Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
komme. Was Du mir zum Warmhalten schickst, ziehe ich bestimmt an, die Bettschuhe allerdings kommen nur in der höchsten Not in Frage, wenn ich es überhaupt nicht mehr vor Kälte aushalte, dann werden auch sie angezogen. Aber auch Du musst Dich in Acht nehmen, denn Du bist doch in dieser Beziehung ein leichtsinniges Huhn. Weißt Du, wenn ich momentan an Deine Eisbeine und an meinen warmen Bauch denke, vor allen Dingen, wenn Du mir unerwartet mit solchen Liebkosungen kommst, da kriege ich schon jetzt Gänsehaut, aber ich will Dich richtig wärmen, das verspreche ich Dir, bloss dass ich dann in mein Bette muss, ist keine besonders rosige Aussicht. In solch Muttibettchen ist es doch zu schön, nun bewahrheitet es sich ja bald. Und vor zwei bis drei Jahren wurdest Du immer böse, wenn ich das sagte. Kannst Du Dich daran noch erinnern? –
Frau Ziemer, 1941 Köslin
Frau Ziemer sprach kürzlich mal mit mir darüber, was Du wohl zu unseren Besuchen bei ihr und Frau Franke und über unser gemeinsames Ausgehen denken und schreiben würdest. Ich habe ihr natürlich gleich gesagt, dass ich Dir alles schreibe und hat sie ihrem Mann auch darüber geschrieben. Die zwei Frauen waren wirklich sehr nett und haben wir, trotzdem wir auch viel im Geschäft geholfen haben, sehr viel Gutes dabei gehabt. Ich habe Frau Ziemer zu uns nach dem Kriege eingeladen, falls sie mal in unsere Gegend kommt. Ziemers bauen nach dem Krieg in Gross-Möller und sollen wir später mal dort unsere Ferien verbringen, ebenfalls Rank mit Familie. – Rede nur Frau Kolbe zu, dass sie von ihrer Schwiegermutter wegzieht; ich kann mir sehr gut ein Bild machen, was sie bei solch beschränkten Menschen auszuhalten hat. Ich habe durchaus nichts dagegen, dass sie bei uns wohnt, hoffentlich fühlt sie sich wohl bei Dir und richte bitte meine besten Grüsse aus, – Für die Tanzabende halte ich den Daumen, denn Du hast ja viel Interesse und Freude daran. Dass Du Dich wohlfühlst, ist mir eine grosse Freude, denn man macht sich doch Sorge, zumal wenn man nicht zu Hause ist. Ich kann Dir nur immer wieder sagen, dass Du selbst auf Dich aufpassen sollst, damit mein kleiner Strolch nicht krank wird. Wenn Du beim Arzt warst, musst Du mir genau schreiben, was er gesagt hat. Glaubst Du, ich könnte heulen vor Wut, dass ich nicht zu Hause bin und das miterlebe und sehe, wie sich alles um das kommende Kind dreht. Zum Urlaub musst Du mir mal Deinen Vorrat an Babywäsche zeigen. Es ist doch eigentlich komisch, wenn man mir früher mal solche Sachen gezeigt hätte, hätte man ‘schön’ gesagt und damit wäre es erledigt gewesen. Und jetzt, wo man selber beteiligt ist, möchte man am liebsten jede Windel genauestens geschildert bekommen. Und ich sehe es noch kommen, dass ich meine Frau beim Häkeln überrasche, Wegen der Kommode kann ich Dir vorläufig noch keinen Rat geben, aber wenn ich daheim bin, werden wir wohl schon alles in Ordnung bringen. Aber nun mal etwas anderes, was mir auf dem Herzen liegt. Halte Dich fest und falle nicht hin. Bitte annonciere doch mal Anfang Dezember meine elektrische Eisenbahn in den ‘L.N.N.’6) zum Verkauf. Weißt Du, es fällt mir gar nicht schwer, denn all mein Denken dreht sich doch nur noch um das Baby. Du kannst doch mal Arthur zu Rate ziehen, was man dafür verlangen kann, es ist ja auch nicht schwer, das auszurechnen; denn die Sachen können ja alle zum Neuwert verkauft werden. 180 – 200 Mark müssten doch dabei herauskommen und dann kaufst Du einen recht schönen Kinderwagen und recht nette Sachen, die man so braucht. Möglichst so, dass ich sie beim Urlaub bewundern kann.
Du, die Zukunftsmusik mit dem an die See fahren zu dritt ist direkt überwältigend, ach, Du weißt gar nicht, wie glücklich ich bin. Da wollen wir dann alles nachholen, was wir durch das getrennt sein verpasst haben. Ich bin doch wirklich froh, dass Du mich geheiratet hast und wüsste gar nicht, was ich ohne Dich anfangen würde. Deine Enttäuschung bei dem 2x klingeln und als an meiner Stelle der Kamerad kam, kann ich mir vorstellen. Aber kleine Lenimaus, in ca. 53 Tagen bin ich bestimmt zu Hause.– An Herbert und Fränze kannst Du einen schönen Gruss bestellen und sie wären ganz grosse Faultiere, dass sie mir nicht geantwortet hätten. Ebenfalls Grüsse an Arthur und Ilse. Am Strand bin ich nicht wieder gewesen, denn sonntags hatte ich nie viel Lust dazu und wochentags haben wir ja immer so spät Schluss.
Die Fliegermütze wird dankend akzeptiert,
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