Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
zu Pfingsten habt? Gestern bekam ich aus Emmerich von der Bahn eine Karte, ich soll Inhalt und Wert des Paketes angeben, obwohl ich das schon gemacht habe. Bin bloss gespannt, was sie zahlen werden. Die 140.– M habe ich auch bekommen und will sehen, dass ich 2 Pfund Kaffee bekomme. Mit dem Urlaub rechne ich Anfang Juli, soll in den nächsten Tagen einen Vertreter bekommen, den ich noch einarbeiten muss und dann kann ich fahren. Du, aber die Bowle steigt auch ohne frische Erdbeeren, leider habe ich hier nur eine Flasche Rotwein, aber auf den Urlaubsschein werde ich schon was in Leipzig bekommen. Deine Heimfahrerei war ja eine richtige Irrfahrt, da haben wir hier es mit eigenem Bus einfacher. Das ist ja schlimm bei Maxens Bruder, hoffentlich wird es bald besser mit ihm. Nun sind es bei mir am 5.6. drei Jahre, dass ich Soldat bin, aber das hatte ich Dir ja wohl schon geschrieben, wer hätte das damals gedacht, dass der Krieg so lange dauern würde.
Gestern war ich mit dem Rad in Arnheim, erst baden, dann Kaffee trinken und zum Schluss in ‘Meine Freundin Josefine’, ich hatte es zwar schon einmal gesehen, aber mir hat es wieder gut gefallen. Um ½ 11 Uhr war ich wieder hier in Terlet. Heute Abend war mein Funkmeister nochmals da und hat noch verschiedene Privatsachen geholt und soll ich Dich unbekannterweise grüssen. Er hat mir drei Dohlen hinterlassen, die er einem Nest entnommen hat und die ich nun weiter grossziehe. Viel Spass macht dabei besonders das Füttern und wenn man einen Finger hinhält, so wollen sie ihn auch verschlingen. Jetzt fangen sie an mit Fliegen und wenn ich in ihr großes Gehege komme zum Füttern, fliegen zwei schon an mir empor. Leider hat mich der Oberfeldwebel aber vom Schreiben abgehalten und da es schon auf Mitternacht geht, muss ich langsam an den Schluss denken, denn für mich ist ½ 6 Uhr die Nacht rum. Ich hoffe, dass Du recht nette Feiertage vor Dir hast und bin wieder mit meinen Gedanken bei Dir und Heidi.
Und nun gute Nacht, Dir recht viele liebe Grüsse und viele Küsse und drück unseren kleinen Kerl von mir.
Dein Dichliebender Hans.
O.U., den 13.6. 43
Mein lieber kleiner Strolch!
Echt vielen Dank für Deinen lieben Pfingstgruss, der heute pünktlich eintrat. Auch für die guten Wünsche zum Fest danke ich Dir. ... Die Reise nach dem Rheinland hat sich ja nun verschoben und warte ich auf viel Geld von Euch, denn am kommenden Sonnabend oder den darauf folgenden Montag will ich in Zwolle gern einkaufen, ehe es wieder zu teuer wird. Heute habe ich nun folgendes Paket fertig gemacht, damit Du dafür wieder Geld kassieren kannst.
3m StoffM 42.–
4x Toilettenseife„ 16.–
2x Rasierseife„5.50
2x Kämme schwarz„8.50
2x Kämme weiss„5.50
1 Kamm Etui„2.50
1x Zahncreme„2.50
5x Garn„–.50
2x Schnürsenkel„1.–
2x Zahnbürsten„1.25
„–.25
10 Rasierklingen„ 1.–
(in Briefen) 10 Van. Zucker„2.–
M88.50
dazu 2x Stoff53.50
Porto ca.3.50
M145.50
Nun bitte ich, such Dir einen von dem Stoff aus, das ist mein Geburtstagsgeschenk für Dich, ich wollte ihn erst selbst zum Urlaub mitbringen, aber erstens kannst Du nun für einmal kassieren, zum anderen weiss ich nicht, ob da nicht die Motten reinkommen.
Heute habe ich bis Mittag gearbeitet und wollte ½ 12 Uhr mit dem Rad durch das Naturschutzgebiet nach Arnheim, als der Oberfeldwebel anrief, dass er herauskäme, ich sollte auf ihn warten. Da war es glücklich 3 Uhr, als wir losfuhren (er fuhr mit zurück). Dann lotste er mich mit auf seine Bude. Um 6 Uhr habe ich dann mir eine Kinokarte besorgt und bin in Hotel Royal und habe dort ‘Husarensalat’ gegessen, pfui Spinne, einmal und nicht wieder, denn der Salat (grüner Salat und Kartoffelbrei) war mit Krabben gefüllt. Und im Kino bin ich bei der Wochenschau regelrecht eingeschlafen und bin ziemlich zum Schluss der Vagabunden (mit Gorden und Platte) erst wieder aufgewacht. Morgen mache ich aber nichts weiter als schlafen. Mein letzter und dieser Brief waren gerade keine Glanzstücke, aber kleine Frau, es kommen wieder bessere.
Und nun für heute Schluss. Dir recht viele liebe Grüsse und Küsse und behalt recht lieb
Deinen alten Hans
Leipzig, am 2. Pfingstfeiertag (14.6. )
Mein lieber alter Strolch!
Nun wird es doch wieder ein Brief auf Stottern, und hoffentlich bist Du deshalb nicht gar zu enttäuscht. 20 Minuten habe ich noch Zeit Dir zu schreiben, dann muß ich wieder aufhören. Am Sonnabend früh bin ich allein
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