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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Tennis spielen gegangen. Es war wirklich ganz nett, nicht sehr voll, und auch das Spielen selbst ging, nachdem ich die ersten Gehversuche (ich habe doch immerhin eine ganze Weile ausgesetzt) hinter mir hatte, wirklich ganz gut. Man kann ja nur bis 7 Uhr jetzt spielen, dann wird es finster. Dann habe ich nochmal in die Nürnberger geguckt, und bin dann um 10 Uhr ins Bett gekrochen. Am Sonntag bin ich dann früh um 9 Uhr in den Garten gestartet, diesmal mit der Straßenbahn, denn bis daraus ist es immer eine ganz schöne Tour. Diesmal haben wir wirklich ganz schön gearbeitet.

     
    Leni Helm, Emil und Helene Jentzsch im Garten in Liebertwolkwitz 1941
     
    Wir hatten zwei große Leitern, und haben Papa und ich bis Nachmittag Äpfel ausgepflückt. Der Rest kommt nun am kommenden Sonntag dran. Dir welche zu pflücken hat wirklich keinen Sinn, kleiner Mann, denn es sind doch Winteräpfel und die müssen schon ihre Zeit lagern, vor Weihnachten wird da kaum was zu machen sein. Aber drumrum kommst Du bestimmt nicht. Wir haben noch eine Menge abgestorbene und erfrorene Äste abgesägt und ich habe höchstpersönlich einen erfrorenen Kirschbaum abgesägt, dann ausgegraben und den Stumpf mit Wurzeln rausgewuchtet. Habe mich da wirklich ganz schön angestrengt. Papa will nun sechs neue Bäume kaufen. So ein Garten macht doch wirklich eine elende Arbeit, dabei liegen die Erdbeeren immer noch zum großen Teil da, auch das Obst reinschleppen ist ein ganz schöner Plack. Dafür habe ich mir auch am Sonntag abend im Klausner ein Schnitzel geleistet. Aber deswegen bin ich kein Verschwender kleiner Mann, denn ich spare jetzt jede Woche 200 Gramm Fleischmarken für Weihnachten. Dafür möchte ich gern der Mutter zu Weihnachten eine schöne Wurst schenken. Aber hungern tue ich deswegen nicht, das darfst Du nicht denken, nur ich esse jetzt nicht groß Wurst. Habe bis jetzt noch ein paar Birnen gehabt, und nun esse ich Tomaten zu meinem Brot, und dann wollen wir doch lukullisch leben, wenn Du da bist. Am Montag hatte Mutti Wäsche und bin ich da vom Geschäft aus rein und habe noch abgekocht und gespült. Aber gestern abend hatte ich dann wirklich genug und war ich ganz schön fertig auf die Beine. Ich wollte Dir da noch Deinen Brief schreiben, aber Mutter meinte ich solle mich hinlegen, und so habe ich mich aufs ..... geschwungen und habe mit Mutter bis kurz vor 10 Uhr Radio gehört, aber dann bin ich wirklich todmüde in mein Bett gefallen. Heute hat uns (das heißt Mutter und mich) Adolf in den Keller getrommelt, die Luftschutzbetten zusammenzuschlagen. Unser ‘Schatzi’ hat ja nun von so was überhaupt keinen Dunst, und wenn ich nicht gewußt hätte, daß man so was mit dem Beilrücken einschlägt, er hätte sich nicht zu helfen gewußt. Sag, hast Du eine kluge Frau? Dann habe ich so ein bißchen hingewurschtelt heute, und nun sitze ich über Deinem Brief. Rommé spielen tun wir ja heute nicht, das hatten wir ja vor acht Tagen mit erledigt. Leni ist auch ganz froh, da kann ich wenigstens ½ 10 Uhr ins Bett gehen, denn da bin ich am liebsten. Morgen bekomme ich nun meinen Besuch, Mutti, Lisa, Lotte Langnese. Und Lotte Maschke. Da kommt ein schöner Doppelkopf zustande, denn die Eltern gehen ja morgen in die ‘Fledermaus’. Am Donnerstag will ich dann noch einmal mit Ilse spielen gehen, daß man den Herbst und die schönen Tage noch ein bissel ausnutzt. Habe ich Dir überhaupt schon geschrieben, daß ich den Tennisklub bezahlt habe? Ja, und ich war wirklich angenehm überrascht. Für uns beide habe ich 70 M Aufnahmegebühr bezahlt, und dann bezahle ich jetzt den Monat 1,50, das sind von Mai bis September 7,50 M. Du bezahlst vorläufig gar nichts. Deine Beitragspflicht ruht, bis Du wieder da bist. Diesmal habe ich mir nun von Lisa 20 M geborgt. Tennis 80, Miete 30, Versicherung 16, Licht und Gas 8, Radio 2. Denn diese Woche hatte ich doch auch nur 10 M im Geschäft bekommen. Dann kam noch ein Brief von der Allianz, wann mich einer der Herren besuchen könnte. Ich habe mir nun diese Sache noch einmal überlegt. Das sind doch immerhin über 30 M, die wir neben Miete, Licht, Kohle usw. auftreiben müssen. Und wie wollen wir es denn mit Küche, Schlafzimmer, kleinem Wohnzimmer machen. Ich denke doch, das wollen wir uns auch noch sparen. Überlege es Dir doch noch einmal in aller Ruhe. Für Dich tut es mir allerdings leid, da ich Dich dann um Deinen Gewinnanteil von 30 M bringen würde. Aber wenn Dich allein dies locken sollte, so bitte

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