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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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lassen. Es ist jedenfalls besser, Du hast sie in der Tasche und dann bringen Dir Deine Scherben Glück. Ich drücke ohnehin den Daumen. Mit Dösen wird nun vorläufig nichts. Ich schicke Dir die Antwort mit und behalte mir eine Abschrift vor. Also Dösen hat zwei Leiterinnen, ungefähr 38 Jahre. Die machen so gut wie nichts. Dann sind 15 Küchenmädchen da, die selbständig arbeiten, wie mir die Pflegerin erzählte. Jeden Tag haben zwei davon frei. Arbeitszeit ist von 6-6, sonntags bis 5 Uhr. Also jede Woche einen freien Tag, aller drei Wochen zwei Tage. Gemüse putzen und Kartoffeln schälen verrichten Kranke. Dann gibt es die modernen Kessel wie in der Elisenstraße. Viel Aufwasch wird auch nicht sein, denn jede Station und jeder Saal hat seine eigene Aufwaschküche und holt sich jede Station ihr Essen in der großen Küche selbst ab. Ärzte, Angestellte und Kranke essen eine Kost. Das wäre für Dich ganz knorke gewesen. Abends der schöne Park. Auch können die Mädchen jeden Tag nach Feierabend weggehen. Nun ist es aber zu spät, die Stelle ist jetzt im Januar besetzt worden. Aber es werden immer mal Stellen frei, da die Mädchen immer weg heiraten. Die Pflegerin aus Vaters Saal heiratet auch im Mai und läßt sich nun ein schönes hellgraues Kostüm machen. Also nun mußt Du Dich schon gedulden. Aber ich glaube, es wäre für Dich nicht unrecht gewesen. Und wenn man die Prüfung in der Tasche hat, man kann nie wissen, was kommt. Es gibt ja da draußen auch eine große Waschküche.

    l inks Leni Jentzsch vor der Prüfung, rechts Helene Jentzsch
     
    Nun schreibt mein Dummerchen, es hat Sehnsucht nach Großstadt, gutem Kaffee, Radio, Zeitung, Lärm und allem. Du tust doch gerade, als wärest Du für immer fort. Tu nur einmal, als wärst Du in der Sommerfrische für ein paar Wochen. Der Luftwechsel kann recht gut für Dich sein. Drei bis vier Monate muß es mal gehen. Guten Kaffee hab ich jetzt auch nicht und es geht auch. Borgen mag ich nicht. Koche nun bloß braunes Wasser. Ich wundere mich über mich selbst, daß ich das fertig bringe. Radio, Lärm und Zeitung kannst Du doch auch bald wieder haben. Die Zeit vergeht schneller als Du denkst und wirst hinterher selber über mein Dummerchen lachen. Überdies brauchen die von der Deutschen Hilfe von all dem nichts zu wissen. Also nur Mut. Arbeite, was Du vermagst und was nicht geht, das läßt Du. Halte Dich gesund. Ich gehe am Montag oder Dienstag einmal nach der Carolaschule um Näheres zu erfahren und Dich beizeiten in Kenntnis zu setzen. Und nun Gute Nacht, mein Lenchen. Ich bringe nun meinen Brief zur Hauptpost noch und wünsche Dir einen Guten Morgen.
    Es grüßt Dich herzlichst
    Deine Mutter und einen Guten Morgen Kuß von ihr
    Ich möchte immer gern recht schön schreiben und kann es doch nicht mehr.
    Aber lesen kannst Du es wohl. Soeben lese ich, daß Du am 10. des Monats nach Dösen geschrieben hast. Ich will das Schreiben mal da behalten und will mal sehen, ob ich doch einmal schreiben kann. Nur schade, daß Du nicht vier Wochen früher drum geschrieben hattest.
     
     
     
    Leipzig, den 18. Februar 1935
    Meine liebe Leni!
    Den letzten Brief hast Du wohl inzwischen erhalten, wenn auch unter recht eigenartigen Umständen reichlich spät und warst Du leider, und noch dazu an Deinem freien Sonntage, doch wieder einmal enttäuscht. Wir beide, Du und ich, wir konnten nichts dafür, wen macht man nun verantwortlich für diese Enttäuschung. Daß Du gestern schon wieder frei hattest, verzeih mir diesen Ausdruck, das habe ich natürlich nicht gewußt und aus Deinem letzten Brief auch nicht richtig verstanden. Als gestern von Dir keine Post kam, dachte ich mir, na, Leni hat wieder mal viel Arbeit, wo sie auch nicht schreiben soll, obwohl ich mich genau so darauf freue, wie Du selbst. Als nun aber heute Montag früh mein Sonnabendbrief und ein Brief von Käthchen hierher zurückkamen, da war es aus. Papa und ich, wir guckten uns an und sagten, was ist denn da los, da kann sie doch gar nicht mehr da sein, zu Hause warst Du aber auch nicht eingetroffen. Papa sagte keinen Ton, mir setzte tatsächlich der Herzschlag aus. Nun konnte ich aber auch Eure Telefonnummer nicht finden, die Du mir einmal mitgeteilt hattest, im Buche steht Ostrau und Schandau nicht, so rief ich denn Lisa an, sie sollte einmal anrufen, was los ist. Gott sei Dank, hat sie Dich selbst gesprochen, das war eine Aufregung, liebes Kind. Ich bin dann aber sogleich mit meinen beiden Briefen zur Hauptpost

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