Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
mal abgehoben. Mutti hat Deinen Brief noch nicht bekommen, aber wenn Du geschrieben hast, wird er ja bald ankommen. Martin hat wieder mal Schwein gehabt und ist noch mal vier Wochen zurückgestellt. Papa war ja nun zehn Tage weg und Vater kommt erst in 14 Tagen wieder, denn er bleibt vier Wochen. Er hat es wieder mal gut getroffen, denn er hat einen Zimmergenossen, der viel zusätzliches Essen hat und da hängt Vater natürlich mit drin. Haben auch schon Bohnenkaffee getrunken. Mit dem Fest glaube auch ich kaum, daß es klappen wird. Es wäre diesmal das erste Mal, daß Du nicht kommst. Einmal war’s ja auch am 27.12., aber da war ja für uns auch noch Weihnachten. Man muß sich damit auch eben abfinden, nur wenn das Kerlchen nicht wär, würde man gar nichts machen.
Von uns kann ich Dir berichten, daß alles noch in Ordnung und gesund ist, und das ist ja die Hauptsache. Ich war diese Woche jeden Nachmittag mit im Garten helfen, damit wir mit der Arbeit fertig werden. Nur heute nicht, weil Mutter mit Tante Anna auf dem Friedhof war. War da mit Heidi mal beim ‘Omichen und Tante Erika und Ulli’. Heute haben die beiden wunderbar zusammen gespielt. Morgen gehe ich aber nochmal raus, und dann wird es vielleicht fertig sein. Mutter geht jetzt immer dienstags und donnerstags zu Tante Anna früh helfen. Sie läßt sich das nicht ausreden, und da kann man nichts machen.
Und nun bin ich ganz schrecklich müde und will mich nun hinlegen. Heute hat Heidi Dir wieder einen Brief geschrieben. “Lieber Vati! Schicke mir doch bitte einen Roller und einen großen Brief und ein Kussel.” So hat sie dabei erzählt. Also nimm das für voll.
Und nun Dir mein alter lieber Strolch für heute recht viele liebe Grüße und Süße und vom Kerlchen auch mal ganz feste drücken.
Deine kleine Lenifrau.
E.O., den 26.10. 44
Meine liebe kleine Lenifrau!
Vier Briefe liegen nun jetzt vor mir, soviel Post habe ich lange nicht gehabt und kannst Du Dir denken, wie ich mich darüber gefreut habe. Habe Dir heute schon paar Zeilen geschickt, worin ich den Eingang Deines lieben Briefes vom 12.10. schrieb, den ich heute früh bei meiner Rückkehr aus Meinerzhagen vorfand. Heute Abend brachte man mir nun noch Deinen Brief vom 20., Mutters Brief vom 10. und von Vater einen Brief aus Brambach vom 16.10. An Mutter schreibe ich morgen einen großen Brief, an Vater will ich anschließend noch paar Zeilen schreiben, glaube aber kaum, dass er sie noch erhält. Kleine Frau, recht vielen Dank für Deine lieben Zeilen; das war wieder mal eine Auffrischung der Nerven und viel Liebe atmet der Brief aus. Besonders aber freut es mich zu hören, dass Ihr gesund und munter seid, das ist mir die größte Beruhigung. Es scheinen nun doch allerhand Briefe von Dir und von mir abhanden gekommen zu sein, aber wir wollen froh sein, dass überhaupt noch was ankommt. Du hast da ja immer reichlich geschrieben und ich habe ja auch bei jeder Gelegenheit Briefe mit ins Reich gegeben und mindestens auch zweimal in der Woche per Feldpost geschrieben. Da halt nur den Daumen, dass wenigstens der größte Teil meiner Pakete und Päckchen ankommt, denn da war verschiedentlich Corned beef und Dosenmilch dabei und in dem Paket, was heute nach Meinerzhagen weg und von dort an Dich geht, ist ja alles Konservenfleisch drin, sodass Du Deinen Appetit mal richtig stillen kannst. Von Meinerzhausen aus hatte ich Dir ja eine Adresse angegeben, an die Mutter mal ein Zigarettenpäckchen schicken kann, aber höchstens 36 Stück, im Fall es kommt in Verlust, damit der Ausfall nicht zu gross ist. Es tut mir leid, dass es jetzt bei Euch so knapp mit dem Essen ist, aber ich kann ja nun auch gar nichts mehr besorgen, hoffentlich kommt das Paket mit den vier Pfund ranziger Butter an, dass hilft vielleicht auch wieder, wenn Du die Butter erst auslässt. Die Herrenschuhe sind ja nun auch unterwegs, vielleicht kannst Du sie auf dem Lande gegen irgendetwas Fettigkeit eintauschen, so sie ankommen. Lieber wäre es mir schon gewesen, es wären Schuhe für Dich gewesen, aber da waren alle ernsthaften Bemühungen wirklich umsonst. Die Filme können wir uns nun in die Esse schreiben, denn das Haus in Arnheim steht nicht mehr. Da hebe nur die Bilder gut auf, damit ich sie später zu Hause ansehen kann. Seit unserem Stellungswechsel haben wir bedeutend mehr Ruhe und kommt es am Tage höchstens zweimal vor, dass wir uns verdrücken, aber das geschieht dann nur aus größter Vorsicht. Du hast ja nun
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