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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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denn nun das Päckchen mit der Puppe für das Heidikind eingetroffen und hat sie sich darüber gefreut? Sind denn unsere Väter nun von ihrem Kuraufenthalt zurück und haben sie sich auch zeitgemäß erholt? Wie geht es Mutter, sie hat doch auch meinen Brief erhalten? Heute Mittag hörte ich im Radio von den Weihnachtspäckchen, wie schnell ist doch das Jahr herum, aber mit einem Festurlaub dürfte wohl nicht zu rechnen sein. Na, lassen wir es aber erst einmal soweit sein. Nun will ich noch meine Klamotten packen und mich eine Stunde aufs Ohr legen, denn vor morgen früh sind wir doch nicht an Ort und Stelle und zum Schlafen kommt man während der Fahrt auch nicht. Ich denke immer viel an Euch und wie lange es wohl noch dauern könnte, bis wir wieder zusammen sind. Man kann es sich bald gar nicht mehr vorstellen, wie das ist, wenn es wieder Frieden ist, nur gut, dass sich der Mensch an alles gewöhnt, da wird uns auch die ruhige Zeit dann nicht unheimlich werden.
    Kleine Frau, nun bleib Du, Heidi und Alle recht gesund. Dir und Heidi viele liebe Grüsse und Küsse
    von Deinem Dichliebenden Hans.
    Recht viele Grüsse an die Eltern und alle anderen.
     
     
     
    Leipzig, den 25.10. 1944
    Mein lieber alter Strolch!
    Nach zehntägiger Wartezeit erhielt ich nun heute wieder Deine beiden lieben Briefe vom 12. und 21.10., und danke ich Dir wieder recht herzlich dafür. Zuerst war ich freudig überrascht, als ich den Poststempel Meinerzhagen las, denn ich nahm an daß Ihr nun doch ins Reich gekommen wart. Aber es war ja nur eine Dienstreise und diesmal leider ohne einen Abstecher nach Leipzig. Besonders herzlich danke ich Dir für das Stück Heide, ich habe es hinter ein Bildchen gesteckt, und dort soll es nun bleiben. Ich verstehe nicht, daß Du meine Post so schlecht bekommst. Kleiner Mann, Du weißt, daß ich Dir immer schreibe und noch mehr voll Sehnsucht an Dich denke. Woran das nun hängt, daß es nicht klappen will, kann ich mir auch nicht erklären. Hoffentlich taucht der eine oder andere Brief doch noch auf, schon damit Du Dich nicht gar so verlassen zu fühlen brauchst. Von den Päckchen ist bis jetzt noch nichts angekommen, halte mit mir den Daumen, damit nicht alles verloren geht und wenigstens etwas ankommt, besonders auch Heidis neue ‘Mimmi’, denn das soll ja ein Weihnachtsgeschenk für sie werden. Die Kaufwaren finden ganz besonders dankbare Abnehmer, aber den größten Teil werde ich wohl stehen lasse und aufheben, denn man weiß nicht, was noch kommt. Hast Du es Dir auch nicht vom Mund abgekratzt, denn das sollst Du nicht. Aber hier ist es wirklich jetzt schlimm mit der Esserei. Heute gab’s Wurstsuppe und Heidi Grießbrei. Dabei hat man in einer Stunde wieder Hunger. Aber an dem Kerlchen lasse ich es nicht fehlen, da brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen. Das mit der Butter ist ja wirklich eine große, aber angenehme Überraschung. Es mußte wohl so sein, denn augenblicklich können wir es dringend gebrauchen. Davon wird auch gleich ein bissel kleines Weihnachtsgebäck gebacken für Dich, denn bis zum 30. muß das aufgeliefert sein. Für Euch ist es ja schön, daß Ihr jetzt so gut verpflegt werdet, da läuft einem ja direkt das Wasser im Munde zusammen. Iß Dir nur einen richtigen Bauch an, denn wer weiß wie lange es anhält. Vorläufig hebe ich Dir die Schuhe auf. Aber man weiß ja nie was kommt, und eventl. mache ich doch mal von Deinem Angebot Gebrauch, aber bestimmt nur in der größten Not. Daß Du jetzt wieder viel Arbeit hast, glaube ich Dir gern, denn es kostet schon viel Schweiß, bis der ganze Apparat wieder läuft. Wie war es denn nun in Meinerzhagen? Es war doch wenigstens mal eine kleine Abwechslung. Bist Du hin und zurück mit dem Auto gefahren? Jetzt bei der Kälte auch nicht gerade ein Vergnügen. Das Paket, was Du da mitgenommen hast, hat ja einen enormen Wert. Meinst Du, daß es sich bis Weihnachten hält? Da hätten wir doch wenigstens für unsere Eltern ein schönes Weihnachtsgeschenk. Denn sonst kann man ja dieses Jahr nichts schenken. Ein Guthaben habe ich doch bei Dir nicht mehr. Ich jedenfalls habe hier alles aufgestellt und sind alle Konten gelöscht. Wie ist denn das mit der Butter? Muß die noch bezahlt werden oder ist das schon mit verrechnet seinerzeit? Und was kosten denn die Konserven? Du hast schon recht, man wird jetzt reich. Seit wir kein Geld mehr an Dich schicken, weiß ich auch nicht, was man mit dem Geld machen soll. Ich habe das Geld für diesen Monat noch nicht

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