Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Schreibkunst. Grüsse bitte alle von mir, vor allen Dingen natürlich beide Eltern. Dir für heute recht viele Grüsse und Küsse und behalt recht lieb
Deinen Hans.
Lieber Strolch! ½ 9 Uhr haben wir Brot bekommen und um 9 Uhr trafen Deine zwei Briefe und Mutters Brief ein. Werde sie morgen beantworten und danke Euch sehr dafür. Sind das nun alle Urkunden oder kommen da noch welche? Wenn ja, dann direkt nach Köslin. Die Zeugnisabschriften kannst Du mir nun ruhig hier-her schicken. Aber alle Post postlagernd und nicht unter Feldpost.
Nochmals viele Grüsse
Dein Dichliebender Strolch.
Dienstag, d. 25.11.
Jetzt ist die neue Feldpostnummer L 19119 (J) Lg.P.A. Berlin, da. Schicke mir ausser Briefen keine Päckchen, denn wir fahren doch wahrscheinlich zwischen 1. und 3.12. hier weg. Gott sei Dank, in Eile
Hans
O.U., den 26.11. 41
Meine liebe kleine Lenifrau!
Gestern abend kam, wie Dir bereits gestern geschrieben, Dein lieber Brief an und bin ich über den Inhalt sehr froh und nochmals besten Dank dafür. Nun scheinst Du doch noch in den Besitz aller Briefe gekommen zu sein, so dass Du wohl nun wieder ganz und gar zufrieden mit mir bist. Also das nächste mal mach Dir nicht wider solche unnützen Sorgen, denn wenn schon mal was mit mir los ist, da kommt sowieso von mir beizeiten ein Klagebrief wie letztens. Dein Daumenhalten scheint doch etwas genützt zu haben, denn wir fahren wahrscheinlich zwischen 1. und 3.12. hier weg und Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie froh ich darüber bin. Jetzt fangen sie hier wie seinerzeit in Köthen mit Beurteilungen an, na wenn sie mich mal fragen, werden sie auf technischem Gebiet ihr blaues Wunder erleben. Aber erst mal ein Stück weg von hier, dann kann mir alles egal sein. Dass Du uns um unsere Morgenruhe beneidest, kann ich verstehen, aber wenn das Kind dann da ist, kleiner Strolch, gehst Du nicht mehr auf Arbeit und dann holst Du alles nach. Bei uns ist jeden früh grosser Kampf, dass wir überhaupt aufstehen und sind wir durch den Dienst sehr verwöhnt. Ja, das mit dem Essenholen und Stubenreinemachen gehört nun dazu, trotzdem ich von meinen Truppführerrechten herzlich wenig Gebrauch mache. Aber als man mich mal auf den Süssen bei einer Gelegenheit nehmen wollte, bin ich saugrob geworden und nun respektiert man mich, wenn auch mal hie und da etwas Opposition da ist, weil ich nur Gefreiter bin. Aber das lässt mich kalt, denn sonst lasse ich die Brüder auch in Ruhe. Na, das mal nebenbei. Die Nuppelfrage kann ich natürlich hier nicht lösen, aber gelöst wird sie, darauf kannst Du Dich verlassen. Da habe ich als angehender Vater noch ganz andere Sorgen und die grösste ist die mit meiner Eisenbahn. Deswegen auch der Unteroffizier-Ton in dem bewussten Briefe. Ja kleiner Hase, da werden wir nicht einig. Ich bestehe jedenfalls darauf, dass verkauft wird und ich will Dir nochmals meine Gründe darlegen, die Du durch nichts umwerfen kannst. Durch das freudige kommende Ereignis habe ich jedes Interesse an dieser Spielerei verloren und sollte ich nach Jahren wieder mal solch Interesse finden, dann kann man sich allemal etwas leisten. Die Eisenbahn betrachte ich jetzt als seinerzeitige Kapitalanlage und da mein jetziges Interesse sich zu Kinderwagen und ähnlichen Gegenständen hinzieht, wirst Du mir doch nicht verwehren wollen, mein sauer erspartes Geld in derartige Sachen zu investieren. Auf der anderen Seite, wenn Du nicht annoncierst oder auf eine derartige Annonce antwortest, bringst Du meinen kargen Wehrsold noch mehr zum schwinden, denn dann muss ich die Kosten für die Anzeige, die ich dann auf alle Fälle loslasse, aus meiner Tasche bezahlen. Und das Rommégeld wird nicht genommen, denn das will ich gespart wissen für unsere erste Ferienreise zu dritt. Also Du kannst es drehen und wenden, es wird doch verkauft und Nachfrage ist bestimmt da, so dass Du doch einen ganz schönen Betrag erzielen wirst. Ob es natürlich für alle Ausgaben reicht, weiss ich nicht, aber ein schöner Zuschuss ist es auf alle Fälle. Ich rechne nun mit Deiner Zustimmung und wenn Du mir bis zum 15.12. nicht schreibst, dass Du verkauft hast, dann nehme ich die Sache selbst in die Hand. Und damit wollen wir das Kapitel Eisenbahn für immer schliessen. Die Urkunden habe ich heute nach Köslin geschickt, hoffentlich hat sich nun auch dieses Kapitel für immer erledigt. Mit den Zeugnisabschriften, die wahrscheinlich in den nächsten Tagen ankommen, warte ich nun doch, bis ich wieder
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