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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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hätte. Mutti hatte einen schönen Apfelkuchen gebacken, der wirklich prima schmeckte, und für den Abend hatte ich einen Kartoffelsalat gebaut. Wir haben uns erst sehr gemütlich unterhalten, und dann einen schönen Doppelkopf gespielt mit drei Dullen und viel gucken. Aber es hat wenigstens Spaß gemacht, und das ist ja schließlich die Hauptsache dabei. Um 9 Uhr ist alles fort und habe ich dann noch aufgeräumt und aufgewaschen. Du – weißt Du was ich gehört habe? Das Wachsoldatenlied, worauf Du in Köslin nie gekommen bist und was immer die Flakser2) in Leba gesungen haben. Über den Soldatensender Belgrad ist jeden Abend ein wunderbares großes buntes Programm, und zum Schluß wird dann nach den Grüßen an die Heimat das Wachsoldatenlied gesungen. ... Heute wird es nun nicht ein gar zu langer Brief. Hoffentlich bist Du deshalb nicht enttäuscht. Aber ich hatte Dir ja vorgestern einen soo langen Brief geschrieben. Hat den Rank nun seine Gitarre? Und habt Ihr zwei schon zusammen ordentlich geschrammelt? Verlangt nur Eintrittsgeld von Zuhörern. Wie steht es denn nun mit Eurer neuen Behausung? Habt Ihr immer noch nichts entdeckt? Das mit Gunter tut mir richtig leid. Ich hatte gar nicht geglaubt daß Ihr auch im Osten eingesetzt werdet. Da wollen wir nur tüchtig die Daumen drücken daß Du hierbleiben kannst. In Stettin muß es doch auch in der letzten Zeit ganz schön hergegangen sein, aber wir haben seit dem dreisten Tagesangriff noch keinen Alarm wieder gehabt (toi toi toi). Ich weiß also da wirklich nicht, was Du meinst, wenn Du schreibst, daß wir Dir leid tun. Jetzt noch was Unschickliches. Sei jetzt bloß froh, daß Du nicht neben mir sitzt, aber ich habe heute Kraut gegessen und bin furchtbar in meinem Zorn. Nun sag noch einmal, kannst Du denn die Brotmarken entbehren? Ich brauche sie wirklich nicht, habe sie zwischen Mutter und Mutti geteilt. Und zum Schluß noch etwas über die 14tägige Frist für Kleid, Hut, Schuhe. Ich schrieb Dir ja schon, daß ich vollkommen blank bin und schon von Lisa 20 M gepumpt habe. Also muß ich wohl oder übel noch warten.
    Nun wird es finster und ich kann nicht mehr gucken und will deshalb schließen, und auch gleich den Brief jetzt noch fortbringen. Verlebe einen recht recht schönen Sonntag mit viel freier Zeit, und nimm 1000 liebe Grüße und Süße und denk auch einmal an
    Deine kleine Lenimaus.
    Bitte die Bilder zurück.
     
     
     
    Köslin, d. 3.10.
    Meine liebe kleine Lenimaus!
    Heute strahle ich über alle vier Backen, denn soviel Post habe ich lange nicht gehabt. Von Dir Dein lieber Brief, für den ich Dir recht vielmals danke. Mutter hat geschrieben und von Tante Anna kam heute auch ein Brief mit Zigaretten. Du siehst, dass ich sehr guter Laune bin, zumal die Zither wohlbehalten angekommen und das Schreiben mit dem Füller macht direkt Freude. Aber nun sollst Du auch einen ganz grossen Brief bekommen und werde ich gleich erst den Brief, der in der Zither lag, beantworten. Mit der Zither haben wir bei uns auf der Bude viel Spass. Rank spielt auch ganz gut und schallen wir um die Wette. Bin bloss gespannt, wann uns die Hausbewohner mal auf den Kopf kommen. Für die Reinigung des Füllers bekommst Du ausser der Zuteilung einen ‘Extrasüssen’. Den Block habe ich nun gleich eingeweiht, also alles war herzlich willkommen. Die geklaute Bonboniere habe ich schon aufgefuttert, hat sehr gut geschmeckt und die Zigaretten sind bereits in Rauch aufgegangen. Meinen Glückwunsch zum Postsparbuch, hoffentlich sind die 5,– Mark noch darauf. Auf meinem Konto habe ich jetzt 30,– Mark, es geht also langsam mit dem Sparen, zumal ich jetzt manchmal leichtsinnig ausgehe. Aber weiter kann man ja hier nichts unternehmen. Das Wetter ist hier jetzt auch herrlich, aber heute war es sehr neblig. Wenn am Sonntag das Wetter halbwegs günstig ist, mache ich einen Ganztagsausflug und esse irgendwo zu Mittag. Kopfschmerzen habe ich öfter, aber Du weißt das ja schon von Leipzig, dass mir die Flukoluft nicht so gut bekommt. Ich lese jetzt nicht mehr so viel, denn ich habe es wieder mal so satt. Dein Paket mit Wäsche etc. kam am Freitag an, der Sonntagsbrief am Montag und die Zither vorgestern. Vorgestern hatte ich auch eine Vorladung zur Post wegen des Wäschepäckchens. Gefunden haben Sie es noch nicht und musste ich nur bestätigen, dass ich das Päckchen nicht bekommen habe. Es wird aber noch weiter nachgeforscht. Ja kleiner Hase, Du hast da in Deinem letzten Brief Dummheiten

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