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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Jetzt sitze ich am Tisch, höre ‘Für jeden etwas’ und will mich dabei ein bißchen mit meinem kleinen Mann unterhalten. Du bist ja heute um ¾ 8 Uhr aus dem Dienst gekommen, wirst wohl lesen oder Skat spielen oder vielleicht auch irgendwo Radio hören. Ich kann mir dies, da ich ja nun alles kenne, recht gut in Gedanken ausmahlen (?) malen(?) malen!. Ja, so ist es, denn die Mühle mahlt ja.
    Wie hast Du denn Deinen Sonntag verlebt? Ich denke bis Mittag geschlafen und Nachmittag schön Kaffee trinken gewesen, ja? Hier ist das Wetter furchtbar. Seitdem ich hier bin, hat es mit Regnen und Stürmen überhaupt noch nicht aufgehört. Die Blätter von den Linden in der Steubenstraße werden gelb. Ja, es wird eben Herbst, kleiner Mann, und dabei fängt man jetzt schon an sich nach dem Frühling zu sehnen. – Sag mal wieviel Marken hast Du denn eigentlich bekommen? Du solltest doch mir nichts schicken, ich hatte Dich doch so darum gebeten, und nun gar noch eine ganze Karte. Ich werde sie aber nicht brauchen, und wenn Du nicht doch noch einmal Bedarf danach hast, für Deinen Silvesterurlaub sparen. Heute habe ich bei Frau Kolbe nach einer Flasche Schnaps angebohrt und werde sie wahrscheinlich bekommen, auch Deine ‘Halb fünf’ will sie Dir schicken. Habt Ihr denn nun ein Zimmer gefunden? Und will Rank und Du allein umziehen oder die anderen auch mit? Sucht Euch nur was Gemütliches, auch wenn es ein bißchen teurer ist, dann schicke ich Dir eben etwas zur Miete. Ich will jedenfalls die Daumen fest für Dich drücken. Und wie war nun die Sache mit dem Urlaub? Wenn Ihr vor Weihnachten schon mal Urlaub bekommt, wie steht es da die Feiertage oder Silvester? Denn da mußt Du unbedingt kommen, sonst trinke ich alles allein und liege dann eben mit Alkoholvergiftung auf dem Tisch, und dann ist keiner da zum Eimer halten. Am Sonnabendabend habe ich meinen Koffer vom Bahnhof geholt und dabei eineinviertel Stunde angestanden. Ich bin bald verzweifelt, aber ich hatte ihn doch wenigstens da. Unterwegs habe ich diesen Block erstanden mit Kuverts und für Dich extra noch 20 Kuverts. Dann entdeckte ich ein kleines Reiseschach bei Behn für 2,50. Das werde ich für Dich kaufen. Freust Du Dich da? Am Abend war ich mal im Klausner und habe dort einmal Reis mit Königsberger Klops gegessen für 60 Pfennige. Prima! Dann spielten wir einen schönen Doppelkopf, Mutti, Papa, Kunads, Maschners und ich. Ich hatte zwei Marken übrig, die mir am Schluß für 20 Pfennige abgekauft wurden. Weil es dann so finster war, ließ ich mich überreden in der Nürnberger zu schlafen und habe auch mit der kleinen schwarzen Katze ganz gut ge... Du, die kleine Katze ist wirklich zu niedlich. Früh bin ich dann raus gefahren, habe Deinen lieben Brief gelesen und meinen kleinen Mann mal am Hinterkopf gekrault, wie er geschlafen hat. Die Eltern sind nachmittags mit Elli zu Hedwig und ich in den Garten. Habe mit Jentzschens draußen gespeist und dann wieder ein paar Reihen Erdbeeren saubergemacht. Um 6 Uhr war ich wieder zu Hause, habe mir einen Tee gekocht und mich dann noch ein bißchen langgelegt. Vor 9 Uhr bin ich dann in mein Bettchen gestiegen und habe noch lange mit großer Sehnsucht an meinen kleinen Mann gedacht. Heute morgen bin ich nun wieder ins Geschäft gestiegen und ich muß Dir sagen, ich hatte gar keine Lust. Frau Berthold ist heute in Urlaub gegangen und so mußte ich vor zu den Angestellten. Sie soll und das mit Recht enttäuscht gewesen sein. Ihr Mann kommt jetzt nach Oberwiesenthal zur Erholung und dann so schnell wie möglich wieder raus. Frau Kolbe hat sich wirklich gefreut, daß ich wieder da war, und auch die anderen waren recht nett. Der Chef hat gar nichts gesagt und nur als ich mich bedankte ‘schon gut’ gemurmelt. Aber die ersten Tage soll er überhaupt nicht gewußt haben, wo ihn der Schuh drückte. Ich muß nun auch solange Frau Berthold nicht da ist parieren; und heute hatte ich ¾ 4 Uhr wirklich genug. War wieder tüchtig kaputt auf den Beinen, und wenn Du mich an der Hand genommen hättest um mit mir nach dem Gollen zu pilgern, ich glaube Du hättest mich mehr schleppen müssen. Man wird eben alt und faul. Ich war nun auch schon zweimal wegen Deinem Füller. Der Laden in der Brockhausstraße ist zu. Nun muß ich mal mein Heil in der Stadt versuchen. Jetzt bringen sie eben ‘Ich trink den Wein nicht gern allein’. Wann werden wir bloß mal wieder so ein bissel süffeln und dann so leicht angesäuselt sein und ein bißchen

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