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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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dann bin ich mit Schlafen dran. Kleine Frau, da möchte ich schon mal in Deinen Armen schlafen und hättest Du da bestimmt Ruhe vor mir, aber ob Dir das recht wäre? Zum Schluss Dir nun wieder recht viele liebe Grüsse und Küsse, das Gleiche für das Heidikind. Grüsse beide Eltern von mir und bleibt alle recht gesund.
    Dein Dichliebender Hans.
     
     
     
    Leipzig, am 18.6. 44
    Mein lieber alter Strolch!
    Es regnet und regnet immer, und es scheint, als ob es überhaupt kein Sommer werden wolle. Die Erdbeeren reifen nicht, und wenn es so weiter geht, fault noch alles. Andere Jahre um diese Zeit hatten wir schon einen halben Zentner und diesmal noch gar nichts. Morgen gehen wir nun ins Waschhaus, hoffentlich haben wir zum Trocknen schönes Wetter, halte mal mit den Daumen, wenn Du gerade eine Hand mal frei hast. Heute war ich mit Mutti wieder in Wurzen. Papa geht es soweit gut, er hat immer großen Hunger. Die Ärzte schweigen sich aus. Zu Papa haben sie gesagt, er hätte eine Magenwandentzündung und Geschwür. Am Mittwoch will Lisa mal mit dem Arzt sprechen. Bis jetzt haben sie ihn noch nie erreicht. Hoffentlich wird es überhaupt mal wieder besser. Dein Kamerad ist ja nun wieder zurück, und hast Du Dir hoffentlich alles gut schmecken lassen. Auf die neuen fünf Pfund Butter freuen wir uns schon jetzt. Im Allgemeinen müssen wir dann eben warten bis es mit einer Dienstreise bei Dir mal klappt, und Du mal einen größeren Posten Butter mitbringen kannst. Vielleicht wird aber die Päckchensperre doch bald wieder aufgehoben. Wenn Du mal dran denkst, so kauf doch mal für Lisa ein Doppelstückchen Kernseife, und schicke es ihr bei Gelegenheit gleich selbst zu. Gestern Abend hat Frau Kürbis mich mal ins Kino verführt, Mutti war auch mit. ‘Die Gattin’ ein sehr netter Unterhaltungsfilm, mit Jenny Jugo, Viktor Stahl und W. Fritsch. Als wir wiederkamen habe ich dann noch Dein Päckchen fertig gemacht. In der Nacht waren wir wegen Luftgefahr 15 8) wieder aus den Betten geholt worden. Es hat aber nicht lange gedauert, nur man kann eben nicht gleich wieder einschlafen. Heute früh waren sie wieder sehr bedrohlich in unserer Nähe, gottlob gab es nur Voralarm. Der Krieg nimmt ja fürchterliche Formen an. Hoffentlich sind wir stark genug, daß wir das durchhalten, sonst sind wir geliefert. Ob noch Gas kommt? Kleiner Mann, ich habe so große Sehnsucht nach Dir. Ob’s noch lange bis zu einer Dienstreise ist? Durch Heidi kommt man ja nicht groß zum Nachdenken. Gestern war ich mit ihr mal bei Schramms. Ehe wir gingen, sagte ich zu Mutter: “Ich will mir nur mal das Geld holen.” Und das erste, was Heidi bei Schramms vorbrachte war: “Wir wollen Geld holen.” Kannst Du sehen, wie sie aufpaßt. Sie denkt viel an Dich. Wenn wir die Treppe hochsteigen, geht’s immer: “Hier wohnt?” Und ich sage dann immer: “Tante Lehmann” usw. Gestern, als wir oben bei uns waren: “Hier wohnt?” Ich sage: “Heidi” und “Heidi”, ich: “und Mutti und...” “und Oma” “und...” “und Opa” “und ...” “und weiter niemand”, sage ich. Drauf Heidi: “Und Vati, Mutti.” Ist das nicht rührend? Sie ist jetzt überhaupt ein richtiges kleines Fragezeichen, und fragt viel zu viel für ihr Alter, wie sie ja im Ganzen viel zu weit ist. Noch was zu dem Film. Der ganze Film ist leider unterbelichtet. Ich habe fast immer mit einer 1/100 geknipst und das ist wohl zu wenig um diese Jahreszeit. Mir tut das sehr leid, denn die Bilder auf der Wiese wären sonst sehr hübsch geworden. Alle, die ich angekreuzt habe, schickst Du mir doch bitte einen Abzug her. Die allerletzte Aufnahme ist die Nürnberger Nr. 50. Sie habe ich nicht angekreuzt, von ihr laß mir doch noch bitte mal sechs Abzüge machen und schicke sie mir mit her.
    Nun aber mal zu Deinem lieben langen Brief, der gestern Nachmittag eintraf und den ich in der Wanne gelesen habe. Zuvor war ich mit Heidi eine halbe Stunde unten und hatten dabei Ilse getroffen. Wir sollen Dich von ihr und Spreewitzens grüßen. Ihre Wohnung hat auch ganz schön gelitten. Wände und Türen kaputt und der Badeofen zusammengestürzt. Daß nun alle Butter eingegangen ist, hatte ich Dir ja schon geschrieben und war die Freude überall sehr groß. Ich glaube Dir gern, daß Du in den nächsten Wochen nicht groß zum Schreiben kommen wirst. Du brauchst keine Angst zu haben, daß ich darüber böse wäre. Kleiner Mann, ich kenne doch die Gründe und weiß, daß Du mich trotzdem nicht vergißt. Aber

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