Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Tag bis um 18 Uhr Dienst (Beschäftigungstheorie bei den Preussen) und da haben die Geschäfte schon längst geschlossen, wenn wir in die Stadt kommen. Sag mal, im Romméklub wissen sie wohl nichts? Bitte doch Arthur, dass er Dich immer ein Stück bringt. Hat er noch nichts von einer Einberufung gehört? Ich hatte Fränze und Herbert mal geschrieben, aber nichts von ihnen gehört. Richte mal an Arthur und Ilse Grüsse aus. Es freut mich, dass Dir die Bonboniere gut geschmeckt hat und auch wegen der Äpfel keine Sorge, die Hauptsache, dass es Dir schmeckt. Nur meine Mürbchen bitte ich mir aus, darauf warte ich noch. Um nicht zu vergessen, hast Du noch die Berliner vom 16. und 23. 10.? Hier bekommt man keine und bitte ich Dich, in Zukunft mir die Berliner, d.h. wenn Du sie gelesen hast, per Feldpost zu schicken, damit man nicht ganz verblödet. Man lebt hier wie auf dem Monde, kein Radio, keine Tageszeitung, dass nennt sich dann Wehrmachtsbetreuung. – Streng Dich im Geschäft nur nicht zu sehr an und nimm auf Deinen Zustand Rücksicht. Wann kannst Du denn mit arbeiten aufhören? Dass Du ja nicht länger im Geschäft bleibst!!
Von mir selbst habe ich nur wenig zu berichten. Dass wir schiessen waren bei grossem Mistwetter, hatte ich Dir bereits geschrieben und habe ich mich dabei etwas erkältet. Gestern am Sonnabend waren wir erst um 5 Uhr dienstfrei und da bin ich erst meine Wäsche holen gegangen und dann bin ich ins Volksbad. Da habe ich ganz heiss gebadet und dann bin ich nach dem Bus. Auf dem Weg zur Haltestelle bin ich in der Finsternis noch fünf Stufen runtergeflogen, sodass ich ziemlich wutig war. Um 8 Uhr habe ich schon im Bett gelegen und habe bis heute früh um 8 Uhr geschlafen. Früh habe ich dann in Ruhe geschrieben bis zum Mittagessen. Es gab Schweinebraten, Salzkartoffeln und Rotkraut, sehr gut. Morgen geht die alte Leier wieder los und Dienstag haben wir Umzug. Wenn mein Schnupfen nicht besser wird, gehe ich Mittwoch ins Revier. Du brauchst Dir aber keine Sorgen zu machen, ich sorge bloss für was Abwechslung. Jetzt ist es ½ 6 Uhr und es wird schon langsam dunkel. Der Himmel sieht wie lauter Schnee aus und kalt wird es auch. Heute um 7 Uhr wollen wir einen kleinen Skat machen und ½ 10 Uhr liege ich im Bett.
Zum Schluss will ich Dir sagen, dass ich Dich sehr lieb habe und oft an Dich denke. Bleib mir recht gesund und ganz viele Grüsse und Küsse von
Deinem Hans.
Köslin, den 5.Nov. 1941
Meine liebe kleine Lenifrau!
Ein reicher Postsegen hat mich diese Woche erreicht. Dass ich Urkunden und Bücher bekommen habe, hatte ich Dir ja schon geschrieben; für Deine lieben Briefe vom 31.10., der am gestrigen Tag eintraf, und vom 2.11., der heute Vormittag ankam, sage ich Dir vielen Dank. Wegen der Lebensmittelkarten resp. -marken brauchst Du wirklich Dir keine Sorgen zu machen. Wenn ich schon mal was brauch, so fällt allemal was ohne Marken ab. Deinen Eifer kann ich mir vorstellen, mir ging es ja hier genauso, auch ich habe immer dagesessen und mich der Schätze gefreut. Sag mal, hast Du die Zuckermarken anwenden können? Auf alle Fälle schicke ich Dir noch mal paar, ehe sie verfallen. Nur dass Du alles aufhebst, gefällt mir gar nicht, Du sollst doch alles für Dich verwenden, denn gerade jetzt ist das doch von noch besonderem Nutzen für Dich. Du hast ja selbst sehr fleissig gespart, meine Hochachtung, aber lieber wäre es mir gewesen, wenn Du das wenige, was Ihr bekommt, für Dich alles genommen hättest. – Ehe Du mir etwas schickst, warte erst mal ab, bis ich Dir schreibe, unter welcher Adresse Du mir wieder schreiben kannst, doch davon am Schluss mehr. Mein Schnupfen hat sich noch nicht gelegt und habe ich wieder einmal einen ganz entzündeten Riecher, aber das gibt sich ja mit der Zeit. Sonst fühle ich mich aber ganz wohl und zur Besorgnis Deinerseits ist absolut kein Grund vorhanden. Nach unserem Umzug in die jetzige Kaserne habe ich mit elf Kameraden ein ganz nettes Zimmer. Rank liegt mir gegenüber, d.h. über den Flur. Man hat ja nun keine Sorgen mehr mit Stuben- und Revierreinigen, sodass man dadurch mehr auf der faulen Haut liegen kann. Das mit dem Licht war natürlich Pech. Vielleicht habt Ihr die letzte Rechnung nicht bezahlt oder wollte Vater Euch auf der Arbeit einen Streich spielen. Leider hast Du dann noch bis in die Nacht plätten müssen. Auf das Clubromméspielen freue ich mich schon jetzt. Wer ist denn momentan der Favorit? Wahrscheinlich Arthur und Du? Da spielt
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