Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
jedem Abzug ein Bild bestellt und durfte dadurch gleich erst mal 6.10 hfl bezahlen und in 14 Tagen sind sie fertig. Da muss ich dann eben noch die angekreuzten Bilder nachbestellen und schicke Dir einstweilen dann alle fünfzig. Aus der Abrechnung hast Du ja nun schon ersehen, dass Frau Lehmann 50.– M geschickt hat und kannst Du ihr sagen, dass ich so bald als möglich das Gewünschte schicke. Heute traf nun Dein lieber Brief vom 18.6. ein, ich danke Dir recht vielmals dafür, kleine Maus und habe mich über den Brief und die beiliegenden Bilder sehr gefreut. Deinen Verzweiflungsschrei über das Wetter teile ich mit Dir, es ist wirklich zum Kotzen, aber gestern und heute war dafür herrliches Wetter bei uns und wird es sich bei Euch wohl auch geändert haben, sodass es mit den Erdbeeren doch noch was wird und Ihr auch die Wäsche bei Sonnenschein bewältigen könnt. Obwohl es jetzt hier gegen Abend ziemlich frisch geworden ist, möglich, dass es in der Nähe gewittert hat, rechne ich doch mit dem Fortbestand des schönen Wetters. Hoffentlich habt Ihr nun erfahren, was mit dem Meester eigentlich los ist und wenn Du zu ihm hinfährst, dann grüsse ihn vielmals von mir und ich lasse ihm recht gute Besserung wünschen. Verliere nur nicht den Mut, kleine Frau, es ist zwar in dem letzten Jahre viel schweres über Dich hereingebrochen, aber einmal muss doch unsere Sorgenserie ein Ende nehmen. Weisst Du, ich habe mich sehr gefreut, dass der Kamerad Noack von Euch erzählen konnte und habe ihn tüchtig nach allem noch ausgequetscht. Vielleicht kommt nun bald das letzte Butterpaket, dann habt Ihr wenigstens wieder was an Fettigkeiten im Hause, wie ich es nun mit der Butter für Lehmanns und Schramms mache, muss ich dann sehen, wenn ich sie gekauft habe. Es kann nämlich sein, dass ich schon Ende dieser Woche wieder nach Zwolle kommen. Mit der Kernseife für Lisa wird wohl nichts werden, das war ein Gelegenheitskauf bei der Marketenderware, die wir ja monatlich einmal bekommen. Sollte es im Juli wieder diese Seife geben, dann denke ich bestimmt an sie. Der Tommy fliegt ja jetzt seit paar Tagen wieder mächtig ein, aber ich will mit Dir optimistisch sein und hoffe, dass Ihr in Leipzig nun von weiteren Angriffen verschont bleibt. Ich glaube kaum, dass er mit Gas anfängt, denn es würde für ihn auch schwer werden. Gespannt bin ich nun, mit was für noch schweren Vergeltungswaffen unsere noch auspacken werden, aber die Entscheidung ist nun ins Rollen gekommen und wird dieses Jahr sich nun zeigen, wer den Krieg übersteht. Kleine Frau, mir geht es genau so wie Dir, auch ich habe solche Sehnsucht nach Dir und Heidi und mit Schmerzen habe ich auf die Bilder gewartet, damit ich mich mal wieder wenigstens bildlich an Euch erfreuen konnte. Der Leutnant hat mir auch versprochen, dass ich die nächste Dienstreise, die in die Nähe Leipzigs führt, mache. Allerdings sind die Dienstreisen jetzt dünn gesät bei der Urlaubssperre, aber wir wollen annehmen, dass wir Glück haben und da wird es schon bald einmal klappen. Es ist nur gut, dass da jetzt unser Heidikind als Sorgenbrecher Dir keine Zeit zum Grübeln lässt; sie sorgt bestimmt für Abwechslungen und Ueberraschungen, so eine z.B. wie bei Schramms. Ich bin ja auch stolz darauf, dass der kleine Kerl so an den Vati denkt. Sie scheint ja jetzt in das Alter zu kommen, wo sie den Grossen ein Loch in den Bauch fragen und oft dabei in Verlegenheit bringen. Ob das nun schon zu früh ist, weiss ich bei meinen mangelhaften Erziehungstalenten nicht, aber ich glaube, dagegen lässt sich nichts machen. Mit den Aufnahmen hast Du diesmal wirklich Pech gehabt, bei einer 1/100 muss schon ganz einwandfreie Beleuchtung sein, 1/50 genügt vollkommen bei schönem Wetter und lieber etwas über- als unterbelichtet, denn überbelichtet kann man noch ausarbeiten, falls der Fotograf die Zeit und Lust dazu hat. Die sechs Abzüge von der Nürnberger lasse ich sofort machen, wenn ich die Bilder in 14 Tagen bekomme. Warst Du zum Lesen meines Briefes im Kurbad Sanitas oder zu Hause? Ich frage nur, ob Du vielleicht noch Moorbäder in Leipzig nimmst. Für die Grüsse von Ilse und Spreewitzens besten Dank, sie haben da ja wieder Pech gehabt und vielleicht doch noch Glück. Weisst Du, ob Herbert wieder arbeitet? Grüsse sie bitte von mir wieder. Du, jetzt sehe ich nicht ganz klar mit der Butter, sind denn nun auch die letzten mit der Post geschickten fünf Pfund eingetroffen, das wäre ja fabelhaft schnell gegangen.
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