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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Ich will versuchen, ob ich hier oder in Arnheim junge Möhren bekomme, dann schicke ich sie gleich ab. Nun hast Du ja schon wieder eine Wäsche vor Dir, armer kleiner Hase, ich glaube, Du kommst auch nicht viel zur Ruhe, entweder Du hast viel Arbeit vor Dir oder Heidi lässt Dir keine Ruhe.
    Heute ist nun Himmelfahrt und habe ich U.v.D., so dass ich viel Zeit habe, meine Post zu schreiben; eine Herrenpartie fiele ja sowieso wegen Krieg und Wetter weg. Seitdem ich Sonntag von Zwolle zurück bin, bin ich noch nicht wieder aus der Stellung rausgekommen, aber morgen will ich nach der Ablösung baden fahren und anschliessend ins ‘Rembrandt’, dort wird ‘Liebeskomödie’ gezeigt. Weiter könnte ich von mir weiter nichts berichten. Wie geht es Herbert und ist er nun in Leipzig und hat Gretl mal was von sich hören lassen? Gibt es sonst was Neues bei Euch, aber danach brauche ich ja nicht zu fragen, weil Du mir ja sowieso alles immer schreibst. Da will ich für heute mein kurzes Epistel wieder schliessen und schicke Dir viele Grüsse und Küsse, ebenfalls für Heidi.
    Bleib recht gesund und denke oft an
    Deinen Hans.
    Grüsse an alle. Was machen die Erdbeeren in Opas Garten?
     
     
     
    Leipzig, am 6. Juni 1943
    Mein lieber alter Strolch!
    Nun ist es glücklich bald Sonntag Mittag, und nun komme ich endlich dazu, Dir auf Deine zwei lieben Briefe zu antworten. Es ist nicht Nachlässigkeit, das darfst Du mir glauben, aber ich bin beim besten Willen nicht früher dazu gekommen. Nun nimm aber erst mal für Deinen lieben Geburtstagsbrief vielen herzlichen Dank entgegen kleiner Mann, das war für mich das schönste mit an meinem Geburtstag, noch schöner wäre es freilich gewesen, wenn Du selber da gewesen wärst, aber man ist ja jetzt im Kriege daran gewöhnt, Hoffnungen und Wünsche zu begraben. Glücklich war ich darüber, daß Du mir hast nichts schenken können, im Grunde genommen ist das ja auch so unwesentlich, ich selbst bin aber viel beruhigter, denn auch ich werde am 27.6. mit leeren Händen zu Dir kommen, dafür aber mit einem ganz vollen Herzen. Wann wird das Ganze wohl mal zu Ende sein, alter Stromer, ich bin so pessimistisch geworden, nur darf man es nicht laut werden lassen, und unseren Eltern eher noch ein bissel Optimismus geben. Von Frl. Böttcher ist jetzt der Bruder aus dem Osten gekommen, und aus den Erzählungen kann einem vor der Zukunft grauen. Das Beste ist, man lebt von einem Tag zum anderen und denkt an nichts. Aber ich will Dir doch nicht die Ohren vollbarmen, das liegt nicht in meinem Willen. Heidi geht es jetzt wieder gut (gleich hat sie mich mal wieder gestört und auf meinem Brief rumgeblatscht), nur furchtbar empfindlich geworden, beim kleinsten Wort heult sie los. Wahrscheinlich aber auch nur eine Folge der Impferei. Nun liegt mein ‘30.’ auch hinter mir und haben wir ein paar ganz nette Stunden verlebt. Leider fiel der Tag ja auf einen Freitag, und somit auf unseren Reinemachetag. Gleich früh zum Morgen hat mir Heidi mit ein paar Maiblümchen (sie stört mich schon wieder) gratuliert, war dabei aber recht unhöflich und hat mir den Rücken gekehrt. (Du mußt schon entschuldigen, aber jetzt ist auch Elli gekommen und mit meiner Ruhe und Andacht ist es vorbei, so daß ich erst heute Abend wieder weiterschreiben kann, also nicht böse sein!)
    So, Heidi ist abgefüttert und zu Bett, und bis zum Mittagessen (Pellkartoffeln und Hering) kanns noch fünf Minuten dauern. So eine Schreiberei auf Raten liebe ich gar nicht, man verliert dabei immer den Faden.
    Ja, am Freitag früh war das dann ein Gewühle, daß es nur so eine Lust war, dazu brüllte Heidi immer zwischendurch, daß ich bald den Kopf verlor. Nach dem
Mittagessen habe ich dann endlich meine Geburtstagspost gelesen, als da waren von Dir und Gretl je ein Brief. Bis um 4 Uhr sind dann Mutter, Heidi und ich einholen gegangen, und dann habe ich meine Kaffeetafel fertig gemacht. Ich hatte einen Kartoffelkuchen gebacken, und von Mutti habe ich einen Rührkuchen geschenkt bekommen. Nach und nach stellten sich dann die Geburtstagsgäste ein und es beschämte mich richtig, wie reich ich beschenkt worden bin. Von Mutter Kleiderstoff (ehemaliger Hemdenstoff von Dir) und eine Theaterkarte, Blumen – Mutti und Papa ein Kuchen, 24 Zigaretten, einen Rock gemacht, ganz prima, sage ich Dir, Blumen, ferner Glas Möhren und Spinat für Heidi – Elli ein Paar Strümpfe, Blumen – Lisa ein Buch von Trenker, zwei Eier, 5 M – Schramms einen ganz

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