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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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sogar Vater holt jetzt immer selbst Kohlen aus dem Keller. Nur Montag und Sonntag tut es Elli. All das was Du heute fragst, hatte ich Dir in meinem Freitagsbrief geschrieben. Mit Arbeiten kann ich jetzt nicht aufhören, da wäre ich doch zu töricht. Bis sechs Wochen vor der Geburt muß ich ins Geschäft, dann bekomme ich Krankengeld bis sechs Wochen nach der Entbindung und außerdem so lange Stillgeld, als wie ich dies tue. Außerdem bekomme ich doch von der Firma dann einen kleinen Teil Babywäsche, und das ist doch jetzt viel wert. Ich bin nur jetzt immer ein bissel abgespannt, und immer sehr sehr viel müde, könnte immerzu schlafen und bin oft abends zu müde Dir noch Deinen Brief zu schreiben. Beim Arzt war ich doch nun, das hatte ich Dir auch am Freitag mitgeschrieben. War bei
Frauenarzt Dr. Hentscher in der Stieglitzstraße. Er war sehr korrekt, nur bin ich durch Frau Dr. Weise doch eine individuellere Behandlung gewöhnt. Aber ich dachte, wenn nachher mal was ist, so daß ein Arzt notwendig ist, so ist es so besser. Er hat gar nichts weiter gesagt, nur bestätigt, daß es im dritten Monat ist. Nun habe ich auch gleich meine Vollmilchkarte und Nährmittelkarte bekomme. Auf die Milch freue ich mich, da können wir doch auch mal, wenn Du auf Urlaub da bist, Pudding kochen. Die Nährmittel teile ich zwischen Mutter und Mutti, und einen kleinen Teil hebe ich mir selber auf. Nach einem Bezugsschein für den Mantel bin ich noch nicht gewesen, denn die Bezugsscheinstellen hatten mal wieder bis heute zu und nun bin ich erst wieder in 14 Tagen dran, aber dann rücke ich denen gehörig auf die Bude. Du hast wohl recht, als ich Dir schrieb, was ich mir alles kaufen wollte, aber wenn ich auch will, so kann ich nicht, auch das hatte ich Dir doch im letzten Brief geschrieben, denn ich bin vollkommen blank. Meine letzten 40 M habe ich Gretes Schwester ins Sudetenland mitgegeben. Habe nun noch 20 M an Lisa Schulden. Das Geld was ich morgen bekomme, geht auch zur Hälfte wieder weg, Miete 30 M, Licht acht M, Mutter fünf M, Radio und Zeitung vier M, Versicherung 15 M. Die andere Hälfte ist für Weihnachten, da kann man sowieso keine großen Sprünge machen. Hoffentlich bekomme ich von Lieberoth was zu Weihnachten, ich könnte es wirklich sehr gut gebrauchen, aber ich will mal lieber auch nicht so sehr darauf spitzen. Der Mantelstoff sieht dunkelblau aus, und ist ganz schön dick. Das Meter kostet zwar nur acht M, aber dafür ist es Kriegsware, und wenn er da kaputt geht, ärgert man sich wenigstens nicht darüber. Ich habe so das Gefühl, als ob ich ihn vom Meister zu Weihnachten bekomme. Mit dem Essen machst Du Dir bestimmt auch unnötige Sorge. Seitdem Frau Kolbe jetzt hier ist, gibt es bei uns immer mal was Gutes. Gestern abend Rehbraten, und auch für Sonntag haben wir ein Stück Reh eingelegt. Auch Gulasch machen wir uns öfter mal. Jetzt brachte sie sogar mal über ein Stück Butter angeschleppt, aber die heben wir zum Backen auf. Da weißt Du anscheinend auch noch gar nichts von unserem Gänsebratenessen? Ich hatte Dir auch davon am Freitag mitgeschrieben und am Sonntag eine schöne fettige Gänsebratenkarte geschickt. Frau Kolbe hatte von ihrer Schwester eine halbe geschenkt bekommen, und die haben wir nun aufgefressen. Ich kann Dir aber verraten, daß sie mir gar nicht sehr gut bekommen ist, man ist wirklich nichts Gutes mehr gewöhnt. Rohe Klöße gab es dazu von Schneider Fritz (welcher auch dazu eingeladen war) gemacht, Rotkrautsalat, Sellerie, Apfelmus. Also ganz fürstlich. Montag früh hatte ich aber bereits wieder geopfert, und war es mir auch den ganzen Tag über mies. Ich träume auch so oft dummes Zeug von Dir und mir, es wird wirklich Zeit daß Du mal kommst. Nun sind es ja bloß noch 14 Tage. Es ist bald zu schön um wahr zu sein. Ich werde Dich von der Bahn abholen, und wenn es nachts 2 oder 3 Uhr ist. Ach wird das eine schöne Zeit werden, Richtig ausschlafen mit Dir und dann machen wir keinen Handstreich mehr als nötig und genießen die Zeit so richtig. Stollen, die schwer im Magen liegen, werden wir nicht backen können, dann ich habe außer Butter nur das, was mir Frau Ziemer geschickt hat. Eier habe ich nicht ein Gramm bekommen. Ich mache den Teig wieder mit Mutti und Lisa zusammen. Die beiden haben etwas Mandeln da, und ich dafür ein Pfund Rosinen und Zitronat. Zwei Stollen werden es bestimmt. Allerdings werden wir auch da die Rosinen suchen können. Aber das tut nichts, gegessen wird es. Jetzt

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