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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Uhr Unterricht. Momentan seit gestern überlege ich während des Unterrichts eifrig, wie die Nuppelangelegenheit am besten zu regeln ist. 9.10 – 10 Uhr Unterricht. Siehe vorhergehende Stunde. 10.15 – 11.40 Uhr Unterricht in der Stellung. Da habe ich mal wirklich zu tun.- Ich pfeife unsere 17 Mann heraus, führe sie in die Stellung, liefere sie beim Lehrgangsleiter mit den Worten ‘Lehrgang zum Dienst angetreten’ ab und dann bin ich mit grossem Interesse dabei festzustellen, wie lange es noch bis 11.40 Uhr ist. Dann führe ich den ganzen Schwung wieder nach unserer Baracke zurück, entlasse sie mit ‘Reihe rechts einrücken’ und bin als erster wieder in der warmen Stube. Da aber vier Unteroffiziere noch da sind, teilen wir uns brüderlich in das An- und Abrücken, damit niemand zu viel macht. 11.50 Uhr Appell, der ist für die ganze Batterie bestimmt, aber wir haben bis jetzt nur einmal Appell gemacht und zwar Waffenappell und der fand in der Kantine statt, weil es draussen zu kalt war. 12 Uhr Mittagskostempfang, na das habe ich Dir ja geschrieben, dass ich auf dem Zimmer speise. Bis 14.15 Uhr liegen wir alle in der Falle. Von 14.15 – 16 Uhr Unterricht, siehe früh, denn die Nuppelfrage ist immer noch nicht gelöst. 16.15 – 17 Uhr dasselbe. 17.05 – 17.30 Uhr Putz- und Flickstunde, kommt ja für uns nicht in Frage und da warten wir eben bis 17.45 Uhr, wo uns die Abendkost gebracht wird. Zweimal in der Woche ist eine Stunde Fussdienst. Da exerzieren wir fünf Mann eine Viertelstunde mit, dann kommt das Kommando ‘Unteroffiziere austreten’ und auch dieses wäre überstanden. Das Exerzieren übernimmt Onkel Arno, das ist unser Feldwebel. Du siehst, ein schwerer Dienst. Unabhängig davon läuft ja meine Beförderung, die zu 90 Prozent am 1.12 erfolgen wird. Wegen der offen stehenden Fragen hatte ich Dir ja bereits geschrieben. Wie gesagt, die Religionszugehörigkeit wollen sie in Köslin unbedingt noch wissen. Wenn Du sie nicht beibringen kannst, werde ich auf Erie hinweisen, denn wenn Erie von dem deutschen Auswärtigen Amt nach Peru gekommen ist, ausserdem doch bei dem Deutschen Reichsvertreter die arische Abstammung hat nachweisen können auf Grund der Papiere, die auch ich vorgelegt habe, so muss das doch genügen. Und nun muss ich Dich leider enttäuschen. Wenn es in meiner Macht stände, kleiner Hase, würde ich Dir lieber zwei Gänse besorgen. Hier ist absolut nichts zu bekommen; nach Neuruppin kommen wir nicht, denn wir dürfen uns nicht mehr als drei Kilometer von der Stellung entfernen. In Köslin will ich es noch einmal versuchen, aber die Aussichten sind zu gering. Wegen der Backwaren habe ich nicht nur in Köslin brieflich angemahnt, sondern auch von hier bereits wieder geschrieben. Die Backwaren sind mir ja versprochen worden, in welchen Mengen weiss ich natürlich auch nicht. Aber da wir voraussichtlich am 1.12. wieder in Köslin sind, wird mein erster Weg dorthin sein. Sollte ich später erst hier wegkommen, was aber kaum möglich ist, denn nach uns soll ein neuer Lehrgang unserer Kompanie hier stattfinden, dann schreibe ich in der letzten Novemberwoche, dass Dir Frau Ziemer das Gewünschte schickt. Bis dahin musst Du aber noch warten mit dem Backen. Wegen dem Päckchen kann ich Dir vorläufig auch noch nichts genaues schreiben. Warte bitte damit, bis ich Dir in ungefähr zehn Tage schreiben kann, ob wir am 1.12. wieder nach Köslin fahren und wenn ja, schickst Du es per Einschreiben an die mittlere Flugmelde Komp. Wenn ich am 1.12. Unteroffizier werde, beantrage ich gleich Gehalt und den bekommst Du immer monatlich im voraus. Willst Du es nun per Postanweisung nach Hause oder aber auf Dein Sparkassenbuch überwiesen haben? Bei letzterem musst Du mir die Nummer Deines Sparkassenbuches noch mitteilen. Ich glaube aber, ersteres ist für Dich praktischer. Nun warte ich bloss noch auf die Zeugnisabschriften von Dir und das Zwischenzeugnis von Dr. Lieberoth, dann schreibe ich sofort an die Abteilung wegen der Übernahme ins Wehrmachtsbeamtenverhältnis. Und das wird schon klappen. Nun sage mal, Du kleines Wesen, wenn ich Dir was auftrage, warum führst Du das nicht aus. Habe ich denn in unserer Ehe überhaupt nichts mehr zu sagen? Wenn Du nicht in den ‘L.N.N.’ annoncierst, dann schreibe ich, dass die Annonce eingesetzt wird. Bitte sag Arthur Bescheid, er soll mal alles ausrechnen, natürlich zum Neuwert und dann rin in die Zeitung. Wie kann ich denn jetzt noch Interesse für solche

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