Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
nun auch noch rumgehen. Halte bloß die Daumen, daß es mit Weihnachten klappt, sonst werd ich verrückt.
Ich will nun für heute schließen, hast Du denn den Brief mit den Urkunden bekommen? Dort sollten auch erst diese Abschriften mit hinein, was mir aber dann zu riskant war. Dein Brief kam schon am Sonnabend und ist doch nun alles wieder in schönster Ordnung, ich habe Deine viele Post bekommen und Du meine.
Nun bleib gesund und munter und behalt immer recht lieb
Deine kleine Lenifrau.
Fragment eines Briefes von Leni von Ende November 1941
...Überhaupt bin ich jetzt etwas erkältet. Einen starken Schnupfen (kleiner Mann, Du wirst mich doch nicht angesteckt haben), dazu ein bißchen Hals... und eine Schwerhörigkeit, die aber auch bestimmt mit durch den Schnupfen da ist. Ich schreibe Dir dies aber nicht, damit Du Dir Sorgen machst, denn dazu ist absolut kein Grund vorhanden, sondern nur, weil Du eben alles gern wissen möchtest und ich Dir ja auch alles schreiben will. Im übrigen wirst Du Dich wundern, wie mollig ich geworden bin, vielleicht schämst Du Dich gar mit mir auf die Straße zu gehen. Sag mal, warum hat man Dir denn das Urlaubsgesuch abgelehnt? Ich würde es immer wieder versuchen, vielleicht klappt es doch mal. Nur nicht gerade am Sonntag über acht Tage, denn da ist bei uns große Wäsche. Und nun muß ich meinen alten Strolch erst mal wieder bedauern. Da hast Du Dich nun gefreut, wieder dort wegzukommen, und doch wird es wieder nichts. Aber gib nur die Hoffnung nicht auf; vielleicht geht es doch schneller als Ihr glaubt. Illustrierte werde ich mal hamstern gehen, schwer ist es ja auch, denn ich bekomme nicht mal regelmäßig die Berliner. Ich sehe schon, wenn Du dann Urlaub hast, liegst Du die ganze Zeit auf dem Kanapee und fütterst Deinen Geist. Wenn Mutti Dir schreibt, daß Mutter nicht sehr glänzend aussieht, so hat sie zum Teil recht, Dies wäre nicht der Fall, wenn sie all das, was sie auf ihre Marken bekommt, essen würde. Sie gibt aber alles Vater und lebt fast die ganze Woche von Marmeladenbrot. Ich bringe ihnen jetzt schon jeden Tag Essen mit aus dem Geschäft, und ein kleines bissel hilft es doch schließlich immer. Auch habe ich es ihr schon so oft gesagt, aber sie meint eben, Vater müsse arbeiten und da ist sie durch nichts, aber auch gar nichts abzubringen. Aber nun sorge Dich bitte nicht auch noch darum, wir werden’s schon schaffen und zu Weihnachten bekommt ja Mutter eine Wurst von mir. Am Sonntag haben wir nun den ersten Advent. Vielleicht habt Ihr dort einen Kranz, damit es ein bißchen festlich aussieht. Hier ist es ganz mies. Von Adventskränzen keine Spur, wo ich mich doch schon das ganze Jahr darauf freue. Es wäre doch wirklich ein bißchen Freude und ein bißchen Glück. Vielleicht schnappe ich auch noch einen Koffer und fahre mal in die Hart mir selber ein bißchen Reisig holen. Was meinst Du? Und wie machen wir es denn mit Weihnachten? Ich möchte Dir doch nun auch bald ein kleines Päckchen fertig machen. Unter was für einer Anschrift kann ich das nun schicken? Und wohin kann ich denn nun endlich mal das Wollzeug, Kernseife und Rasierklingen schicken? Ich habe das tüchtig satt, man weiß gar nicht wo und wie und wann und was. Und ich denke doch jetzt so sehr viel an Dich und habe so riesengroße Sehnsucht nach meinem kleinen Mann. Sie wird ja etwas anderer Art sein als Deine. Ich meine nicht so körperlicher Art. Jedenfalls denke ich jetzt jeden Tag sehr sehr viel an Dich und bin ganz glücklich, wenn Du dann endlich Deinen Urlaub hast.
Für heute will ich nun schließen, bleib hübsch gesund und munter, ich werde fest die Daumen drücken, daß es bald weggeht dort, vielleicht rollt Ihr gar schon. Am Sonnabend muß ich mal wieder arbeiten, Frau Berthold vertreten, ihr Mann ist 14 Tage auf Urlaub da, und da bin ich nun vorn bei den Angestellten und muß parieren. Heute kamen Deine Briefe an.
Nimm nun 1000 liebe Grüße und einen Süßen
von Deiner kleinen Lenifrau.
O.U., den 4.12. 41
Meine liebe kleine Lenimaus!
Zuerst einmal recht vielen Dank für Deine liebe Karte vom 1.12., die erste Post nach über einer Woche warten, die heute von Dir eintraf. Vorgestern traf Mutters Karte vom 28.11. ein, also ein ganz miserable Postverbindung. Aber jedenfalls habe ich mich sehr darüber gefreut, denn die Post ist die einzige freudige Abwechslung. Seit zwei Tagen sind wir hier nun technisch beurteilt worden und habe ich da, wie vorauszusehen
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