Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
geschrieben, aber ich hoffe, dass Du nun schon die Sachen gekauft hast, damit ich nicht noch böse auf Dich werden muss. Sonst aber stand lauter Liebes im Brief.
So, kleiner Hase, nun will ich Dir gleich den Brief von Lindström übersetzen:
Lieber Hans und Familie
Herzlichen Dank für Deinen Brief, welcher diesmal besonders willkommen war. Nachdem Deine Frau das letzte Mal schrieb, nahmen wir schon an, dass Dir etwas passiert sei. Deshalb war ich so sehr froh als ich Deinen Brief bekam und sah, dass es Dir und Deiner Familie den Zeiten entsprechend gut geht. Inzwischen war ich auf einige Tage in Tingsryd und bei dieser Gelegenheit habe ich Rydbergs besucht, die mir aufgetragenen Grüsse von Dir und den Deinen ausgerichtet. Frau Rydberg sprach davon, dass sie von Dir auch Post bekommen habe und dass sie ihn in den nächsten Tagen beantworten will. Hast Du den Brief schon erhalten? Dein Urlaub ist wohl nun auch vorbei und nehme ich an, dass Du wieder fort bist. Ich werde wahrscheinlich im Herbst eingezogen, aber bei uns ist es ja nicht so schlimm, nur dass man vom Geschäft fort muss. Aber alles muss gehen, so oder so. Derjenige, von dem ich in einem früheren Briefe sprach, der auf meine Anweisung zu Euch zur Messe kommen wollte, ist nicht gefahren, da gerade in seinem Fach grosse Beschränkungen zur Messe auftraten. Deine Frau verlebte also nach Deinen Angaben ihre Ferien an der Ostsee. Da war sie ja auf dem Wege zu uns. Denk, dass sie zu uns hätte kommen können. Aber nach dem Krieg, da kommt Ihr zu uns und wir zu Euch. Es hat mich gefreut, dass Deine Frau meinen Brief lesen konnte. Ich getraute mir gar nicht zu schreiben, denn ich bin im Deutschen gar nicht mehr sicher. Sind es doch schon 23 Jahre her, dass ich es lernte. Es würde mich interessieren, wenn man hören könnte, wo Du steckst, aber das geht wohl nicht. Zum Schluss viele herzliche Grüsse an Dich, Deine Frau und Deine Eltern. Ein Söhnchen oder Töchterchen hat sich wohl noch nicht eingestellt? Meine Frau und Tochter lassen grüssen.
Dein Freund Gunnar.
Ist doch ein ganz netter Brief, nicht? Ich beantworte ihn später und schicke ihn Dir dann zur Weiterbeförderung.
So, jetzt kommt Dein so schöner lieber Sonntagsbrief an die Reihe. Nochmals recht vielen Dank dafür. Nicht nur Du selbst brauchst Dich zu loben, sondern ich muss Dir ein ganz grosses Lob ausstellen. Da hast Du ja eine Menge Geld für mich ausgegeben; kein Wunder wenn Du nicht zum Sparen kommst. Sieh nur zu, dass Du jetzt noch recht oft Tennis spielen gehen kannst und recht viel lernst, damit ich dann später mich schamhaft neben Dir auf dem Tennisplatz herumtummeln werde; aber keine Angst, ich werde dann eben auch feste aufwenzeln. Wie lange hast Du denn noch im Garten zu tun? Äpfel schick mir bitte keine. Hier bekommen wir ab und zu welche im Fluko von den Helferinnen. Da schmausen wir lieber zum nächsten Urlaub welche zu Hause. Der Garten vom Meester macht ja tüchtig eine Verjüngungskur durch. Ich sehe schon die Zeit kommen, dass man dann noch Eintrittsgeld bezahlen muss, wenn man mal in den Garten will. Kann denn Martin das Obst nicht mal mit seinem Wagen holen?
Siehst Du, kleiner Strolch! Nun muss ich schon wieder mit Dir zanken und zwar wegen der Esserei. Leiste Dir doch lieber was, d.h. was Du bei Deinen 400 Gramm Fleisch Dir leisten kannst. Bei mir wäre das Sparen schon eher möglich, aber ich spare auch nicht und kriege doch oft das Dreifache auf 50 Gramm . Ich bin wirklich besorgt, dass Du mit der Gartenarbeit usw. neben Deiner Arbeit im Geschäft Raubbau mit Deiner Gesundheit treibst, aber da sage ich Dir, wenn Du bei meinem nächsten Urlaub nicht auf dem Posten bist oder schlecht aussiehst, da werde ich ernsthaft böse. Also richte Dich danach. Was Du von Adolf schreibst, wundert mich nicht, aber es ist doch eine grosse Unverschämtheit, Euch zum Betten aufbauen zu holen, wo er doch mit seinem Drachen vor Langeweile nicht weiss, wie er seine Mieter auf musikalischen Wegen ums Leben zu bringen. Ob sie wenigstens den Doppeladler richtig bringen? Und dass Du ein kleiner tüchtiger Kerl bist, habe ich doch schon mit meinem Füller erfahren, hoffentlich wächst Du mir nur nicht über den Kopf. Wie war denn der Doppelkopp und habt Ihr Euch recht gut unterhalten? Vom Bezahlen des Tennisklub hattest Du mir noch nicht geschrieben, siehst Du, Deine Sorge, es könnte 100,– M kosten, ist hinfällig. Nur hatte ich gedacht, dass das Eintrittsgeld für uns beide 60,– M
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