Tischlampe, elektrische Rippenheizung und ist es ganz gemütlich. Jetzt ist gerade die Leipziger Sendung von Alfred Schrödter dran, aber anschliessend geht es gleich in die Falle, mir fallen balde die Augen zu. Sonst gibt es hier nichts Neues, halt, die Leipziger Neuesten Nachrichten habe ich schon zweimal erhalten. Der nächste Brief wird bei mir wieder was länger, aber für heute nun recht viele liebe Grüße und Küsse für Dich und unsere Heidi und an alle recht viele liebe Grüsse. Und die schöne Musik, ob Du jetzt auch gerade hörst? Vielleicht kreuzen sich da unsere Gedanken.
Nochmals viele Grüße von
Deinem Dichliebenden Hans.
Leipzig, den 8.6. 43
Mein lieber alter Strolch!
Ich will Dir nun gleich noch ein paar Zeilen schreiben, denn ab morgen Abend muß ich für Heidi wieder nähen, erst noch ein Nachthemd, und dann noch verschiedenen Kram. Eben habe ich an Gretel geschrieben, sie muß schon denken, daß sie in Leipzig vergessen ist, denn ich habe mich schon bald über drei Wochen nicht gerührt. Ich komme aber auch zu nichts mehr. Warst Du über meinen letzten Stoppelbrief sehr enttäuscht kleiner Mann? Mir würde das sehr leid tun, kann es aber beim besten Willen nicht ändern. Gestern im Theater war es ganz fabelhaft, hast Du das schon mal gesehen? ...., die Kubatzki ganz groß. Habe 3. Saalplatz gesessen, und war auch der Platz sehr schön. Alles in allem ein gelungener Abend, von dem man mal wieder lange zehren kann. Ich sehe schon, wenn Du auf Urlaub kommst, sind gerade Opernferien, und alle unsere vorgenommenen Opernbesuche fallen ins Wasser. Das wäre zum Kotzen. Am Freitag ist die ‘Fledermaus’, würde ich mir ja auch zu gerne mal ansehen. Na, da halten wir uns dann eben am Kino schadlos, denn augenblicklich laufen hier ganz große Filme an, und die sind bestimmt so ihre vier bis sechsWochen auf dem Spielplan. Wenns nur erst soweit wäre. Gretel schrieb, daß sie in vier bis sechs Wochen nach Berlin aufs Ministerium muß (sie hat ihre Sache dorthin geleitet) und dann über Leipzig kommen will, da hast Du vielleicht mal einen Tag Deinen Harem beisammen. Länger wirds wohl nicht werden. Ich habe ihr geschrieben, daß Du Dich sehr freuen würdest, denn Du habest sie ins Herz geschlossen. Stimmt das? ?
Heute war es bei uns mal am Tag schön, und war ich mit Heidi spazieren. Hat im Albertpark im Sand gesessen und gebuddelt, und sah aus wie ein kleiner Dreckspatz, und als ich sie wieder in ihre Kutsche setzte, hat sie mächtig gezankt. Heute Abend hat mir das kleine Ferkel zur Abwechslung mal wieder auf den Diwan gepinkelt, und habe ich ihr wohl oder übel ihren kleinen Po verdängen müssen. Tut Dir das leid? Hinterher sagt sie dann fortwährend ah ah, aber da ist es ja zu spät. Gestern kam Dein Käse an, auf Butter warten wir noch mit Schmerzen. Du, der ist ganz fabelhaft, und haben sich alle Beteiligten sehr gefreut. Ist aber auch ein Genuß. Heute habe ich nun Dein Päckchen mit Kartons und Bindfaden fortgeschickt, habe über eine Stunde Bindfaden entfitzt. Sei bitte nicht enttäuscht, daß gar nichts weiter drin ist, aber ..... Und paar Stäbchen kommen am 27.6. Mehr wirds sowieso nicht. Frau Singer (die Teetante) war jetzt auch da, und hat für Dich 24 Laferen mitgebracht. Wenn es Dir möglich wäre, möchtest Du ihr doch Tee schicken, es wäre ganz gleich, was er kostet. Vielleicht kannst Du ihr den Gefallen tun, denn Du weißt ja, daß sie die halben Nächte korrigieren muß. Evtl. schicke ich Dir nochmals 100 M außer dem Butter- und Käsegeld. Nun warte ich auf einen Brief von Dir morgen (deutsch, was?) und am Donnerstag muß ich Heidi nochmals bei Frau Dr. Weise vorstellen. Du, gestern habe ich Heidis neue Kleiderkarte geholt. Für ein ganzes Jahr 92 Punkte. Ist doch ein rechter Dreck, was? Hast Du die Rede von Göbbels gehört und warst Du auch so begeistert wie ich?? 6)
Für heute Dir nun 1000 liebe Grüße und einen Kuß
von Deiner Leni und Heidi.
O.U., den 10.6.43
Meine liebe kleine Lenifrau!
Für Deinen lieben und ausführlichen Brief danke ich Dir recht vielmals und hat er mir sehr viel Freude gemacht. Er war sehr ausführlich und habe ich öfters beim Lesen über die Streiche unserer Heidi geschmunzelt. Ich hatte Dir schon einmal geschrieben, dass ich es durchaus verstehe, wenn Du mal bei Deiner Arbeit nicht zum Schreiben kommst und werde ich Dir deswegen nie böse sein. Ja, kleine Frau, auch ich wäre zu gerne zu Deinem
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