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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Sonnabend im Theater war es wirklich hübsch. Kunads kamen natürlich erst wieder kurz vor Torschluß. Waren ½ 11 Uhr heim. Und ½ 12 Uhr war Alarm bis
½ 4 Uhr. Ich war aber nicht munter zu bringen und wußte am Sonntag morgen nicht, ob Alarm war oder nicht. Vom Karnickel hatte ich Dir ja geschrieben. War wirklich lukullisch. Ein halbes haben Vater und Mutter bekommen und das andere halbe habe ich mit in den Garten genommen und haben wir zu dritt verspeist. Habe drei Stunden unter Mittag in der Sonne gesessen und mich noch ein bißchen schmoren lassen, und dann habe ich tüchtig gebuddelt und gegraben, daß mir das ganze Gestell weh tat. Nächsten Sonntag werden die Äpfel geerntet. Mutti war es gar nicht hübsch und haben wir sie auf das Kanapee an die frische Luft gepackt. Ihr war doch vielleicht ein Schrecken über Erikas Telegramm in die Glieder gefahren, am Montag habe ich mich dann gleich hingesetzt und Erika einen schönen Brief geschrieben und mit Mutti zusammen was geschickt. Haben etwas mehr bezahlt und wird überall als Eilbrief behandelt. Was sagst Du nun zu dem kleinen Ullrich? Ullrich Schlicht, klingt das? – Dienstag war ich bei Bambergs spielen mit Herrn Kriege, seine Frau hat auch wieder ein kleines Mädel. Waren ¼ 10 Uhr fertig, und weil es noch so früh war (für die anderen), haben wir gleich noch für die nächste Woche mitgespielt. Da wurde es glücklich ½ 12 Uhr. Habe jetzt immer für uns jeden eine Mark bezahlt. Gestern war ich mit Maschkes Lotte und Mutti bei Lisa eingeladen, gab Apfelkuchen und Kartoffeln und Gemüsesalat. Haben dann noch einen kleinen Doppelkopf gemacht, aber ich bin bald eingeschlafen vor Müdigkeit. Du kennst mich da ja, ich kann mich da kaum halten. Am nächsten Mittwoch kommt dann die ganze Meute und Lotte Langnaese noch mit zu mir. Na, da bin ich wenigstens zu Hause. – Hast Du eigentlich schon Heide besorgt? Wenn nein, dann laß es doch ruhig, ich habe mir sagen lassen man solle sie nicht ins Haus nehmen. Ich weiß zwar nicht warum, aber trotzdem. – Du, ich habe jetzt wieder ein paar prima Filme in Aussicht. Zum ersten ‘Komödianten’, soll ganz fabelhaft sein, dann ‘Amalia’, ist die ganze Geschichte eines Lebens, Und dann der ‘Gasmann’ mit Rühmann (läuft die vierteWoche im Gloria). Die ‘Rothschilds’ sollen nicht überwältigend gewesen sein, sie waren auch ziemlich rasch wieder verschwunden.
    Und nun das Letzte, beim Arzt war ich noch nicht, halte den Daumen daß es nicht nötig sein wird, denn noch weiß ich es nicht. Bei mir hat es ja schon öfter sechs Wochen oder länger ausgesetzt. Und jetzt geht es auch in die siebente Woche. Ich wäre ja so glücklich, ich denke jeden Tag daran und möchte mir die Enttäuschung gar nicht ausmalen, wenn es wieder nichts ist. Nun freu Dich bloß nicht zu früh. Was machen wir bloß, wenn ich keins bekomme, kleiner Mann, läßt Du Dich dann scheiden, wo Du doch so furchtbar gern ein Kind haben willst? Ich könnte es wirklich verstehen. Auf alle Fälle werde ich dann zum Doktor gehen, wenn es sicher ist, so sehr mir auch davor graut.
    Nun will ich aber schließen, der Brief ist doch nun auch wirklich lang geworden, und ich bin ganz schrecklich müde. Von Helenchen und dem Meister soll ich Dich herzlich grüßen, Du brauchst doch nicht Muttis Brief, sie meint da gebe es gar nichts drauf zu beantworten. Nun mein alter Lumich, laß Dich kraulen, ich wünsche Dir einen recht schönen Sonntag (ich bin wieder ‘Gärtnerin aus Liebe’) mit viel Sonne und gutem Kuchen. Mach Dir nur viele vergnügte Stunden so gut es geht. Frau Kolbe fährt morgen in Urlaub und will Deine Zigaretten mitbringen.
    Nun bleib mir gesund, hörst Du, und laß Dich tausendmal grüßen umarmen und küssen
    von Deinem alten Strolch.
     
     
     
    Köslin, d. 25.9.
    Meine liebe kleine Lenimaus!
    Für Deine liebe Karte (kurz, kürzer, am kürzesten) besten Dank. Bin seit 8 Uhr im Dienst und ... will nun gleich Deinen Sonntagsbrief schreiben. Hoffe, dass Du inzwischen die Lebensmittelkarten und –marken erhalten hast. Habe sie gleich weggeschickt, damit sie nicht verfallen. Hatte zwei Tage mächtig Kopfschmerzen, dass ich am liebsten mit dem Kopf durch die Wand gerannt wäre. Gestern war ich im Fluko.... und habe nach und nach drei Pillen Pyramidon genommen und nun geht es einigermassen wieder. Jetzt hat sich das Wetter wieder zum Guten gebessert und will ich das schöne Herbstwetter zu Ausflügen noch ausnutzen, sonst werde ich hier

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