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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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ich aber eine Vertretung gefunden hatte, wollte ich nach Zwolle fahren, wurde aber nicht genehmigt, da ich erst vom Urlaub zurück wäre. Dabei wollte ich erst Mittag weg und wäre um 10 Uhr wieder da gewesen. Na, dafür fahre ich eben kommenden Sonnabend auf Dienstreise und erledige alles nebenbei. Gestern bin ich 11 Uhr mit dem Rad zur Abteilung, von da zu Oberfeldwebel Flieth und zurück über unsere zweite Stellung über die Heide wieder nach hier. Hier blüht jetzt die Heide und sieht das wunderbar aus. Nur ungemütlich durch die vielen Bienen, aber ich bin doch ungeschoren durchgekommen und lege ich ein Stück Heidekraut ...
    Rest fehlt
     
     
     
    Leipzig, am 18.8. 43
    Mein lieber alter Strolch!
    Eigentlich habe ich heute von Dir was erhofft, na, vielleicht kommt es am Nachmittag an. Du wirst ja auch bis über den Ohren in der Arbeit drin stecken und augenblicklich nicht viel Zeit zum Schreiben finden. Nun ist schon über eine Woche seit Deinem Weggang vergangen und geht hier alles wieder seinen alten Gang! Heute ist Frl. Linke bei Mutter zum Ausbessern, und nachher will Tante Gretchen mit Heidi spazieren fahren, so daß ich wieder was machen kann und dann unseren ganzen Kram wegplätten, damit ich fertig bin, wenn es doch irgendwo klappen sollte. Ich glaube ja eigentlich nicht dran, Schramms haben schon abgeschrieben, dort ist nichts zu wollen. Daß Nürnberger und Kunads fort sind, hatte ich Dir schon geschrieben, dadurch hatte ich meine letzte Bahn am Bahnhof verpaßt, und habe daraufhin dann auch gewartet, bis der Zug aus der Halle rollte. Kaum war er draußen, lag mit einem Schlag der Bahnhof in völligem Dunkeln. Ich kann Dir sagen, daß ich einen ganz gewaltigen Schreck bekam und ich machte, daß ich vom Bahnhof wegkam. Erst wollte ich unter allen Umständen nach Hause laufen, aber dann sagte ich mir, daß ich im Falle eines Alarms vielleicht nicht bis heim käme, und so vielleicht niemandem geholfen wäre, und so bin ich in die Nürnberger zum Schlafen gegangen. Wir hatten Ruhe, aber in Borsdorf soll Alarm gewesen sein. Am Montag früh hatten wir dann öffentliche Luftwarnung. Am Nachmittag bin ich dann mit Mutter und Heidi zu Frau Leonhard raus, und haben wir einen Korb voll Äpfel und Birnen und Bohnen bekommen. Außerdem geschmorte Birnen und Pflaumen, prima sag ich Dir. Birnen habe ich gestern in die Gläser gesetzt, und die Äpfel sollen heute dran kommen. Gestern war Tante Gretchen mit uns auf der Wiese und hat sich Heidi wieder tüchtig getummelt und viel Sand über ihr Haupt gestreut. Letzte Nacht hatten wir mal wieder Alarm, von ½ 1 Uhr bis ½ 3 und da es anfing zu schießen, waren wir mit Heidi im Keller. Heidi wurde natürlich munter, und hat sie mit den Großen im Luftschutzkeller gesessen. Sämtliche Kinder im Hause waren vertreten und haben sie sich ganz gut unterhalten. Dabei haben wir festgestellt, daß unser Keller viel zu klein ist, wenn alle unten sind. Heute Morgen haben Heidi und ich dann bis ¼ 9 Uhr gepennt. Hoffentlich haben wir heute Ruhe. Heidi hat jetzt von Frau Kürbis ein Spielhöschen geerbt, wo sie wieder ganz allerliebst drin ausschaut. Wenn doch der Krieg erst zu Ende wäre und wir mit unserem Kerlchen in Ruhe leben könnten. Für Deine Kuchenmarken vielen herzlichen Dank. Vater hat sie umgetauscht und haben wir da jeder 20 Semmeln zusätzlich. Ich habe da allerdings ein schlechtes Gewissen dabei, denn Du hättest Dir da eine Menge Kuchen für kaufen können. Diese Woche will ich aber in der Nürnberger noch paar Plätzchen backen, und dann geht Dein zweites Paket mit solchen ab. Wie ist bei Euch jetzt das Wetter? Hier ist es wieder sehr schön geworden und steht das Baro wieder glänzend. Am Sonnabend kam auch Hanna Naumann mal wieder mich besuchen, mußte sie aber gleich wieder mitnehmen, da ich ja in die Nürnberger wollte. Nun will sie am Freitag wiederkommen. Ihr Mann hatte jetzt auch Urlaub. Von Lotte kam auch eine Karte von der See und wartet sie sehnsüchtig auf schönes Wetter. Das wird sie ja jetzt haben. Auch von Gretel kam wieder ein Brief. Sie ist jetzt zu Hause und macht Kasse, und gedenkt sie voller Wehmut der schönen Zeit von Tölz im vergangenen Jahr. Sie macht es eben verkehrt. Sie merkt erst immer hinterher, wie schön es gewesen ist. Man muß aber auch die Gegenwart bewußt genießen können. Da sie das nicht kann, ist sie eigentlich zu bedauern. Über Elli wird Dir wohl Mutter heute selber schreiben, und will ich ihr da nicht vorgreifen. Es

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