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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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aber nicht wahr, in Uniform brauch ich bloss zu gehen, wo Wehrmacht Ermässigung hat. Pass auf, dass die Mütze braune Paspelierung (für Nachrichten) hat.- Der Film ‘Ich klage an’ war sehr sehr schön, aber ich habe mich dabei sehr aufgeregt innerlich und ich glaube, auch Du wärst dabei gepackt worden, denn er ist sehr traurig, und Du sollst doch jetzt immer froh sein. Deswegen schreib ich Dir, dass Du ihn nicht besuchen sollst.
    Gestern waren Rank und ich wieder im Reformhaus. Er hat etliche Zentner Mehl ausgewogen mit Frau Ziemer und Frau Franke und ich habe drei Kisten Möhrensaft (ca. 500 Flaschen) ausgepackt und gestapelt. Dann bin ich mit Rank zu Stiehles. Habe zwei Bier getrunken und da ich von Frau Franke 20 Gramm Fett bekommen hatte, natürlich in Marken, habe ich sie gleich in Bratkartoffeln umgesetzt. Heute Nachmittag hatten wir von 2-6 Uhr Geländeübung. War ganz netter Spass; ich habe allein über 60 Platzpatronen verschossen. Als wir zurückkamen, lag für 40 Mann der Marschbefehl da, unter ihnen Rank und ich. Wir gelten als Truppführer und fahren morgen 11.54 Uhr nach Neu-Ruppin bei Berlin. Was noch nun wird, das weiss ich auch nicht. Jedenfalls schreibe ich Dir auf dem schnellsten Wege. Nun zum Schluss gratuliere ich Dir noch zum 7., leider kann ich Dir nichts schicken. Verlebe einen recht schönen Sonntag. Viele liebe Grüsse und Küsse und bleib nur recht gesund.
    Dein Dichliebender Hans.
    Gruss an alle.
     
     
     
    O.U.7), den 15.11.1941
    Meine liebe kleine Lenifrau!
    Dass ich hier auf Post wie auf den Weihnachtsmann gelauert habe, kannst Du Dir wohl denken, umso grösser war wieder die Freude, als Dein lieber Brief mit den Nuppelsorgen eintraf; recht vielen Dank dafür, kleiner Strolch. Ich wollte erst Dir morgen am Sonntag schreiben, aber da ich jetzt ganz allein auf unserer Bude sitze und bereits Elli einen Brief geschrieben habe, also jetzt gerade im Schwunge bin, fange ich den Brief schon heute an.
    Die Abreise aus Köslin ist mir sehr leicht gefallen, trotzdem ich mich in Anbetracht des in Aussicht stehenden Unterrichts gerne gedrückt hätte, was aber nicht ging. Hätte ich natürlich nur einen Schimmer Ahnung gehabt, in was für Sauställe man uns hier bringt, da wäre ich bestimmt vorsichtshalber ins Revier gegangen. Ansonsten habe ich mich wegen dieses Lehrganges direkt das erste Mal mit Rank Walter gekracht. Und das kam so: Wir kamen den letzten Mittwoch in Köslin vom Ausmarsch, als die ganzen 44 Mann, die man hier um Berlin verteilen wollte, aufgerufen wurden. Rank und ich waren nicht mit dabei. Wir waren schon wieder in unseren Zimmern, als der U.v.D. pfiff ‘Korporalschaftsführer raustreten!’ Keiner hatte eine Ahnung, was los war, aber Walter sagte zu mir, als ob er was gerochen hätte, wir gehen nicht hin, wir haben nichts gehört. Aber ich war eben neugierig, und weil ich ging, kam Rank mit. Es fehlten zu dem Lehrgang noch zwei Unteroffiziere als Truppführer. Na, da hatten wir eben das Pech dranzukommen. Das Gesicht von Rank hättest Du sehen sollen, ich hätte am liebsten seine dumme Fresse abgemalt. Und dann hat er mir so lange zugesetzt, dass ich dann wirklich bös wurde, und ich ihn einfach stehen liess. Er hat aber dann eingesehen, dass wir als U-Anwärter doch fällig waren und ist die Auseinandersetzung wieder vergessen. Zum Feiern sind wir nicht mehr gekommen, denn von dem Ausmarsch war ich lendenlahm und müde. Ich habe aber nach dem Reformhaus geschrieben, denn da liegen schon wieder Teigwaren für die Mutter und auch wegen der Backwaren habe ich gleich angemahnt.

    Hier in Hohenbruch führe ich ja ein sehr faules Leben, aber die geistige Beschäftigung fehlt doch ganz und gar und Du weißt ja, dass mich der Unterricht über physikalische Grundlagen und Elektrizitätslehre herzlich wenig interessiert. In dieser Hinsicht komme ich wahrscheinlich genau so blöde wieder nach Köslin zurück, wie ich abgefahren bin. Wenn es Dich interessiert, kann ich Dir ja mal einen Dienstplan für einen Tag schildern. 6.45 Uhr Wecken, d.h., wir in der Truppführerstube stehen zwischen ¼ und ½ 8 Uhr auf, je nach dem, ob man sich abends schon rasiert hat, oder noch Schuhe putzen muss. 7.15 bis 7.45 Uhr Kaffee fassen und Frühstücken. Ersteres wird von Funkern mitbesorgt und letzterem widmen wir uns mit grossem Interesse. 7.45 – 8.15 Uhr reinigen der Unterkünfte. Erledigen die Funker. Feuer macht früh unser ältester Unteroffizier. Und ich besorge das Wasser. 8.15 – 9

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