Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
kostet. Na, ich bin froh, dass das nun auch erledigt ist. Wegen der Versicherung bin ich nicht ganz Deiner Meinung, denn das ist doch gespartes Geld. Lass nur den Versicherungsfritzen ruhig kommen und soll er Dir mal genau Prämiensätze bei monatlicher und jährlicher Prämienzahlung angeben und dann schreibst Du mir mal. Es ist doch alles unverbindlich und können wir uns dann nochmal drüber unterhalten. Du kleines dummes Schäfchen, die 30,– M Provision ist doch, wo ich doch schon in der letzten Zeit wollte, dass sie Dich versichern, eine mitzunehmende Nebeneinnahme für uns. Na, wir wollen erst mal abwarten, was der Onkel für Prämien berechnet.
Da hat wohl Herr Berthold noch Glück im Unglück mit seiner Verwundung gehabt. Dass es ihn graut, wieder raus zu gehen, glaube ich ihm gerne. Kleiner Hase, ich bin natürlich sehr froh, dass ich derartiges nicht bis jetzt durchzumachen brauchte und sehne mich auch nicht danach. Wegen der Mandeln etc. werde ich bei Gelegenheit bei Frau Ziemer anbohren, aber da muss ich noch was warten, denn jetzt habe ich erst Reis, Griess usw. von ihr gekauft und schicke ich nächste Woche Dir alles nach Hause und da teilst Du Dich mit unseren beiden Müttern rein. Aber wenn sie sowas hat, bekomme ich bestimmt auch was und Stollen sind doch was zu Schönes.
Nächste Woche gehe ich wieder mit Rank Kisten zusammenpacken. Ihr Mann ist im Fluko in Brüssel, war aber auch erst lange Zeit hier in Köslin. Ein Söhnchen von vier Jahren ist auch da und ist mein Namensvetter. Nächste Woche sind wir zum Bratkartoffelessen eingeladen. Es fällt doch immer mal was ab. Sogar ein Stück Räucheraal hat sie uns heute gegeben. Rank war dort einkaufen und da hat sie mir ein Stück mitgeschickt. Da hab ich gleich an Dich gedacht, aber Rank sagte, ich sollte das Stück nicht erst lange rumliegen lassen, na da hab ich mich verführen lassen und hab’s gleich gegessen. Ich hoffe stark, dass ich doch zu Silvester sowas mitbringen kann. Aus Leba habe ich von Moldenhanns noch keine Post, aber da dauert es immer etwas länger.
Das unsere Kompanie ihren Sitz nach Stettin verlegt, habe ich Dir wohl schon geschrieben. Heute ist schon ein grosser Teil fort, aber wir sechs Mann bleiben hier weiter. Ich beneide die anderen nicht, denn in Stettin ist jetzt allerhand los. Unser Kompaniechef war am Donnerstag im Fluko und hat sich mit uns ziemlich lange unterhalten. Scheint ganz zufrieden mit uns sechs Mann zu sein. Unsere Kompanie hat jetzt von hoher Stelle auch eine Belobigung ausgesprochen bekommen über unsere gute Arbeitsweise. Ist ja ganz schön, kleiner Strolch, aber eine einzige Beförderung, nämlich nach Hause, wäre mir lieber. Ach, wenn ich mir so vorstelle, dass ich mich wieder bei Dir einkuscheln kann, oder Du kraulst mich mal wieder recht schön am Kopf. – Ob der Sch...Krieg nicht doch bald sein Ende findet? Hier in Köslin hat sich aber auch gar nichts seit Deinem Besuch geändert. Am Sonntag will ich bei schönem Wetter nach dem Tessinsee oder wenn ich wieder von Frau Pachali (ihr Mann kommt morgen auf Urlaub) das Rad und den Urlaubsschein bekomme, nach Henkenhagen mal fahren. Gestern war ich mit Rank und noch paar Kameraden bei Stiehles, ich esse jetzt immer dort, und da war ich sehr leichtsinnig. Zanke bitte nicht, eine Flasche Wein und zwei Glas Kroatzbeere habe ich gesoffen und war so in Stimmung, dass ich hätte bis zum Morgen sitzen können, dabei war um 10 Uhr Polizeistunde. Ich bohre jetzt bei Stiehles wegen Likör. Morgen gehe ich ins Volksbad und zum Frisör und dann gehe ich bald schlafen, denn abends gehe ich in Nachtdienst. Sonntag aber will ich mal ins Kino in ‘Der verkannte Lebemann’. Ein ganz neuer Film mit Ralf Arthur Roberts. – Wie ist es denn mit Zigaretten für Dich bei der Tante? Bekommst Du halbwegs noch was? Ich komme gerade so hin, da Rank mir ab und zu welche besorgt. Er dankt für Deinen Gruss und soll ich ebenfalls Grüsse ausrichten. Nun wüsste ich für heute nichts weiter zu schreiben und damit Du den Brief am Sonntag hast, frankiere ich ihn gleich. Du, ich hab Dich schrecklich lieb und schicke Dir heute viele herzliche Grüsse und viele Süsse. Bleib recht gesund und denk mal an Deinen
kleinen grossen dummen Mann.
Leipzig, den 6.10. 1941
Mein lieber kleiner großer Mann!
Eigentlich wollte ich Dir heute nicht noch schreiben, aber da sah ich Dein enttäuschtes Gesicht in Gedanken, und da muß ich eben schreiben, denn ich kann meinen Strolch
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