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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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mit Mutti im Garten, und haben wir zwei Körbchen Erdbeeren abgenommen. Man findet mehr faule als reife und ist es ein großer Jammer. Dabei regnet es ununterbrochen weiter. Die zwei Körbe habe ich bekommen und habe ich gleich Marmelade gekocht, und sind es so zehn bis zwölf Pfund geworden. Es wird wahrscheinlich auch alles sein. Heidi geht es gut. Heute war sie auf dem Balkon, und als Karin und Wolfgang unten “Heidi” riefen, brüllte sie plötzlich runter: “Du Schweinehund du.” Was sagst Du dazu? Macht sie sich nicht herrlich? Es ist eine richtige Gurke. Du fragst in Deinem Brief, ob Du nochmals Büchsenmilch schicken sollst. Wenn Du noch mal welche bekommst, so nimm ruhig noch mal was. Und weißt Du, nach was ich sehr scharf bin? Nach paar Zitronen! Vielleicht klappt es mal. Aber anderen Kleinkram kaufe nicht mehr, höchstens wenn ich mal danach schreibe wie z.B. für Mutti und Lisa ein Stück Kernseife. Von Deinem Kameraden Noack war nicht der Sohn gestorben, sondern ein Neffe, und wundert es mich, daß er deswegen Urlaub bekommen hat. Hoffentlich hast Du das Paket nicht bis zum 27. stehen lassen, denn sonst ist ja der Kuchen hart geworden, und wäre es wirklich sehr schade drum. Was Du da wegen Deiner Paketsucherei im Schlafe schreibst, ist ja wirklich allerhand. Danach mußt Du doch ganz schön fertig sein. Wenn Du hier bist, schläfst Du Dich mal richtig aus, ja?
    Und nun will ich schließen, kleiner Mann. Feiere für Dich ein klein bissel. Leiste Dir auch mal was und denke mal ab und zu an
    Deine Lenifrau und das Heidikind, die Dir viele liebe Grüße und Süße schicken.
     
     
     
    E.O., den 25.6. 44
    Meine liebe kleine Lenifrau!
    Recht vielen Dank für Deinen lieben Brief vom 21.6., den ich nun gleich beantworten will. Ich sitze jetzt auf der Wache, es ist ½ 11 Uhr und um 12 bis 2 Uhr stehen ich mit einem anderen Kapo Posten, also noch eineinhalb Stunde Zeit zum (Schlafen) Schreiben. Der Raum ist zwar nicht besonders zum Schreiben geeignet, aber Du wirst mir das Geschreibsel entziffern können. Es freut mich, dass nun auch die letzte Butter angekommen ist, man schwebt dabei immer zwischen Hangen und Bangen. Hoffentlich hast Du nun öfters Gelegenheit, mit Heidi kleine Radpartien zu machen, denn das Wetter ist ja hier jetzt in Ordnung und müßte eigentlich bei Euch auch so sein. Ich kann mir denken, dass es Heidi Spass macht, wer von Kindern würde sich nicht freuen, auf dem Rad spazieren gefahren zu werden. Dass es mit Tante Gretchen so schlimm steht, habe ich nicht gedacht, aber bei ihrem Alter muss man auf das Schlimmste gefasst sein. Es ist wirklich mehr als rücksichtslos, dass die Ärzte so schonungslos vorgehen, es ist dann kein Wunder, wenn sich die älteren Leute überflüssig auf der Welt vorkommen. Gestern habe ich an Schramms und Tante Gretchen geschrieben. Grüsse doch alle von mir und lasse ich Tante Gretchen recht gute Besserung wünschen. Weisst Du, ich kann mich nur mit Zweckoptimismus wappnen und hoffen, dass es mit ihr wieder besser wird; es ist tatsächlich zum Kotzen, dass diese älteren Menschen nicht einmal in Ruhe ihr Alter geniessen können. Und nun ist es bei Euch mit der Ruhe also auch wieder vorbei; vielleicht bleibt Ihr aber doch von neuen Angriffen verschont. Dass Du Dir Sorgen machst, ist durchaus verständlich, aber kleine Frau, es geht jetzt wirklich dem Ende zu. Ich habe hier vielleicht gut reden, wo ich doch noch mehr Ruhe habe als Ihr, aber Du darfst jetzt nicht schlapp machen. Es ist ja schon so, wie Du schreibst, sieben Jahre sind wir nun zusammen und über drei bin ich schon von zu Hause weg, sodass wir nicht viel voneinander gehabt haben. Aber ich habe die Ueberzeugung, dass wir doch noch vieles nachholen können und müssen wir eben auch diese letzte Strecke überwinden. Es wird vielleicht nicht wieder so wie vor dem Kriege werden, denn zu viele fehlen dann um uns, aber wir werden es uns so einrichten, dass wir vielleicht die Trennung vergessen. Es hat nun keinen Zweck, Dir zu schreiben, dass es keinen Gaskrieg gibt, oder dass keine Luftangriffe mehr kommen, aber ich glaube das erstens nicht und Angriffe kann es meiner Ansicht nach nicht mehr lange geben. Denn in Frankreich wird sich in den nächsten Wochen und Monaten die Entscheidung abspielen und hoffentlich setzt dann auch die angekündete Vergeltungswaffe Nummer zwei ein. Jedenfalls rechne ich, dass der Krieg so gut wie dieses Jahr entschieden wird. Es bleibt uns nichts weiter übrig, als die

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