Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Stück.
Am Dienstag war ich bei Bambergs Rommé spielen, Arthur war aber bei Naumanns malern und so bin ich mit Ilse in die Schauburg ‘Du und ich’, ein Film aus der Chemnitzer Strumpfindustrie mit Brigitte Horney und Joachim Gottschalk. War wirklich ganz prima. Am Mittwoch war ich mit Mutti im Garten Obst zusammenlesen und gestern, nachdem ich eine Stunde länger gearbeitet hab und dann Strümpfe gestopft hatte, bin ich zu Bambergs spielen gegangen. Habe für Dich und mich je eine Mark bezahlt. Bin ich da tüchtig? Heute war Karin oben und habe ich sie gleich mit einholen geschleppt und mit ihr auf der Straße rumgealbert. Wenn ich nur auch schon so einen kleinen Balg hätte. Aber bestimmt wird das noch werden.
Morgen haben wir nun einen ganz lukullischen Tag vor uns. Früh gehe ich mit Mutter zu Onkel Max gratulieren, dann zwei Stunden ins Geschäft und am Abend mit den Eltern in die ‘Königskinder’ ins Neue Theater. Dann habe ich noch was sehr Feines. Ich habe heute im Geschäft ein Karnickel erstanden, Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich gefreut habe, und auch Mutter war selig, denn es wird natürlich geteilt. Die Leber haben wir heute Abend verspeist, es war ein Genuß, kleiner Mann, es hätte nur ein großer Berg sein müssen. Am Sonntag machen Vater und Mutter mit Frl. Böttcher eine Landpartie, und ich werde meine Partie in den Garten verlegen, denn da ist noch eine Menge Arbeit, und dann werden morgen die Birnen abgenommen. Hoffentlich ist es schön, daß ich mich auch noch ein bißchen sonnen kann. Das Barometer steht so wie es nicht besser stehen könnte. Heute klärte es sich nun auf, und nun wird es wohl langsam einmal werden. Gestern war ich auch bei Hingst meine Bilder holen. Die sind ganz nett geworden. Sogar Dein Clobild, kannst Du Dich erinnern, ist gut, nur auf den anderen Bildern ziehst Du eine elende Schnute. Die Möwenbilder wie üblich .... nichts. Es war ein Versuch, und nun werde ich wirklich in dieser Richtung keine mehr machen. Wenn ich sie morgen in der Nürnberger gezeigt habe..., schicke ich sie Dir gleich hin. Ja,ja, Martin und Lisa gehen nämlich auch ins Theater. Aber wir werden auf sie herabsehen, denn Kunads sitzen Orchestersessel 1. Reihe. Aber auch nicht auf ihrem Mist gewachsen, denn die Karten haben sie von Salzmann geschenkt bekommen.
Und was wirst Du nun die Tage unternehmen? Immer an mich denken füllt doch auch den Tag nicht aus und obendrein ist es nicht gut für die seelische Verfassung. Hast Du denn nicht irgend jemand der Schach spielt? Ich werde Dir das sobald wie möglich mitschicken und dann kannst Du sitzen und einen möglichst raffinierten Zug ausknobeln. Ach, wenn doch der Krieg erst zu Ende wäre. Bei uns ist jetzt eine Verordnung raus, nach der in Kantinen und Werksküchen keine Salzkartoffeln, sondern nur noch Pellkartoffeln gekocht werden dürfen. Ist das bei Euch auch der Fall? Hast Du denn nun mal an Molden wegen der (oder den) (mit den meine ich zwei) geschrieben? Eine fürs Helenchen und ein oder zwei für uns. Aber nur wenn es Dir keine Unannehmlichkeiten macht. Du sollst dann gleich vornweg nach Geld schreiben. Nun will ich aufhören, ich bin sehr müde heute, vielleicht hast Du das schon gespürt.
Bleib mir gesund, ja, geh ein bissel aus, ich schicke Dir alle lieben Gedanken in großer Sehnsucht und denke oft, sehr oft an meinen kleinen Mann
Dein kleiner Strolch.
Viele Grüße auch von den Eltern.
Köslin, d. 22.9. 41
Liebe kleine Maus!
Nun will ich gleich anfangen, Deinen lieben Sonntagsbrief zu beantworten, der heute erst ankam und für den ich Dir vielmals danke, Als ich um 8 Uhr in den Nachtdienst kam, war ich über die Neuigkeiten direkt paff. Sag mal, was macht Ihr bloß für Sachen. Kaum hat man Leipzig den Rücken gekehrt, da erlaubt Ihr Euch nachmittags Fliegeralarm von einer Stunde und 13 Minuten. Hat es denn etwas von oben gegeben? Und Dein Mann sass unterdessen in seiner Bude und drischt von 2-4 Uhr Skat und verliert noch dazu M 1,14. Macht mir bloß keine Sorgen dort unten, hörst Du! Wart Ihr alle im Keller bei Stöhrs? Und wie hat die Mutter den Alarm überstanden? Vom Freitag zum Sonnabend hatten wir hier oben auch Einflug und hatte ich von 11 – ¾ 5 Uhr allerhand zu tun. Und heute nacht erwarten wir auch wieder Besuch. Hoffentlich komme ich wenigstens paar Stunden zum Schlafen; das letzte Mal hat man mich ganz und gar um den Schlaf gebracht. Also im wahrsten Sinne ‘Schützer des Vaterlandes’. Wegen
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