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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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schmeckte. Ja, nun geht auch dieser Tag wieder zur Neige und man wird wieder einen Tag älter. Als ich gestern in Arnheim war, sprach mich ein sechsjähriger Junge an: “Onkel, gib mir eine Zigarette.” Also macht sich das Älterwerden im Onkelhaften bemerkbar.
    Habt Ihr im Keller wenigstens eine angenehme Unterhaltung gehabt und haben sich die Kinde artig verhalten? Lehmanns und Liebaus waren ja nicht, aber sind Symsens schon da? Und hast Du was erfahren, was mit Frau Kürbis ihrem Mann los ist? Ehe ich es vergesse, vorgestern habe ich Dir eine Batterie geschickt und jetzt habe ich noch eine hier, die schicke ich aber erst mit dem nächsten Paket mit. Wegen der Kuchenmarken brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen, solange es hier noch Obst gibt, kaufe ich sowieso keinen Kuchen, aber dann werde ich mal eine Karte für mich behalten. Also lasst Euch die Semmeln oder den Kuchen gut schmecken. Ist denn Hanna ihr Mann immer noch im Osten? Da werdet Ihr wohl wieder viel zu erzählen haben, wenn Ihr Euch wieder trefft. Lotte hat ja allerhand Glück, dass sie nicht zurück muss und das schöne Wetter wird ja nun auch dort eingetroffen sein. Für Gretel wäre es das Beste, wenn sie aus Saaz wegkäme, Du ich glaube, da war sie mit der Arbeit noch besser bei Stöhrs dran als in Saaz als Kaffeemamsell. Ich bin bloss gespannt, ob wir es erleben, dass sie nochmals heiratet. Nun bin ich bloss gespannt, wo sie Elli hinstecken und warte ich schon auf einen Brief von Mutter. Wie war es denn mit Mutter, als sie von Hohenweitzschen kam, war sie recht betrübt?
    Gestern war ich in Arnheim, zuerst habe ich dienstlich was erledigt und dann bin ich um 5 Uhr ins Kino in ‘Eine Nacht im Mai’ mit Maria Röck. Den Film hatte ich schon gesehen, war aber ganz nett. Heute hatte mich früh beim Antreten der Spiess mal wieder in der Mache. Weisst Du, früh beim Antreten kommt der Spiess, grüsst mit “Heil Kompanie”. Wir geduldigen Schafe grüssen dann “Heil Herr Hauptfeldwebel”. Na, er liess den Haufen dann wegtreten und standen wir Unteroffiziere noch da. Auf einmal sagt er zu mir: “Sie haben es wohl nicht nötig mitzugrüssen.” Ich sage, ich hätte gegrüsst, er behauptet nein. Da sagte ich, ich hätte keine Veranlassung nicht zu grüssen, da blieb er ruhig, auf einmal sagt er: “Können Sie mir nochmals verzeihen?” Ich habe gar nicht geantwortet, und auf einmal fing er an, dass er eine Antenne benötige. Grosser Stusskopf.
    Morgen fahre ich nach Appeldoorn und wenn es mit der Zeit klappt, mache ich einen Abstecher nach Zwolle, sonst fahre ich am Montag hin, da muss ich nämlich nach Sösterberg und da habe ich reichlicher Zeit. Am Sonntag lasse ich mich früh vertreten und schlafe mal bis 8 Uhr. Sonntagmittag will ich mit einem Unteroffizier aus Graz über die Heide durchs Naturschutzgebiet nach Arnheim, dann im Wehrmachtsheim essen und abends wieder ins Kino. Nächste Woche bekommst Du auch die Fotos, ich lasse sie morgen aus der Stadt mitbringen. Und nun will ich für heute wieder Schluss machen.
    Dir und Heidi recht viele liebe Grüsse und Küsse und bleibt mir recht gesund. Grüsse bitte die Eltern, und sag ihnen, dass ich für Euch noch wegen des Verreisens die Daumen halte.
    Dein Dichliebender Hans.
     
     
     
    Leipzig, den 22.8. 43
    Mein lieber alter Strolch!
    Mal schauen, wie weit ich mit diesem Brief komme. Heidi, Mutter und Tante Gretchen (letztere hatte ich heute zum Mittagessen eingeladen) sind spazieren und bis zu ihrem Eintreiben habe ich Ruhe. Deinen lieben Brief, der am 13. angefangen ist, habe ich am Freitag erhalten und danke ich Dir herzlich dafür. Hatte ich ja auch mit Schmerzen darauf gewartet.
    Am 23.8. 43
    So, nun habe ich gestern doch nicht weiter geschrieben, denn am Abend hat mich Frau Kürbis mit ins Kino geschleppt, ‘Liebe, Leidenschaft und Leid’, war ganz nett, aber der Film am Abend zuvor, ‘Hab mich lieb’, hat mir viel besser gefallen. Ich kann nicht verstehen, daß er Dir nicht so besonders gefallen hat. Ja, so leichtsinnig ist Deine Frau geworden, daß sie gleich an zwei Abenden ins Kino rennt. Aber dies wird nun auch nicht gleich wieder passieren. Dein lieber Brief kam nun auch noch heute Morgen an, und danke ich Dir wieder recht herzlich dafür. Gleichzeitig kam auch eine Karte von Mutti vom Millstätter See. Lisa schrieb dazu, daß es dort wunderbar schön wäre, viel schöner als an der See. Dort wär Wasser, Wald und Berge vereint und gäb nur Sonnenschein. Sie schrieb ganz

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