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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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spielen sie wieder ‘Hörst du mein heimliches Rufen’. Hörst Du es auch wirklich? Oder kommt sowas nur im Liede ‘Hast du heute Nacht auch an mich gedacht?’ Wegen Frau Ziemer mache ich mir gar keine Gedanken. Im Gegenteil, ich bin ihr sehr dankbar, wenn sie Dich ein bißchen aufgemöbelt hat, und Ihr es Euch bei ihr ab und zu mal gemütlich gemacht habt. Aus dem Sudetenland ist noch nichts eingetroffen. Ich glaube nun auch bald nicht mehr daran, daß es vor Weihnachten noch wird. Über den Tod von Onkel Paul weiß ich nichts Näheres. Vielleicht schreibt Dir Mutter etwas darüber. Soviel ich weiß hat er ein Magenleiden gehabt. Den Film ‘Ehe man Ehemann wird’ habe ich hier auch gesehen. Ich hatte Dir schon einmal ausführlich in einem meiner letzten Briefe darüber geschrieben. Ich war mit Hanne darin und haben wir uns köstlich amüsiert. Weniger über den Film als über die Besucher in der Scala. Der Tonapparat war wahrscheinlich nicht in Ordnung. Jedenfalls war kein Wort zu verstehen und wenn Balter Klavier spielte, klirrte es durchs ganze Kino. Die Leute haben gejohlt und gepfiffen. Es war herrlich. Hanne und ich haben Tränen gelacht. Apfeltorte und Bohne gab es zwar bei uns nicht hinterher, darüber könnte ich Dich aber auch beneiden. Daß der Tennisklub seinen Soldaten was schickt, finde ich auch richtig anständig. Gerade über so etwas, womit man nie gerechnet hat, freut man sich ganz besonders. Was ist es denn für ein Büchlein? Es ist ganz furchtbar schwer jetzt was zu erstehen. Was ich schon in der Stadt war, machst Du Dir gar keinen Begriff. Dabei habe ich noch nicht mal die Hälfte. Mutter ihre Brille habe ich, Grete schenkt das Etui dazu. Für Elli habe ich ein Bild, das heißt einen eingerahmten Spruch ‘Glücklich wer auch ohne Geld immer noch Humor behält’. Kostet sieben Mark. Paßt doch auf Elli ..., aber eigentlich auch wieder nicht, denn Elli ist doch mit ihren paar Kröten immer noch ein kleiner Krösus. Oder was meinst Du? Für Vater, Mutti, Papa und Lisa habe ich noch nichts. Drei Kalender habe ich noch. Einen bekommt Grete, einen Lisa mit, und einen behalte ich für mich, den schenke ich mir zu Weihnachten. Ferner habe ich noch für Deine und meine Eltern je eine Knackwurst. Nun renn ich morgen mit Mutti wieder in die Stadt. Habe die Rumrennerei bald satt. Am Montag gehen wir mal wieder zu Frau Kämpe, am Dienstag helfe ich in der Nürnberger das Backzeug fertig machen, denn am Mittwoch wollen Mutti und Lisa backen, dann habe ich noch die Plättwäsche wegzumachen, und meine sämtlichen Strümpfe zu stopfen, damit nichts daliegt, wenn Du kommst. Heute war ich auf der Bezugsscheinstelle wegen einem Paar Schuhe und einem Mantel für mich. Die Leute sind dort wie blöde, und kommst Du in ein richtiges Kreuzverhör. Ich soll vielleicht meinen jetzigen Wintermantel abgeben. Na, da können sie mir aber den Buckel langsteigen, da sollen sie ihren Mist behalten. Bin gespannt, soll nochmal hinbestellt werden. Für Mutter hatte ich ein Paar Schuhe mit beantragt, bekommt aber jetzt keine, höchstens Überschuhe. Da will Vater nun mal am Dienstag zum Vorstand gehen. In der Beziehung drückt Vater ja gut durch. Nun muß ich nochmal auf die Unterstützungsstelle wegen der verschiedenen Auslagen.
    Nun bin ich glücklich am Ende angelangt. Kleiner Mann ich hoffe daß Du heute mit mir zufrieden bist. Jetzt ist es gleich 12 Uhr, und ich bin ziemlich müde. Ich gehe jetzt ins Bettchen und werde schön von Dir träumen. Frau Kolbe wohnt noch hier. Es ist jetzt schwer was Nettes zu finden. Ich glaube, es gefällt ihr recht gut. Soll Dich grüßen von ihr, Hast Du Muttis Brief bekommen? Kam gerade zur rechten Zeit, sonst wäre er noch nach Hohenbruch gegangen.
    Nun aber gute Nacht, schlaf recht gut, ich kraule Dir in Gedanken ein bißchen den Hinterkopf, nur behalt recht lieb
    Deine kleine Lenifrau.
     
     
     
    O.U., den 28.11. 1941
    Meine liebe kleine Lenifrau!
    Nun will ich mal sehen, ob Du diesen Brief noch am Sonntag bekommst. Ein Kamerad, der morgen, Sonnabend, nach Berlin fährt, wird den Brief mitnehmen und ihn dort in den Briefkasten stecken, sodass Du eigentlich den Brief bekommen müsstest. Hoffentlich wird es Dir mit der Post nicht zuviel, denn in den letzten Tagen habe ich Dir ja schon zwei Briefe geschrieben. Aber ich wollte Dir nur noch schnell schreiben, dass wir nun doch noch länger hierbleiben und rege mich deswegen auch nicht mehr auf, denn erstens kann man daran doch nichts

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