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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Ja, nun muss ich doch für heute Schluss machen und morgen weiter schreiben, denn jetzt muss ich mich für die Wache fertig machen. Also bis morgen.
    22.6. nachmittags, so, kleine Frau, jetzt nehme ich mir die Zeit, weiter zu schreiben. Die Tage vom Beginn der Invasion bis jetzt waren reichlich mit Dienst ausgefüllt und habe ich einen Tag um den anderen U.v.D., Wachhabender und Geräteverwalter gespielt, dazu nur zwei Stunden Schlaf nachts, sodass es nie gereicht hatte. Gestern ist das nun alles geändert worden und habe ich da zwei Stunden Wache geschoben und fünf Stunden geschlafen. Ausserdem nochmals heute früh von 9 - ½ 1 Uhr geschlafen, da sieht die Welt gleich wieder ganz anders aus. Da werd ich jetzt wieder pünktlicher schreiben können und werde nun gleich morgen Mutters Brief beantworten. Wenn es jetzt auch nicht so rosig im Westen aussieht, so bin ich doch guten Mutes, dass der Krieg doch noch dieses Jahr sein Ende findet; es wird aber auch Zeit, dass man wieder nach Hause kommt. Ihr hattet ja wirklich Pech bei dem Gewitter; als ich heute früh zum Schlafen ging, war der ganze Himmel grau und bedeckt, aber der Wind hat alles auseinander getrieben und jetzt scheint wieder die Sonne. Ich hatte früh von 4 - 6 Uhr Wache und bin im Mantel losgezogen mit hochgeschlagenem Kragen und das nennt sich nun Sommer. Aber vielleicht erholen sich jetzt nun im Garten die Erdbeeren, damit nicht Eure ganze Arbeit umsonst war. Dich und Heidi möchte ich schon mal sehen, wenn Ihr in den unmöglichsten Stellungen im Bett liegt, Heidi ist demnach darin ganz nach Dir geraten. Ich glaube, dass Dir ‘Fidelio’ ganz bestimmt gut gefallen wird, denn man kann zum ‘Troubadour’ da keinen Vergleich ziehen. Hoffentlich hast Du einen guten Platz und ist die Besetzung in Ordnung, damit Du einen recht grossen Genuss hast. Vorgestern hatten wir schon wieder Wehrbetreuung, aber die hätte lieber ausfallen können, denn es war unter aller Kanone. Hat sich denn Martin nun wieder heimgefunden aus Dresden, vielleicht hat er nur eine Panne gehabt. Vater hat da ja in Naumburg ein ganz gutes Geschäft gemacht. War er denn nüchtern, als er zurückkam? Dem Kameraden Noack hat es bei uns ganz gut gefallen. Er ist jetzt hier als Mädchen für alles angestellt, da er keine Wache mitmachen kann. Ihr würdet mit dem Kopf schütteln, wenn Ihr die Leute sehen würdet, die manchmal zu uns versetzt werden, da merkt man, dass es das fünfte Kriegsjahr ist und nicht mehr allzu lang gehen kann. Vorgestern bin ich nach ca. drei Wochen das erste mal wieder nach Arnheim ausgegangen, da ich ...
    (Rest fehlt)
     
     
     
    Leipzig, den 23.6. 1944
    Mein lieber alter Strolch!
    Und wieder einmal ist’s soweit, daß ich mit all meinen Geburtstagswünschen brieflich zu Dir komme. Kleiner Mann, an allererster Stelle wünsche ich Dir und mir, daß Du uns gesund an Leib und Seele aus diesem Krieg heimkehren mögest, und wir uns dann unser Leben nach unseren Wünschen wieder aufbauen können, daß in Deinem neuen Lebensjahr endlich dieser Krieg sein Ende findet, und Du dann eine Beschäftigung findest, die Deinen Wünschen und Fähigkeiten entspricht, und wir Deinen nächsten Geburtstag alle zusammen mit Deinen und meinen Eltern im frohen Kreis feiern können. Ich stehe so ganz mit leeren Händen da, und kann Dir nichts geben als all meine Liebe, daran mußt Du immer denken, daß ich Dich lieb habe und brauche, vielleicht gibt es Dir wieder Kraft und Mut, wenn Du mal verzagen willst und Dich einsam fühlst. Eine ganz kleine Geburtstagsüberraschung habe ich Dir zugedacht, leider kommt sie erst in 14 Tagen an, und hoffe ich, daß Du darüber ein klein bissel Freude hast. Was es ist, verrate ich Dir aber noch nicht. Außerdem schicke ich heute ein kleines Päckchen mit ab, was drin ist, habe ich in Deinem Kleiderschrank gefunden, und nun bitte ich Dich, trag es immer und verleg es nicht wieder und vertraue darauf, daß es Dir Glück bringt. Halte es in Ehren, kleiner Mann, denn diesen Siegestaler hat schon mein Großvater getragen und Papa vier Jahre durch den Weltkrieg begleitet, und beiden ist er ein Talisman gewesen. (siehe Bd. 1) Wir werden am Abend des 27. ein Gläschen auf Dein Wohl trinken und mit Dir in Gedanken anstoßen, wie ja überhaupt alle meine Gedanken an diesem Tag bei Dir sein werden.
    Heute abend war ich in ‘Fidelio’. Es hat mir ganz großartig gefallen und bin ich restlos begeistert davon. Es war wirklich mal wieder ein Genuß. Gestern war ich

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