Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Zuversicht zu haben, dass wir uns recht gesund wiedersehen. Es ist schlimm, dass Ihr die Radpartien immer in Hinsicht auf Alarme verschieben müsst, aber Vorsicht ist besser, doch wird Euch schon soviel Zeit bleiben, dass Ihr nun in die Erdbeeren reinsteigen könnt und Euch daran gütlich tut. Hier hat es schon welche gegeben, aber ich hatte noch keine Gelegenheit. Den Preis weiss ich nicht, Kirschen kosten jetzt M 2.– das Pfund, ich habe gestern welche in Zwolle im W.-H. als Nachspeise bekommen. Der Meester soll sich nur nach seiner Entlassung sehr schonen und auch im Garten nicht so viel herumwürgen. Hoffentlich fühlt er sich etwas besser und darf er nun wieder alles essen. Ein Kamerad von meiner Stube, der auch Totalschaden in München hat, sagte mir, dass es durchaus möglich sei, dass betr. Maschwitzens Lotte Ernstes zu befürchten sei, denn Dachau hätte ziemlich schwer gelitten. Aber vielleicht ist Lotte M. evakuiert und hat sich bis jetzt noch nicht gemeldet.
Deine Abrechnung mit den zweimal 50.– Mark geht in Ordnung, kleine Frau, bloss was Du mit den 175.–M für Butter meintest, das habe ich nicht verstanden. Dieses Geld hast Du mir doch nicht geschickt. Ich lege heute wieder eine Abrechnung bei, denn ich habe wieder Verschiedenes gekauft und hoffe, dass es Dir recht war. Dein Guthaben beträgt jetzt noch M 91.55. Für Lisa habe ich ein Riegel Kernseife besorgt, allerdings teurer als die letzte. Bei der Hautkreme handelt es sich um alte ‘Tosca’, sehr gut, wenn Du sie nicht behalten willst, wirst Du sie sicherlich leicht los. Ebenfalls den Kaffee; Ich habe für Tante Berta dreiviertel Pfund gekauft und bekommt sie noch dazu eineinhalb Pfund Butter. Das gibt drei 500-Gramm- Päckchen und ich will versuchen, sie morgen auf der Deutschen Dienstpost loszuwerden. Wenn nicht, dann packe ich alles in ein Paket und muss sehen, dass ich es einem Kameraden ins Reich mitgeben kann. Auf die eineinhalb Pfund Butter von Tante Berta habe ich M 7.60 zugeschlagen und Deinem Konto gutgeschrieben. Die siebeneinhalb Pfund Butter und der Kaffee wird ein Paket und das ganze andere Zeug habe ich schon in eins gepackt; die Butter liegt hier noch im Kühlschrank; die kannst Du dann selbst verteilen, denn ich will sie ins Reich mitgeben und im Ganzen an Dich schicken. Jetzt soll ich nun jede Woche einmal nach Zwolle fahren, denn nach meinen Aalen ist reissend Nachfrage. Wenn es geht, schicke ich Euch auch mal welchen, aber ich muss die Gewissheit haben, dass er nicht länger als zwei Tage unterwegs ist. Weisst Du, dass Du ein ganz gefrässiges Genie von Mann hast? Ich habe Euch statt sechs nur vier Dosen Milch zurückgelegt und zwei für mich behalten. Dann habe ich mir noch ein Paket von dem Puddingpulver gekauft und heute hat mir der Koch den ersten Pudding gemacht. Eine grosse Schüssel voll, die ich im Laufe des Nachmittages verdrückt habe. Ausserdem habe ich mich mal verleiten lassen, was ich früher nicht gemacht hätte. Der Spiess sagte mir mal, dass er sich den Aal zu diesen Preisen nicht leisten könne. Da habe ich nun in Hinblick auf die Dienstreise in die Nähe Leipzigs ihm schon am letzten Mal und auch gestern je ein halbes Pfund Aal gegeben, die ich heraus gewogen hatte. Gestern tat er nun ganz gerührt und hat sich bei mir vielmals bedankt. Er ist heute zu seiner Frau gefahren und freute sich, dass er ihr den Fisch mitbringen konnte. Hoffentlich klappt es nun bald auch mit der Dienstreise! Nun muss ich aber wieder mal Schluss machen, denn wir müssen uns jetzt fertig machen; das Wetter ist prima und dann wird von 2 - 6 Uhr geschlafen. Bleib nun recht gesund, kleine Frau, drück Heidi von mir und recht viele Grüsse an Alle.
Dir recht viele liebe Grüße und Küsse und hab ich Dich immer noch schrecklich lieb. Entschuldige die schlechte Schrift, aber es geht hier nicht besser mit dem Schreiben.
Dein Dichliebender Hans.
Leipzig, den 28.6. 44
Mein lieber alter Strolch!
Dein lieber Brief kam gestern zu Deinem Geburtstag an, und danke ich Dir recht herzlich dafür. Es war ja wirklich ein lieber und langer Brief. Wie hast Du denn nun den Tag verlebt, hast Du ihm wenigstens einen kleinen festlichen Anstrich geben können? Ich habe sehr viel an Dich gedacht, hast Du das gespürt? Wir haben zur Feier des Tages am Abend ein, nein drei Glas Erdbeerbowle getrunken, mußten doch auf Dein Wohl anstoßen! Bis um 9 Uhr saß aber Frau Liebau, und gab mir die 100 M, die ich Dir hier mitschicke. Sie hat nun
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