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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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hin und habe mich beschwert. Der betreffende Beamte wollte sie sogleich, nachdem ich ihm alles erklärt hatte, daß Du dort seist usw., als Einschreibebrief wieder absenden. Er meinte, da hätte das Fräulein eine Tölpelei begangen, na, sie wird ja ihre Strafe schon kriegen, denn an dem Briefträger konnte es ja nicht liegen, denn er kennt Dich doch nun. Mir tut es nur so furchtbar leid, daß Du gestern, ausgerechnet an Deinem freien Tage, ohne Post warst. Ich sagte dem Beamten, wer kommt mir denn für das Gespräch auf nach Ostrau. Er wollte mir darüber schriftlich Bescheid geben.
    Anschließend von der Post bin ich nochmals zur Schule gegangen. Das Fräulein meinte, die Prüfung fiele in verschiedene Gruppen, je nach Jahrgängen und war noch nichts Bestimmtes da. Sie rechnete vom 15. März ab. Da hättest Du also noch ein Weilchen Zeit und wirst Du inzwischen noch einen freien Sonntag haben, wo hoffentlich besseres Wetter sein wird und Du Dir etwas ansehen kannst. Ich werde vor Deinem Urlaub nicht hinkommen, denn das lohnt nicht für die darauf folgenden paar Tage, da gehen wir lieber hier mal zusammen weg. Aber dann! Dann kommt Mutti nach Ostrau und Du suchst mir eine billige Schlafstätte, nicht wahr? Weißt Du, was mir soeben einfällt, wenn Du Deine Ferien nimmst, wenn wir zwei einmal ... .... mit Kraft durch Freude2) mitfahren würden? Wie denkst Du darüber?
    Nach all den Aufregungen heute Morgen kam nun um 11 Uhr Dein Päckchen an. Ich danke Dir für das Erste für Deinen lieben Brief. Die Lampen habe ich in Deinen Kasten gelegt, denkst Du vielleicht, ich reiße Dein Zeug runter, nein das macht Mutti nicht, überdies hat die Kälte nachgelassen und ich glaube, es wird Frühling. Betreffs der Choco zanke ich mit Dir, Du sollst so etwas für mich nicht ausgeben, da ist momentan das Geld bei Dir noch zu rar und daher kostbar. Also bitte nicht wieder! Nun ich sie aber habe, danke ich Dir. Ich trink beim Schreiben eine Tasse Kaffee und stecke ab und zu ein Stück Choco in den Schnabel. Papa habe ich ein Stück mit auf den Weg gegeben. Er holt sein Krankengeld in der Bornaischen Straße. Lisa hat ihr Kommen soeben angemeldet und sitze ich momentan allein. Da schreibt es sich immer am besten. Auch soll mein Brief heute noch fort. Heute war ich obendrein auch leichtsinnig. Ich habe mir, als ich von der Post kam, einen Hut gekauft (Haus der Hüte) am Grimmaischen Steinweg. Jetzt sind sie ganz billig, 2,45 Mark. Ich habe mich tatsächlich geschämt sonntags als Schneidermeisters Frau so herumzulaufen. Ich habe gestern Papa allein gehen lassen. Vor acht Tagen wollte ich auch schon nicht mitgehen. Man trifft mal jemanden und da bleibt man lieber zu Hause. Aber nun kann ich ja mein braunes Kostüm anziehen, das ist ganz hübsch warm und der kleine Würger, der ist doch elegant, nicht wahr, Du gehst da auch mit mir.
    Erika ist in Oberwiesenthal gestern gewesen. Sie hat den 3-Kilometer-Lauf gemacht und hat sie Dir auch eine Karte geschrieben. Lisas Knie ist wieder besser, fortgefahren ist sie nicht, Herr Fleischer auch nicht. Der Arzt meinte, wenn eine Verlobung davon abhinge, sollte sie fahren, anderenfalls sollte sie noch acht Tage warten. Sie ist nachträglich zu Dr. Michaelis gegangen, übrigens ein Jude, aber ein lieber feiner Mann. Ich kenne ihn auch. Er war doch mit Dr. Marquardt, welcher inzwischen gestorben ist, bei Prof. Köllitzer. Papa geht es wieder besser und läßt er sich diese Woche gesund schreiben. Bis jetzt drängelt ja noch keine Arbeit. Zuntzelchen legt soeben seine Pfoten auf meinen Briefbogen und schnuppert an meinem Federhalter. Sie will mich gar nicht schreiben lassen und legt ihr Pfötchen auf meine Hand. So, nun ist Zuntz weg und Lischen ist gekommen. Sie läßt Dir sagen, nachdem sie Deinen Brief gelesen, Du solltest ihr ja nichts zu dem Geburtstag schenken, hörst Du, sie will es nicht und braucht es auch nicht, aber Du möchtest ihr eine recht schöne Karte schicken für ihr Album, da würde sie sich sehr freuen. Und Papa, liebe Leni, schickst Du auch nichts. Ich weiß, Du schenkst so gern, aber in diesem Fall ist Dein Geld noch zu rar und Du schreibst Papa einen recht lieben Brief, nicht wahr? Denk doch, ich kann ihm auch nichts schenken, wie er mir ja auch nichts schenken konnte. Die Zeiten sind eben nicht danach. Frau Lorenz hat sich nicht gemeldet und habe ich nun von mir aus daran gedacht. Betreffs Deiner Prüfung mache Dir keine Sorgen. Wenn keine Nachricht früher kommt, gehe ich am

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